»Mit meiner Tochter hab’ ich mich mal auf den Weg gemacht«, erzählt Matthias Fritsch von jenem Sonntag, an dem er seiner Fünfjährigen eine Entdeckungsreise zu Zells Spielplätzen bescherte, »wir haben fast alle von den vierundzwanzig an einem Tag durchgekriegt, das war DAS Highlight natürlich«, schmunzelt er – nicht zuletzt auch über den anschließend festen Schlaf der Kleinen.





Aber nicht nur als Vater ist der 36-Jährige engagiert, sondern auch als Zells Betriebshofleiter. Und als solcher ist er – passenderweise – zuständig für die Umsetzung der anno 2018 auf der Basis einer umfangreichen Bestandsaufnahme erstellten Spielplatzleitplanung. Mit dem Ziel, bis zum Jahr 2030 sämtliche Spielplätze in Zell zu erneuern – nach und nach und je nach Priorität.
»Mit einer großen Abbruch- und Aufräumaktion ging es los«, berichtet der Bauhofchef. Zum einen waren viele der in die Jahre gekommenen Geräte nicht mehr verkehrssicher, zum anderen sind die Anforderungen des TÜV bezüglich Spielplatzprüfung strenger geworden.
»Alles, was auf der Ampel rot war, wurde daher zunächst einmal abgerissen und möglichst gleichwertig ersetzt«, erläutert der ausgebildete Maurermeister und Betriebswirt. »Oder aber es wurde einfach nur zurückgebaut, um dann im nächsten Jahr – also ab 2019 – zu investieren und die Planung Stück für Stück umzusetzen.«
Die Spielplätze der Kindergärten waren als erstes an der Reihe. Da sie am meisten frequentiert werden, liegen sie in punkto Priorität ganz vorne. Der Zeller Kindergarten Sternschnuppe sowie der Unterentersbacher Kindergarten Wirbelwind erhielten jeweils eine komplett neue Spielanlage, beziehungsweise das Spielgelände wurde runderneuert. Bei den anderen beiden Kindergärten mussten nur einzelne Geräte ersetzt werden.
Fallschutzmaßnahmen unerlässlich
Anschließend ging es an die öffentlichen Spielplätze. Der »Adlerspielplatz« (beim Gasthof »Schwarzer Adler« in Unterharmersbach) erhielt neue Klettergerüste sowie Umbauten. Der Spielplatz »Buchenfeld« – am Radweg nach Oberharmersbach zwischen Bahnhof Birach und der Unterharmersbacher Grundschule gelegen – erhielt eine neue Schaukel sowie ein aufwändiges Klettergerüst. Mit einer neuen Schaukel wurde auch das Schwimmbad ausgerüstet. Weitere Verbesserungen erfolgten beispielsweise, indem als Fallschutzmaßnahme Hackschnitzel um Schaukeln verteilt wurden.
Mit einer Kompletterneuerung kam als nächstes der Spielplatz in der Unterharmersbacher Bindstraße an die Reihe, »den kennen die wenigsten«, weiß Matthias Fritsch. Für 20.000 Euro nicht nur erneuert, sondern gleich verdoppelt und damit im näheren Umkreis einzigartig gemacht wurde die Seilbahn im Stadtpark. Im kommenden Jahr ist für den dortigen Spielplatz ein neuer Sandkasten mit neuer Matschanlage geplant, mit Wasserpumpe und Matschtisch also.
Auch das zentrale große Spielgerät soll hier in Zukunft ersetzt werden – schließlich wurde der Stadtpark-Spielplatz gemäß Spielplatzleitsystem als Zentralspielplatz eingestuft. Einen solchen soll es künftig in jedem Stadtteil geben: viel bespielt und daher mit besonders aufwändigen oder besonders vielen Geräten ausgestattet. In Unterentersbach soll das die Gehrmatt werden und in Unterharmersbach höchstwahrscheinlich der Kurpark beim Fürstenberger Hof – oder aber die Naherholungsanlage Herrenholz.
Kategorisierung
»Jeder der Zeller Spielplätze wurde gemäß dem Spielplatzleitsystem eingeordnet«, erklärt der Betriebshofleiter. Der Spielplatz in der Waagmatt beispielsweise (Richtung Zeller Sportplatz), der im nächsten Jahr mit einer neuen Schaukelanlage ausgestattet werden soll, sei ein klassischer »Oma-Opa-Spielplatz«.
