Claudia Harter, Kirchstraße 6, hat es in dieser Zeit im Lockdown besonders schwer. Denn auch sie gilt als Einzelhändlerin, die Bestellungen nur per Telefon oder Mail entgegennehmen und dem Kunden später an der Ladentüre, den mit viel Liebe gebundenen Strauß, aushändigen darf.
An manchen Tagen läuft das ganz gut, aber es gibt auch Tage, an denen sie keinen einzigen Strauß verkauft. Normalerweise sind die Tage um den Valentinstag richtige Highlights, wo gekauft wird, weil besonders die Männer ihre Frauen mit einem Blumenstrauß überraschen wollen. Aber das klappt dieses Jahr so nicht. Die Lebensmittel-Discounter dürfen in Deutschland neben ihrem normalen Sortiment auch Blumen verkaufen. Entsprechend gibt es Blumenangebote mit Tulpen, bunte Sträuße mit Frühlingsblumen, Rosen als Einzelstück oder im gebundenen Strauß- und das alles zu Preisen, die günstiger sind, als die Blumen, die Claudia Harter vom Großhändler bezieht. So wird es jetzt zu einer Preissache. Nur die treusten ihrer Kunden bestellen bei ihr Sträuße, die anderen kaufen im Supermarkt. In der Schweiz ist das anders, da müssen in den Lebensmittelmärkten alle Waren, die keine Lebensmittel sind, so auch Blumen, abgedeckt und sie dürfen auch nicht verkauft werden.
Claudia Harter: »Blumen gab es in den Discountern immer, aber nun als schön gebundene Sträuße zu Spottpreisen – das ist jetzt neu und trifft uns bewusst hart.« Um über die Runden zu kommen, helfen ihr da vor allem die Beerdigungen-Kränze, diese gibt es in Supermärkten noch nicht. Claudia: »Das stimmt mich auch traurig und macht mich unglücklich, dass es mir hilft, wenn jemand sterben muss. Ich will nicht, dass lieb gewordenen Menschen in diesen Tagen sterben.«
So kämpft sie mit ihrer Mitarbeiterin täglich von 9 Uhr morgens bis zum Abend um ihre Existenz und wartet auf Anrufe. »Ich werde gerade so über die Runden kommen«, sagt sie, »aber einen dritten Lockdown werde ich mit
Sicherheit nicht mehr überleben.«