Am Sonntag wurde Pfarrer Monninger im Rahmen einer zweistündigen Feier in der Pfarrkirche verabschiedet. Es sprachen Wegbegleiter und die Musik kam keinesfalls zu kurz. Die letzte offizielle Predigt hielt Reinhard Monninger, wie es sein Stil ist: lebensnah und mit besonderer Symbolik.








Dekan Frank Wellhörner überreichte die Urkunde der Landeskirche und hielt eine Ansprache. Weitere Redner waren Christian Mayer aus Haslach als Vertreter der evangelischen Priester, Bürgermeister Günter Pfundstein, Pfarrer Bonaventura Gerner und der Vorsitzende des Kirchenrats, Joachim Groß. Die Predigt übernahm Pfarrer Monninger selbst.
Die Lobpreisband gestaltete den Abschied musikalisch zusammen mit den Taizé-Freunden, einem Ensemble der Stadtkapelle, dem katholischen Kirchenchor. Auch die Orgelmusik wurde von Dieter Friede gespielt. Die Verabschiedung war als Wortgottesdienst gestaltet. Danach gab es Gelegenheit zu weiteren Ansprachen.
Mit Zuversicht im Glauben
Dekan Frank Wellhörner hielt eine persönlich gestaltete Rede mit vielen Lobesworten für Pfarrer Reinhard Monninger. Er nannte die Stationen seiner beruflichen Laufbahn und betonte, dass Monninger in allen Gemeinden und Diensten viel aufgebaut und wertvolle Spuren hinterlassen habe. Vor allen den geplanten Neubau des Gemeindehauses in Zell habe er mit viel Energie vorangetrieben. Die Corona-Zeit habe ihm viel abverlangt. Die Frage, wie das Kirchenleben in dieser Zeit gestaltet werden könne, habe ihn umgetrieben. Mit viel Zuversicht im Glauben und der Unterstützung seiner Frau Bianca und den Kindern habe er die Zeit überstanden. Seine Frau Bianca habe auch eigene Ideen in die Gemeindearbeit eingebracht und mit der Lobpreisband kirchenmusikalisches Neuland betreten. »Deine Kontakte zu den Mitarbeitern und Kollegen waren von Liebe und Güte geprägt«, betonte Wellhörner. Monninger hinterlasse ein gut bestelltes Haus. Im Namen der Ortenauer Kirchenrates, des Dekanats Offenburg und der Landeskirche Baden bedankte er sich für die geleistete Arbeit, besonders für die elf Jahre in der Zeller Kirchengemeinde. Danach bat er Bianca und Reinhard Monninger in den Altarraum und sprach den Segen über beide aus. Er las die Entlassungsurkunde der Landeskirche vor und überreichte sie an Monninger: »Du bist jetzt im Ruhestand.«
Einsatz für die Ökumene
Der Vorsitzende des Kirchenrats, Joachim Groß, blickte dankbar zurück auf die elf Jahre mit Monninger, die von einem guten Miteinander geprägt waren. Im Kirchenrat habe die offene und konstruktive Arbeitsweise auch dazu geführt, dass der Bau des Gemeindehauses auf den Weg gebracht werden konnte. Pfarrer Monninger habe seine Predigten mit persönlichen Erlebnissen und Gegenständen bereichert. Joachim Groß berichtete von Monningers Einsatz für die Ökumene und die Kirchenmusik. So könne er voller Dankbarkeit sagen: »Es war eine gute und fruchtbare gemeinsame Zeit.« Er zitierte aus einem Song von Udo Lindenberg: Hinter dem Horizont geht’s weiter, ein neuer Tag. So etwas Großes geht nicht einfach so vorbei. Als Geschenk des Kirchenrats überreichte er einen Gingko-Baum, der mit Präsenten behangen war.
Denken beim Arbeiten
In seiner Predigt blieb Reinhard Monninger seiner Linie treu, die Predigtworte mit persönlichen Erlebnissen zu verbinden und mit Symbolen zu bereichern. Nach einem längeren theologischen Teil berichtete er von Renovierungsarbeiten in seinem Haus im Ottersgraben, in das er im Ruhestand einziehen wird. Die langwierigen Malerarbeiten erlaubten ihm, seine Gedanken schweifen zu lassen und so ist er gedanklich seine 38 Berufsjahre durchgegangen. Ins Gedächtnis kamen ihm auch die Menschen, die ihn verletzt haben und dazu das passende Bibelwort: »Herr, vergib ihnen.« Als das Haus fertig renoviert war, empfand er seine Seele als geheilt. Als passendes Symbol hat Pfarrer Monninger ein Schild mit der Aufschrift »Perdu« mitgebracht, das ist französisch und bedeutet »verloren«. Mit einer Schere teilte er das Schild in der Mitte durch und es entstanden die Worte »per du« – »wir sind mit Gott per du, auf
diese persönliche Beziehung können wir uns verlassen.«
Dank an den Techniker
Ingrid Mattheis bedankte sich als Vertreterin der Lobpreisband mit herzlichen Worten. »Du warst für die Technik verantwortlich, da wären wir ohne dich verloren.« Gemeinsam habe man schöne Erlebnisse gehabt und über 50 Auftritte gemeistert. Sie brachte ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass Pfarrer Monninger auch im Ruhestand weiter in der Band mitmachen wird.