Diese Kategorie bezeichnet ehemalige Neubaugebiete, in denen – falls überhaupt – nur noch wenige junge Familien wohnen. Stattdessen kommen hier nun die Kinder mit ihrem eigenen, noch sehr jungen Nachwuchs bei den Eltern zu Besuch. »Da reicht der Sandkasten, eine Rutsche und ein Bänkle für Oma und Opa«, berichtet Matthias Fritsch, »und vielleicht noch eine Schaukel.«
In einem frisch entstandenen Neubaugebiet wie am Ottersgraben oder im Ziegelfeld hingegen gibt es viele junge Familien, »die möchten einen größeren, moderneren Spielplatz, damit’s da richtig abgeh’n kann«, schmunzelt der Familienvater.
Gleich darauf wird er wieder ernst und bedauert: »Wegen Corona hatte der Bauhof in 2020 an den Spielplätzen nicht so viel machen können, wie wir es geplant hatten.« Denn die Pandemiebestimmungen erlaubten für eine Weile das Arbeiten allenfalls zu zweit. Zu wenig Manpower also für das Arbeiten an einem Spielplatz, wo ein Mitarbeiter beispielsweise baggern muss, während der nächste »Holz baut«, ein weiterer als Gärtner agiert, etcetera.
»Daher mussten wir einiges zunächst zurückstellen«, so der Bauhofleiter: »Die Spielgeräte hatten wir zwar bestellt, aber die meisten konnten erst in diesem Jahr, also 2021, aufgebaut werden.« Dazu gehörte unter anderem eine neue Matschanlage im Unterharmersbacher Kindergarten »Kleine Wolke«.
Jährliches Budget bis 2030
Insgesamt jeweils 100.000 Euro betrug das Budget für die Erneuerungs- und Umbauaktionen in den ersten beiden Sanierungsjahren 2019 und 2020. »Für die Zeit ab 2021 steht ein jährlicher Betrag von 50.000 bis 70.000 Euro für die weiteren Spielplatzerneuerungen zur Verfügung«, erläutert Matthias Fritsch, »so wird sich das auf jeden Fall bis 2030 durchziehen.«
Dazu zwei Kostenbeispiele: Die Kompletterneuerung eines Spielplatzes erfordert in der Summe rund 100.000 Euro. Alleine für eine normale Standardschaukel fallen 7000 bis 8000 Euro an. »Mit so einer Schaukel hat sich dann aber noch nichts am Spielplatz als solches geändert«, betont der Bauhofleiter, »sondern da wurde dann nur die alte Schaukel abgebaut und eine neue hingestellt.« Wobei er unterstreicht: Ab- und Aufbau sowie die komplette Sanierung als auch Unterhaltung der Spielplätze: »Das machen wir alles selber.«
Umso mehr bedauert er, dass die Umbau-, Sanierungs- und Erneuerungsarbeiten auf Zells Spielplätzen kaum in das Bewusstsein der Bevölkerung drängen. Hinzu komme, dass viele der Spielplätze in den einzelnen Wohngebieten nur in der jeweils näheren Umgebung bekannt seien. »Aber man muss ja nicht immer auf den gleichen Spielplatz gehen«, animiert der tatkräftige Gemeindemann, »sondern man kann sich auf eine Entdeckungsreise zu all den anderen, ziemlich unterschiedlich gestalteten Spielplätzen im Ort begeben.«
Absolutes No-Go: Hundekot!
»Wir wollen, dass den Zeller Familien – aber auch unseren Gästen – bewusst ist, was für tolle Spielplätze wir hier haben«, fasst Tourist-Info-Mitarbeiterin Ulla Möbius im Namen des Zeller Stadtmarketing zusammen: »Wir wollen dazu einladen, die »alten« Spielplätze neu zu entdecken und zu schauen, was sich alles getan und verbessert hat.«
Gleichzeitig appelliert sie an alle Hundehalter, die Hinterlassenschaften ihrer vierbeinigen Lieblinge ordnungsgemäß zu entsorgen, den Kindern zuliebe: »Neulich gab’s erst wieder eine Beschwerde wegen Hundekot auf dem Stadtparkspielplatz!«