Trotz Regen und Kälte kamen in diesem Jahr viele Pilger aus ganz Baden zur Wallfahrtskirche »Maria zu den Ketten«, um gemeinsam das Hochfest »Mariä Lichtmess« gemeinsam zu feiern. Aus Renchen, aus dem Kinzigtal, Bühlertal, aus den Dörfern des Schwarzwaldes und der Rheinebene kamen viele Marienverehrer nach Zell, um ihre Kerzen anzuzünden und um Schutz und Segen für Haus und Bewohner zu bitten.
Die Kapuzinerbrüder waren den ganzen Tag im Einsatz, um mit den Gläubigen zu bitten und zu beten. Viele unvergessene und berührende Erinnerungen aus der Jugend- und Kinderzeit wurden wieder wach. Als Festprediger konnte Bruder Norbert Schlenker gewonnen werden. Er war lange Jahre in Zell am Harmersbach als Stadtpfarrer tätig. Danach wurde der volkstümliche Prediger und Ordensmann im größten deutschen Wallfahrtsort Altötting mit dem hohen Amt als Guardian und stellvertretender Wallfahrtsrektor betraut. In ganz Bayern ist er beliebt und für seine Arbeit und sein Wirken hoch angesehen.
Zahl 40 hat besondere Bedeutung
In seinem Predigtwort wies Bruder Norbert darauf hin, dass die Zahl 40 eine besondere Bedeutung in der Bibel habe. Wenn die Kirche 40 Tage nach Weihnachten die Darstellung des Herrn als nachweihnachtliches Fest feiere, kann dies auch für alle helfen, den tieferen Gehalt der Berichte der Bibel zu erkennen. Die Eltern bringen ihren Erstgeborenen in den Tempel, damit er dem Herrn geweiht wird. Wenn die Kirche dieses Geschehen bewusst ins Blickfeld rücke, solle dies helfen, den tieferen Gehalt für alle zugänglich zu machen.
Die Zahl 40 – so Bruder Norbert – begegne in der Bibel oft im Zusammenhang mit einer Vorbereitung: 40 Tage und Nächte regnet es unentwegt, bis Noah die Arche verlassen konnte, 40 Tage lang ist Israel in der Wüste unterwegs, bevor er das gelobte Land erreicht. 40 Tage fastet Jesus in der Wüste, bevor er in die Öffentlichkeit tritt. Die Zahl 40 stehe also für einen Zeitraum, der Wende und Neubeginn ermöglicht – und das sei ein wichtiger Hinweis. An Weihnachten wird Gott Mensch, er wird als kleines Kind im Stall von Bethlehem nahbar für uns. Wenn das Kind Jesus in den Tempel gebracht wird, wird öffentlich bezeugt, dass Gott einen ganz neuen Schritt tut, den Bund mit seinem Volk weiter zu entfalten. Simon und Hanna, die beiden Vertreter des Alten Bundes, die sehnsüchtig auf diese Begegnung gewartet haben, sind die Zeugen dafür.
Auch zu uns komme der Herr jetzt in der Feier der Eucharistie, im Wort und im Mahl. »Er ist das Licht für alle Menschen und die Völker«, so Bruder Norbert: »Wie wollen ihn in unserer Mitte grüßen und Erbarmen erbitten.«
Weihe der Kerzen
Im Gottesdienst fand für alle Kirchenbesucher die Kerzenweihe statt. Die geweihten Kerzen sollen Haus und Hof und die Menschen, die darin wohnten, vor Krankheit und Unglück bewahren. Noch heute wird in den katholischen Kirchen der Blasiussegen gespendet. Der Priester, der den Segen spendet, hält zwei überkreuzte Kerzen vor den Gläubigen und spricht folgendes Gebet: Durch die Fürsprache des heiligen Bischofs und Märtyrers Blasius befreie und bewahre Dich der Herr vor allen Übeln des Halses und jedem anderen Übel.
Der heilige Blasius – Bischof von Sebaste – war der Überlieferung zufolge Bischof von Sebaste in Kleinasien. Er zählt zu den 14 Nothelfern, die in der katholischen Kirche als Schutzpatron im Gebet angerufen werden. Die bekannteste Erzählung über Blasius berichtete, wie er während seiner Gefangenschaft in einem römischen Gefängnis einem jungen Mann, der an einer Fischgräte zu ersticken drohte, das Leben rettete. Der Bischof selbst wurde zu Zeiten der römischen Christenverfolgung im Jahr 316 enthauptet.