»Man lernt erst dann zu schätzen, was man hatte, wenn es fehlt«, wandte sich Bürgermeister Günter Pfundstein am vergangenen Montagabend an die Mitglieder der Zeller Stadtkapelle, anlässlich deren Generalversammlung im Kultur- und Vereinszentrum.
Sebastian Grillich von der dreiköpfigen Vorsitzriege des Vereins witzelte aufgrund der Pandemie wiederum: »Die Blasmusik war Risikosport, die Teilnahme an Proben fast schon eine Mutprobe.« Tatsächlich konnten wegen Corona im Jahr 2020 nur in rund sechs Monaten Proben und nur wenige Auftritte durchgeführt werden. Umso größer Grillichs Freude in seinem Jahresrückblick, dass der Verein keine corona-bedingten Austritte von Vereinsmitgliedern zu verkraften hatte.
Aber auch er unterstrich: »Es fehlt doch etwas, wenn an einem Festtag keine Marschmusik im Städtle zu hören ist, keine Kurkonzerte an lauen Sommerabenden stattfinden und kein Cäcilienkonzert die Vorweihnachtszeit einläutet.«
Zwar habe die pandemiebedingte Zwangspause den Musikern Raum für neue Möglichkeiten gegeben, »man hatte die Wochenenden komplett für sich.« Und an einem schönen heißen Sommertag an Fronleichnam oder dem Zeller Fest habe es nicht wie sonst gegolten, in einer zu warmen Uniform durchs Städtle zu marschieren.
»Verlockend und angenehm« sei dies allerdings nur auf den ersten Blick gewesen, gestand Grillich. Denn: Viel habe gefehlt. Zum Beispiel: Gemeinsam auf ein Highlight wie das Jahreskonzert, auf die Fasend oder ein Doppelkonzert hinarbeiten zu können oder »gemeinsame Anstrengungen mit Probenarbeit, Aufbaustress und Abbaunachwehen zu meistern.«
In dieser Zeit sei ihm allerdings ebenso bewusst geworden, »dass unsere Gemeinschaft standhaft und fest genug ist, diese Zeit zu überbrücken«, sei es durch musikalische Adventskalender auf WhatsApp, Klopapier-Challenges, Pop-Up- und Picknick-Konzerte »oder die Vorfreude auf die Zeit nach der Pandemie.« (Pop-Up-Konzerte finden an verschiedenen Plätzen statt – immer nur für zehn Minuten, um Ansteckungen zu vermeiden – Anm. d. Red.)
Motivationshilfen und Wermutstropfen
Neben allen MusikerInnen galt Sebastian Grillichs Dank unter anderem Dirigent Stefan Polap. Unermüdlich und positiv gestimmt sei der gewesen. Habe ausgelotet, ab wann und in welcher Form wieder Proben abgehalten werden können – von März bis Mai fanden sie online statt. Und neue Konzert-Formate hat der Dirigent sich ausgedacht.
Dessen Bericht zum vergangenen Geschäftsjahr verdeutlichte seine Anstrengungen, den Musikern unter anderem mit »kleinen Motivationshilfen« die Freude an der Musik zu erhalten. Beispielsweise in Form von Noten für St. Martin, Empfehlungen zu Weihnachten, Musik zur Fasendszeit, Literatur für den Restart. Denn Lockdown Nummer eins und zwei untersagten der Stadtkapelle das gemeinsame Musizieren von Anfang März bis Anfang Juni 2020 sowie von Mitte Oktober bis Anfang Juni 2021. Durch diese lange Zeit ohne personelle Verluste gekommen zu sein freue ihn ungemein, betonte Stefan Polap.
Doch es gibt einen Wermutstropfen: Zwar sei die Stadtkapelle im Jugendbereich weiter aktiv gewesen – wie auch der Bericht des Jugendleiters Jan Breig zeigte. Doch in ein paar Jahren werde sich bemerkbar machen, »dass es uns nicht vergönnt war, im gleichen Umfang wie gewohnt Nachwuchs zu werben.«
Umso erfreulicher sei es, dass die Blockflötenklassen in den Schulen nach dem Lockdown nun wieder an Fahrt aufgenommen haben. Die Blockflöten nicht mitgerechnet, befinden sich an Blas- und Schlaginstrumenten aktuell 55 Kinder und Jugendliche sowie vier Erwachsene in Ausbildung. Die 1781 gegründete Stadtkapelle Zell zählt als Verein insgesamt über 100 Mitglieder.
Dank für Hilfe
Ausdrücklich dankte der von Vizedirigent Robert Maier unterstützte Dirigent unter anderem der Stadt Zell, »hier wurden wir unterstützt, wo es nur ging.« Und wenn das Kulturzentrum belegt war, gestattete der Turnverein mit Vorstand Sybille Nock das Proben in der Turnhalle. Überhaupt sei das Miteinander der Vereine in der Gesamtstadt hervorragend, unterstrich Stefan Polap.
Vorstandskollege Sebastian Grillich schloss sich dem Dank der Stadt Zell an, »die uns während des letzten Corona-Jahres finanziell wie ideell zur Seite stand und so unser Vereinsleben weiterhin ermöglicht hat.« Zwar stünden in 2021 größere Anschaffungen in Form von Uniformen und Musikinstrumenten an, dennoch sei das Kassenergebnis 2020 erfreulich: eine je nach Rechenweise rote oder schwarze Null.
Nachdem die Versammlung die Kassenführung aufgrund des Kassenberichts von Simone Halter einstimmig entlastet hatte, bat Bürgermeister Günter Pfundstein um die Entlastung auch des Gesamtvorstands. In Sachen Pandemie hoffte er, »dass wir bald wieder in normales Fahrwasser kommen.« Auch wenn die Inzidenzen nach dem Sommerurlaub voraussichtlich stark steigen werden, »dürfte es nicht mehr so starke Verwerfungen wie in der Vergangenheit geben.« Im Falle anhaltender räumlicher Beschränkungen aufgrund von Corona-Regelungen sagte er zu, dass die Hallen den Vereinen auch weiterhin zur Verfügung stehen werden.
Neues Mitglied im Vorstands-Dreigestirn
Die Wieder- und Neuwahlen im Rahmen der Mitgliederversammlung ergaben Folgendes: Da Petra Kühnpast nach langjähriger Tätigkeit auf eigenen Wunsch ausscheidet, bilden Sebastian Grillich und Georg Heitzmann nun gemeinsam mit Birgit Maier das dreiköpfige Vorsitzteam.
Birgit Maiers bisheriges Amt als Schriftführerin übernimmt Eva-Maria Hummel, unterstützt von der bisherigen Beisitzerin Theresa Willmann, die anstelle von Lucia Isenmann den Pressebereich betreut. Nico Armbruster fungiert weiterhin als Kassenwart, Robert Maier als Vizedirigent. Beisitzer sind Sonja Armbruster, Maren Bachlmayer, Benedikt Christ sowie die bisherige Zeugwartin Aurelia Wolters. Für die turnusgemäß ausscheidende Simone Halter nimmt nun Raphael Antritter diese Aufgabe gemeinsam mit Fabian Pohlmann wahr.