Für einige Wochen übernimmt Prädikant Gottfried Zurbrügg gerade wieder die Vertretung in Jerichow. Er berichtet für unsere Leser von seinen Erfahrungen und Erlebnissen in Sachsen-Anhalt:
Das wäre bei der Hitze doch zu viel verlangt. Die Gäste kommen gut gekleidet ins Kloster, aber es wird zum Glück nicht erwartet, dass ich den ganzen Tag im schwarzen Talar herumlaufe.
Morgens treffen wir uns um 8 Uhr zur festgelegten Morgenandacht. Wir sind dann nur wenige Gäste und immer dieselben, aber wir alle freuen uns darauf miteinander zu singen und zu beten. Ja, wir dürfen singen, denn wir sind immer die gleiche Gruppe und halten natürlich Abstand. Hier liegt die Inzidenz unter 10!
Dann geht es nach Hause. Zum Frühstück. Es gibt immer Müsli, denn ich möchte die Zeit auch nutzen, um etwas für Körper und Geist zu tun.
Dienstbeginn
Ab 9 Uhr habe ich dann Dienst. Heute musste ich den Gottesdienst für Sonntag vorbereiten. Ich übernehme gerne, aber jede Landeskirche hat ihr ganz eigenes Profil. Hier bin ich in der MDK, der Mitteldeutschen Kirche. Einige kleinere Landeskirchen haben sich zusammengeschlossen und heute reicht das Gebiet über weite Teile von Sachsen-Anhalt und auch Brandenburg. Das ist sehr angenehm, denn die vielen kleinen Landeskirchen, die Anhaltiner, die Provinz Sachsen und einige kleinere preußische Provinzen hatten eigene Bischöfe und natürlich achtete jeder genau auf die Landesgrenzen. Nur ich konnte mich im Auftrag der Zehntgemeinschaft frei bewegen. Das war zwischen 2005 und 2015 schon manchmal recht seltsam.
Das Lutherjahr hat dafür gesorgt, dass nun auch Thüringen dazugehört und so konnte ich in Eisenach Dienst tun.
Trotzdem lege ich ganz großen Wert darauf das Gesicht der Landeskirche deutlich zu tragen. Nach fast zwei Jahren werden wir wieder die Liturgie singen und beten.
Heute Morgen habe ich geübt und den Mauern hat es gefallen. Vielleicht auch dem einen oder anderen frühen Gast. Wenn man oben im Gottesdienstraum steht, weiß man nicht, was im unteren Bereich oder gar in der Krypta geschieht.
Allein
Um 12 Uhr habe ich dann auch ganz allein meine Andacht gehalten. Überall sind Kameras, um das Gebäude zu schützen. Vielleicht hat jemand am Bildschirm meine Andacht gesehen. Das ist auch nicht so wichtig, denn es geht darum Gottes Nähe hier im Kloster erfahrbar zu machen. Und ich hoffe, einen ganz kleinen Beitrag leisten zu können.