Nachdem im September 2020 der zweite Bauabschnitt des Seniorenzentrums Untertor in Zell am Harmersbach beginnen konnte, gehen die Arbeiten für das zweite Gebäude des Seniorenzentrums planmäßig voran.
Während die oberen beiden Stockwerke für stationäre Pflegewohngruppen genutzt werden sollen, ist für das Erdgeschoss ein Betreuungsangebot geplant, das es so in der Winkelwaldgruppe bisher noch nicht gab. In Zusammenarbeit mit der Fachabteilung für geriatrische Rehabilitation der Winkelwaldklinik Nordrach soll hier ein Konzept für rehabilitative Kurzzeitpflege umgesetzt werden.
Zielgruppe sind in diesem Rahmen pflegebedürftige oder von Pflegebedürftigkeit bedrohte Patienten, die der stationären Behandlung in der Klinik nicht mehr bedürfen, die aber noch nicht fit genug sind für die Direktverlegung in eine Rehabilitationsklinik. Nach einem Krankenhausaufenthalt sind gerade bei kürzerer Verweildauer in der Akutklinik ältere Menschen körperlich häufig noch nicht in der Lage, die therapeutischen Möglichkeiten eines Rehabilitationsaufenthaltes aktiv zu nutzen.
Aufgrund der (noch) fehlenden Rehabilitationsfähigkeit erfolgt also bisher trotz vorhandenem Rehabilitationspotential, positiver Prognose und Rehabilitationsbedarf, die Entlassung in eine Pflegeeinrichtung oder ins häusliche Umfeld. Hier verstreicht die Zeit häufig ungenutzt, da keine ausreichende multimodal-rehabilitative Behandlung stattfinden kann. Körperliche Ressourcen können nicht ausreichend reaktiviert werden und es droht eine Abnahme der Leistungsfähigkeit und so die Manifestation oder Verschlimmerung einer Pflegebedürftigkeit. Unter Umständen kann die Rehabilitationsfähigkeit gar nicht mehr hergestellt werden.
Hier knüpft nun das Konzept der rehabilitativen Kurzzeitpflege in stationärem Umfeld an. Die gängige stationäre Kurzzeitpflege wird in diesem Modell um aktivierend-therapeutische und rehabilitative Elemente ergänzt, um mögliche Verbesserungspotentiale geriatrischer Patienten frühzeitig aufgreifen und ausbauen zu können. Begleitet von einem multiprofessionellen Team werden die Patienten mittels ergo- und physiotherapeutischer Behandlungen sowie qualifizierter aktivierender Pflege auf ihrem Weg zur Rehabilitationsfähigkeit unterstützt und individuell gefördert, so dass der Übergang zum anschließenden Rehabilitationaufenthalt reibungslos und ohne Zeitverlust gelingen kann. Die medizinische Versorgung soll hierbei in enger Kooperation mit der Fachabteilung für geriatrische Rehabilitation der Winkelwaldklinik in Nordrach erfolgen. »Wir sind überzeugt, dass in jedem Menschen ausreichende Ressourcen stecken, die aktiviert und ausgebaut werden können«, freut sich Dr. Samina Shah, ärztliche Leiterin der Abteilung für geriatrische Rehabilitation in der Winkelwaldklinik, über die neue Herausforderung.
Übergeordnetes Ziel ist es, dauerhafte Pflegebedürftigkeit abzuwenden oder zu vermindern, die Qualität der nachstationären Versorgung zu verbessern, sowie Komplikationen oder erneute Krankenhausaufenthalte zu verringern.
Die Winkelwaldgruppe betreibt bereits Pflegeheime im reinen Hausgemeinschaftsprinzip in Willstätt, Hausach, Bad Peterstal und Kehl sowie anbieterunterstützte Wohngemeinschaften in Willstätt, Offenburg, Ortenberg und Hohberg. Durch das neue Konzept im Seniorenzentrum Untertor kann eine wesentliche Versorgungslücke in der postakuten Betreuung geriatrischer Patienten geschlossen werden. Laut Bettina Lehmann-Isenmann, Geschäftsführerin der Winkelwaldgruppe, ist das Projekt am Untertor eines der ersten dieser Art in der Region. Die Fertigstellung der baulichen Maßnahmen ist zum Jahres ende 2022 geplant