Mit einer Ausstellung ihrer besten Textilkunstarbeiten gab Doris Rabung am Samstagabend zahlreichen geladenen Gästen einen Einblick in das neue Atelier in der Oberentersbacher Straße. Ergänzt werden die demnächst auch der Öffentlichkeit zugänglichen Exponate mit einer Präsentation von Bildern der Offenburger Künstlerin Roswitha Vallendor. Für den musikalischen Rahmen des »All-Arts-Events« sorgte das Trio »Nenya«.



Nach der Begrüßung der Gäste berichtete Doris Rabung rückblickend, wie sie nach Studien zu Batik und Seidenmalerei anlässlich einer Ausstellung in Heidelberg vom Schaffen textiler Skulpturen inspiriert wurde. Folglich begann sie Quilts zu nähen und bildete sich bei renommierten Künstlern weiter, sodass ihre Arbeiten bereits nach kurzer Zeit bei internationalen Wettbewerben angenommen und später vielfach ausgezeichnet wurden. Wiederholt war Doris Rabung mit Quilts auch beim Internationalen Patchwork-Treffen im elsässischen Sainte-Marie-aux-Mines vertreten.
Wechselwirkung von Körper und Natur
Seit rund zehn Jahren hat sich Rabungs künstlerisches Interesse der Gestaltung von zeitgenössischer Spitzenkunst – so genannter Corsagen – zugewandt. Diese den Oberkörper umschließenden schulterfreien Shapewear-Kleidungsstücke sind allerdings keine Outfits herkömmlicher Art. Vielmehr geht es bei diesen Objekten um die Wechselwirkung von Körper und Natur. Dabei spielen nicht nur ästhetische Gestaltungsprinzipien eine Rolle, sondern auch relevante Themen unserer Zeit. Als Frage formuliert, könnte es lauten: »Sind das alte Klamotten oder ist das upgecycelte modern fashion?« Frau und Mode oder Mode im Spiegel der Zeit sind ebenfalls Aspekte, die berücksichtigt werden. Dessen ungeachtet beeindruckt die hochprofessionelle handwerkliche Verarbeitung bei den ausgestellten Corsagen. Davon konnten sich die Besucherinnen und Besucher beim Rundgang durch die Ausstellungsräume überzeugen.
Zu sehen waren dort auch etliche Werke von Roswitha Vallendor. Die Offenburger Künstlerin, die sich unter anderen bei Markus Lüppertz weitergebildet hat, lässt sich mit ihrer Art zu malen dem Informel zuordnen, eine Stilart, die dem »Dinglich-Figurativen in der Malerei abschwört und frei von abbildhafter Darstellung ist«. Anita Frei-Krämer vom Kunstforum Kehl-Kork spricht von »teils feurigen Farbkontrasten« und sieht in der Auswahl der Farbkombinationen und deren reduziertem Einsatz einen »einfach nur schönen Kosmos« entstehen.
Musikalische Metamorphosen
Vor und nach einer kulinarisch geadelten Pause spielte das Trio »Nenya« einen jeweils halbstündigen Gig. Der Kosename der Gründerin und versierten Geigerin Cornelia Klose stand Pate für das Trio, das sich mit Klose und dem renommierten Keyboarder Achim Essig und dem aus Zell a. H. gebürtigen Schlagzeuger Peter Weiner innerhalb von vier Jahren zu
einem hochkarätigen Ensemble entwickelt hat, das stilistisch allerdings kaum einzuordnen ist.
Die Songs und Instrumentals verschmelzen Elemente der Folk-Music mit dem Pop-Rock-Genre zu einem vielschichtigen Mix, der auch Werke aus dem Repertoire der Klassik einbezieht. Da wird Mozarts »Alla Turka« im raffiniert-feinnervigen Arrangement zu einem musikalischen Par force-Ritt mit virtuosem Geigen-Tremolo, überraschenden rhythmischen Breaks und melodischen Metamorphosen.
Achim Essigs Keyboard kann wie ein Klavier klingen oder einen orchestralen Soundteppich ideenreich ausbreiten, über dem sich die Violinsoli perfekt entfalten können. Peter Weiner – aus Platzgründen mit »abgespecktem« Schlagwerk – vermag mit Snare, Hi-Hat und einem Becken mehr Volten zu schlagen als mancher Drummer mit einem kompletten Set. Weiners geniale Schlagtechnik zeigte sich besonders bei der Michael Jackson-Adaption »Billie Jean«.
Cornelia Klose, die in einer Corsage von Doris Rabung auftrat, hat ihre kreativen und technischen Fähigkeiten in vielen Jahren als Studiomusikerin und »Sidewoman« in diversen Orchestern und Bands geschärft. Die Vielseitigkeit ihres Geigenspiels ist bestechend: »Wangerooge Devil« demonstrierte den einfachen Bogenstrich des Anfängers über den liedhaften Ton des Fortgeschrittenen bis zum »Teufelsgeiger«- Habitus eines Virtuosen à la Paganini. Das unterstrich »Nenya« nachdrücklich mit der Interpretation von Vittorio Montis »Czardas« und dem »Ungarischen Tanz« von Johannes Brahms.
Wie spielfreudig und eng verzahnt die drei Akteure sich präsentieren, ist ein Augen- und Ohrenschmaus, den das kleine, aber begeisterte Publikum hör- und sichtbar genoss. Das Atelier hallte wider vom Applaus.
Eine gelungene Vernissage, die nach dem Verlassen des Ateliers die Freude an der Kunst über die Räumlichkeiten hinaus verstärkte, denn auch das Treppenhaus schmücken einige textile Skulpturen.
Info
Die Ausstellung unter dem Titel »Textil trifft Malerei« ist an folgenden Tagen geöffnet: Samstag, 31. Juli 2021, von 12 bis 17 Uhr und Sonntag, 1. August 2021, von 14 bis 17 Uhr in der Oberentersbacher Straße 2b in Zell a. H. Der Eintritt ist frei.