Die Musik findet ihren Weg, daran ändert auch das Corona-Virus nichts. Davon schien Pfarrer Monninger überzeugt, als er am Mittwochabend die Besucher zur ersten »Sommermusik 2020« in der evangelische Kirche begrüßte.
Mit großer Genugtuung hatte die seit Jahrzehnten treue Stammhörerschaft der Kirchenkonzerte erfahren, dass die traditionsreiche »Zeller Sommermusik« entgegen erster Ansagen doch stattfindet. Wenn auch mit coronabedingten Einschränkungen: begrenzte Besucherzahl (Voranmeldung erforderlich), Maskenpflicht beim Ein- und Ausgang und das obligatorische Abstandsgebot.
Unter diesen Aspekten war der Abend unter dem Motto »Barock mit Bach« und mit dem über die Grenzen der Ortenau hinaus bekannten Duo Heike Thoma (Flöte) und Dieter Benson (Orgel) sehr gut besucht. Ein ersehntes Ereignis für beide Seiten: Endlich können die Musiker wieder konzertieren und die Hörer erfrischende Interpretationen barocker Werke genießen. Denn dass ihr Spiel eine besondere Klangkultur pflegt und mit historisch informierter Technik einhergeht, haben Heike Thoma und Dieter Benson bei etlichen Konzerten in den vergangenen Jahren bewiesen.
So werden auch bei der »Toccata und Fuge d-moll« von Johann Sebastian Bach, mit der Dieter Benson das halbstündige Kurzprogramm eröffnete, die intensiven Momente in Erinnerung bleiben. Innigkeit und zugleich Vitalität sind die Qualitäten, die das Publikum an Bensons Spiel schätzt. Schnelle Läufe, wuchtige Akkorde und prägnante Gestaltung der eingängigen Motive, die bis heute von Komponisten – auch im Bereich des Jazz und der Rock-/Popmusik – gerne »zitiert« werden. Die für den jungen Bach charakteristische Harmonik kam bei Bensons beidhändigem Tastenspiel voll zur Geltung. Die Darbietung der vierstimmigen Fuge geriet ungemein lebendig und musikantisch, geprägt von Präzision und Klarheit bis zum lang ausklingenden Schlussakkord. Reicher Beifall!
Bezwingend schöne Soli
Als ein »kolossales Werk« stellte Heike Thoma Bachs »Sonate h-moll« vor. Immerhin enthält es den längsten Sonatensatz, den der barocke Großmeister komponiert hat. Die Bearbeitung des Werks für Flöte und Orgel besticht mit außerordentlicher klanglicher wie interpretatorischer Dichte. Heike Thoma kostet die expressiven Möglichkeiten ihres Instruments bis zur Neige aus, formt ihren Part eminent rhetorisch. Im Zusammenwirken mit Dieter Benson an der Orgel genügt hin und wieder ein Blickkontakt, um dem musikalischen Fluss Form und Richtung zu geben. Insgesamt lässt der Organist der Flötistin viel Raum, den sie mit bezwingend schönen Soli füllt.
Beide Instrumentalisten hielten das hohe Niveau des musikalischen Dialogs und spielten mit viel Empathie. Die Zuhörer im Kirchensaal goutierten das sichtlich und das intuitive Ausholen der Hände mündete wiederholt in Applaus zwischen den einzelnen Sätzen. Besser kann man sich barocke Klangkunst nachschöpferisch kaum vorstellen.
Mit Verve und spielerischer Eleganz erklang zum Schluss »In dir ist Freude« von J.S. Bach. Dieter Benson gelang es, mit seinem Orgelsolo eine Spannung aufzubauen, die sich erst nach der letzten Note löste. Anhaltender Beifall, den die kurze virtuos dargebotene Zugabe – wieder mit Heike Thoma an der Querflöte – vollends verstärkte.
Zweite Sommermusik am Mittwoch, 5. August
Pfarrer Monninger dankte den beiden Musikern mit einer weißen Rose. Von den Konzertbesuchern hörte man begeisterte Kommentare. Allenthalben war die Freude darüber zu spüren, dass es wieder Konzerte in der Zeller evang. Kirche gibt. – Die zweite Sommermusik findet am 5. August 2020 statt.