Wichtige Symbole
Pfarrer Bonaventura Gerner sprach im Namen der Kapuziner, der Sozialstation St. Raphael und des Vereins S.t.a.r.k. e.V. Oberharmersbach. »Das Miteinander war sehr herzlich«, betonte Gerner. Man habe viele Gottesdienste zusammen gefeiert. Er berichtete von zwei ökumenischen Höhepunkten in der Amtszeit von Monninger: den ökumenische Kirchentag im September 2019 und der 500. Jahrestag der Reformation im Jahr 2017. Bei dieser Feier habe er von Pfr. Monninger einen Anhänger mit einem Christus-Symbol erhalten. Er zeigte diesen Anhänger und erinnerte sich, dass Pfarrer Monninger damals zu ihm sagte: »Jetzt hast du Christus am Hals.« Ihm seien Symbole wichtig gewesen bei seinen Predigten, das habe ihn ausgezeichnet. Auch im Ruhestand habe Monninger noch »Christus am Hals« – im positiven Sinn, versicherte ihm Gerner. Abschließend bedankte er sich für das herzliche persönliche Miteinander und sagte: »Vergelt’s Gott.«
Gefühle berühren
Bürgermeister Günter Pfundstein sprach im Namen der Bürgermeister und Ortsvorsteher der Nachbargemeinden Oberharmersbach, Biberach und Nordrach. »Herr Monninger, die Zusammenarbeit zwischen der Kirche und der Stadt war stets vertrauensvoll und von Respekt geprägt«, sagte Pfundstein anerkennend. Die gemeinsamen sechs Jahre mit ihm als Bürgermeister waren geprägt von einer guten Zusammenarbeit. »Sie verstehen es, die Gefühle von Menschen zu berühren, sie sind im wahrsten Sinne ein Seelsorger«, berichtete er von seinen Erfahrungen mit Monninger. Darum sei die Corona-Zeit mit fehlenden menschlichen Kontakten für Monninger auch schwierig gewesen. Pfundstein versicherte Monninger, dass er auch im Ruhestand als Mensch und Pfarrer gebraucht werde. Abschließend erklärte er: »Ich wünsche Ihnen das Beste und Ihrer Familie eine glückliche Zeit, vor allen Dingen Gesundheit.« Er überreichte einen Gutschein für ein gemeinsames Essen mit einer Zwiebel als Symbol.
Fröhlich und feierlich
Musikalisch wurde die Feier von der Lobpreisband mitgestaltet. Die sieben Musiker verstanden es, mit ihren Stimmen und Instrumenten modernen Klang in die Kirche zu bringen. Bei dem Kirchenlied »Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand« kam die Sopranstimme von Bianca Monninger perfekt zur Geltung.
Der katholische Kirchenchor unter Leitung von Wolfram Dreher sang zu Beginn der Feier den Kanon »Gaudeamus hodie« – wir freuen uns heute. Dabei wird die prägnante Melodie als Thema durch alle vier Stimmen geführt. Welch fröhlicher und gleichzeitiger feierlicher Gesang von der Orgelempore!
Ein Ensemble der Stadtkapelle unter Leitung von Stefan Polap zeigte mit dem bekannten Song »I will follow him«, wie gut Blasmusik auch in einen Kirchenraum passt und temperamentvoll interpretiert zur schönen Stimmung der Feier beiträgt.
Die Taizé-Freunde sangen zu Beginn der Feier »Singt dem Herrn ein neues Lied« mit Keyboard-Begleitung. Die klare Oberstimme von Martina Pfundstein gaben diesem Lied eine besondere Note.
Die feierliche Orgelmusik spielte Dieter Friede.
Stoßgebete gen Himmel
Am Ende der Feier wandte sich Reinhard Monninger mit persönlichen Worten an seine Gäste. Äußerst amüsant erzählte er von Episoden aus seiner beruflichen Laufbahn, in denen er Stoßgebete zum Himmel geschickt habe in schwierigen Situationen und allgemein wie oft er gebetet habe. Dann dankte er in einer langen Aufzählung Personen und Gruppen, mit denen er zusammengearbeitet, zuletzt besonders seiner Pfarrsekretärin. »Ich bin von Herzen dankbar, so vielen freundlichen Menschen hier begegnet zu sein. Danke für euer Kommen und Mitfeiern. Ich werde für euch beten.«
Zum lang anhaltenden Applaus erhoben sich die Kirchenbesucher von den Bänken – Standing Ovations für Pfarrer Reinhard Monninger.