»Uns fällt das genauso schwer wie dir«, sprach Falk Polap als Vorsitzender des Zeller Gesangvereins Frohsinn für die Mitgliederversammlung: Betrübte Mienen beherrschten am vergangenen Mittwochabend das Bild im Kultur- und Vereins zentrum, als Tatjana Krause ihre Abschiedsrede verlas. Die Dirigentin selbst kämpfte mit den Tränen.
Der gemeinsame Weg mit den heutzutage 28 Chormitgliedern begann in den Jahren 2003 und 2004 »da habe ich mit Ihnen als Klavierspielerin zusammengearbeitet und etwas beim Alt gesungen«, rekapitulierte Tatjana Krause. Im Februar 2005 dann übernahm sie das Dirigentenamt.
Neun Weihnachtskonzerte, sechs Herbstkonzerte, 15 Jahreskonzerte sowie unzählige Auftritte hat der Verein gemeinsam mit der Deutsch-Russin bestritten. Herzlich bedankte sie sich bei den Sängern und Sängerinnen für deren Einsatz, die eingebrachte Leidenschaft. »Ich kann mit vollem Stolz behaupten: Wir sind ein klasse Team.« Denn trotz mancher – teils sprachlich bedingter – Schwierigkeiten, »sind wir mit großen Fortschritten weitergekommen. Wir sind wie eine Familie geworden«, unterstrich sie zudem, beispielsweise mit Blick auf das Agieren des Vereins anlässlich ihrer Trauung in Baden-Baden.
Zum Schluss der letzten Probe Anfang März 2020 sang der Verein ein Lied zum Geburtstag seiner Dirigentin. Was damals noch niemand wusste: Es sollte das letzte Lied vor einer fast eineinhalb Jahre währenden Pause sein. Pandemie-bedingt. »Diese Pause ist sehr schlecht für den Chor«, so Tatjana Krause. Denn weil dieser naturgemäß nicht aus »Profis« besteht, sei nun sehr viel Wiederholungs- und Aufbauarbeit notwendig, »um unsere alte Gesangsqualität wieder zu erreichen.«
Aus gesundheitlichen Grün den – wenngleich schweren Herzens – sähe sie sich daher gezwungen, die Zusammenarbeit zu beenden, erklärte die schon seit längerem Angeschlagene: »Gerne werde ich jedoch bei Bedarf Ihr Vize-Dirigent sein.« Mit einem eigens für sie kreierten Geschenk bedankte sich der Vorsitzende Falk Polap im Namen der fast vollzählig versammelten Chormitglieder bei Tatjana Krause.
Einen weiteren Verlust hinnehmen muss der Verein mit Notenwartin Gudrun Lang, die nach 31 »Frohsinn«-Jahren ebenfalls gesundheitsbedingt ausscheidet. Für das somit vakant gewordene Amt wird der Vorstand bis zur nächsten Wahl eine Überbrückungslösung finden.
Neue Dirigentin: gegenseitiges »Beschnuppern«
Den Dirigentenstab übernehmen wird nach dem bisherigen Stand der Dinge Alexandra Lauer, im Juli fand die erste gemeinsame Schnupperprobe statt. Tatjana Krauses mögliche Nachfolgerin habe sich mit einer gelungenen Mischung aus Humor und Durchsetzungsvermögen präsentiert – »sie scheint zu uns zu passen«, konstatierte der Frohsinn-Vorsitzende. Die nächste gemeinsame Probe wird – sofern die Pandemie das zulässt – im Oktober stattfinden.
Corona zum Opfer fielen ab März 2020 nicht nur sämtliche Chorproben, sondern auch ein Großteil der Vereinsvorhaben, allen voran das Jahreskonzert und natürlich sämtliche weiteren Gesangsveranstaltungen. Auch Zusammentreffen zur Kameradschaftspflege waren kaum möglich, wie der Bericht von Schriftführerin Hilde Ruff zeigte. Immerhin war das Corona-Jahr 2020 angefüllt mit persönlichen Jubiläen von Vereinsmitgliedern, was sich 2021 fortsetzte – mit 70sten und 75sten Geburtstagen sowie Goldenen Hochzeiten.
