Schon früh in diesem Jahr machte ich mir Gedanken über das bevorstehende Osterfest. So, als ob es sich lohnen würde, mich darauf einzustellen, um mich von Ostern beschenken zu lassen, so fühlte es sich für mich an. Ich war überrascht und dankbar zugleich.
Die Frage aber blieb: Was war passiert, dass diese Betroffenheit und das nachhaltige Interesse an Ostern in mir auslöste und wachrief? Dafür sprach, dass ich beim Lesen in der Bibel auf Josef von Arimathäa aufmerksam geworden war. Der Mann, der von Pilatus Jesu Leichnam erbat und der für Jesu Grablegung in seinem eigenen Grab sorgte. Was für ein bemerkenswerter Vorgang innerhalb des eigentlichen Ostergeschehens in punkto Umkehr, Bekenntnis und Entschiedenheit.
Zum Text in Matthäus 27,57-60: »Bevor es dunkel wurde, erschien ein wohlhabender Mann, der aus Arimathäa stammte. Sein Name war Josef und er war insgeheim ein Jünger Jesu. Er ging zu Pilatus und bat ihn um den Leichnam Jesu. Pilatus gab seinem Gesuch statt. Josef nahm den Leichnam und wickelte ihn in ein Leintuch, legte ihn in ein Grab, das er für sich selbst aus dem Felsen hatte schlagen lassen, und rollte einen großen Stein vor seinen Eingang. Dann ging er weg.«
Was den Text ausmacht, ihn uns nahebringt und er für uns echt überlegenswert wird, liegt in der Veränderung, liegt im Umdenken des Josef von Arimathäa. Vergessen wir nicht, dass er zu den Jesus-Jüngern gehörte. Dass er Jesus allerdings heimlich nachfolgte, verschweigt die Bibel nicht – war er doch ein jüdischer Lehrer und war geachtetes Mitglied im Hohen Rat. Welch Diskrepanz, die ihn offenbar daran hinderte, sich schon frühzeitig offen und mutig zu Jesus zu bekennen.
Kehren wir in die Gegenwart zurück: Wie werten wir, wie kommt das bei uns an, was wir von Josef von Arimathäas konsequentem Verhalten hören und lesen? Hat denn das mit unserem Glauben an Christus heute noch etwas zu tun, oder stellen sich bei uns diesbezüglich schnell Berührungsängste ein? Neigen wir dann lieber dazu, es lediglich bei einer zeitgeschichtlichen Einordnung zu belassen, oder weckt das vor ca. 2000 Jahren in Jerusalem so Geschehene in uns sogar den Wunsch, uns gegenüber dem Heiland, Erlöser und Retter der Welt klarer als bisher positionieren zu wollen? Gemeint ist, klare Kante zu zeigen, wo wir stehen.
Kann das sein und hätte das nicht zur Folge, uns konsequenterweise einer bibelorientierten Runderneuerung zuzuwenden, um dadurch mit Elan und von lebendiger Hoffnung getragen eine geistliche Neubesinnung zu starten, für die es ja wohl keine hoffnungsvollere Startzeit geben könnte als die Osterzeit.
Wie nah rückt uns dann der Osterjubel der ersten Christen? Wie stark berührt uns die Osterfreude des Sieges über den Tod in der Auferstehung Jesu am dritten Tag, um die Einladung zu einem Perspektivwechsel in unserem Leben durch Glauben persönlich nun mit anderen Augen zu sehen?
Dieser Osterruf fällt in eine für uns alle schwere und bedrückende Zeit hinein; die Zeit der Pandemie, die uns bis heute immer noch mehr Antworten vorenthält als wir bisher von ihren Geheimnissen einheimsen konnten, die die Welt nach wie vor von einer Schockstarre in die andere wanken lässt. Gerade hier meldet sich der Oster-Jubel-Ruf zu Wort und mischt sich ein mit »Covid-19 samt Mutationen haben nicht das letzte Wort, der auferstandene Herr ist und bleibt Herr über die ausgebrochene Pandemie.« Er will uns durch Glauben und Vertrauen in sein Wort aus der uns so stark einengenden Lebenseinbahnstraße herausführen, und eine für immer bleibende Oster-Hoffnung wird bei uns einziehen und lässt uns anders leben.
Frohe und gesegnete Ostern
Jürgen Thomas