Trotz fehlender Vereinsaktivitäten »haben wir eine gute Bilanz, auch wenn wir Ausgaben hatten«, berichtete Kassenwartin Josefa Metzler. Trotzdem müsse sich der Verein überlegen, »wie wir zu Geld kommen«, resümierte Falk Polap. »Macht Euch bitte Gedanken«, wandte er sich an die versammelten Sangeskünstler, denn eine Dirigentin, die gilt es zu bezahlen.
Angesichts der beanstandungsfreien Kassenführung empfahl Kassenprüferin Margit Wohlgethan den bis auf drei Entschuldigte vollständig versammelten Mitgliedern die Entlastung der Kassenwartin. Diese erfolgte ebenso einstimmig wie – unter der Führung von Bürgermeister Günter Pfundstein – die Entlastung des Gesamtvorstands.
»Ruhig wie noch nie«
»Das ist ein tolles Zeichen, das soll Mut geben für die Zukunft«, so das Stadtoberhaupt, das angesichts der fast 100 Zeller Ortsvereine große Sorge hatte, »dass durch Corona vieles wegbrechen wird.« Dies aber habe sich zum Glück nicht be wahrheitet. Und was den Frohsinn-Chor betreffe: »Der besteht seit 1838, da lassen wir uns doch nicht von so einer Pandemie das Wasser abgraben«, scherzte Günter Pfundstein nicht ohne fundamentalen Ernst.
»So eine ruhige Mitgliederversammlung hatten wir noch nie«, bedauerte der Vereinsvorsitzende Falk Polap zum Schluss der Veranstaltung. Denn aufgrund der Corona-Regelungen war das übliche gemeinsame Singen nicht möglich – es sei denn mit Maske, »aber das klingt dann nicht«, oder ohne Maske auf der Bühne«, »aber krieg’ uns mal alle mit ausreichend Abstand da oben unter.«
Hochkarätige Ehrungen
Mitglieder des Gesangsvereins »Frohsinn«“ wurden für bis zu 60 Jahre Chorsingen geehrt





»Es bewegt mich schon ein bisschen, dass ich schon 60 Jahre im Chor singe«, gestand Gerda Hoog, als sie auf der Mitgliederversammlung des Gesangvereins »Frohsinn« eine entsprechende Ehrenurkunde des Deutschen Chorverbandes erhielt, unterzeichnet von dessen Präsidenten Christian Wulff. Diese ganz besondere Ur kunde überreichte Thomas Schenk, Präsident des Chorverbandes Kinzigtal: »Sie singen länger, als ich lebe«, konstatierte der einstige, längjährige Bürgermeister Schenkenzells, »das ist eine gigantische Leistung.«
Die goldene Ehrenbrosche samt einer Urkunde in diesem Fall vom Badischen Chorverband übergab Thomas Schenk an Erika Riehle – für 40 aktive Chorjahre: »Sie singen nun ja schon ein halbes Menschenleben.«
Die silberne Ehrenbrosche für 25 Jahre Sängerjahre wurde Christel Keller sowie der bald stolze 85 Lenze zählenden Erika Raczek ans Revers gesteckt.
Allen Geehrten wünschte Verbandspräsident Thomas Schenk gemeinsam mit der Präsidiums-Schriftführerin sowie dem Ortsvereinsvorsitzenden Falk Polap weiterhin viel Freude im Chor sowie eine glückliche und vor allem gesunde Zukunft, »bleibt dem Chor möglichst lange erhalten.« Auch Bürgermeister Günter Pfundstein gratulierte den Jubilaren und dankte Ihnen für eine Art von Treue, die das Zeller Vereinsleben auch in schwierigen Zeiten am Leben erhalte.
Bei weiteren langjährigen Mitgliedern bedankte sich Falk Polap »inoffiziell«: Ursula Damm bringt ihre Singstimme seit bewundernswerten 45 Jahren ein, das Ehepaar Marion und Heinz Engelhardt ist seit fünf Jahren dabei.