Nach Ostern soll planmäßig mit der Sanierung des Zeller Rathauses gestartet werden. Als erster Schritt erfolgt der Abriss der ehemaligen Metzgerei Meier. Bei den Vorbereitungen hat sich gezeigt, dass der Platz zwischen der Baugrube und Stadtbrunnen sehr beengt ist. Da das historische Bauwerk ohnehin sanierungsbedürftig ist, soll der Brunnen nun abgebaut, instand gesetzt und nach Beendigung der Baumaßnahme, voraussichtlich Anfang 2024, wieder aufgestellt werden.
»Im Zusammenhang mit der Rathaussanierung standen wir kurzfristig vor dieser Entscheidung«, informierte Bürgermeister Günter Pfundstein. Am kommenden Donnerstag stehe ein abschließendes Gespräch mit der Abbruchfirma bevor. Nach Ostern soll dann planmäßig mit dem Abbruch der ehemaligen Metzgerei Meier begonnen werden. Zunächst muss das Gebäude entkernt werden bevor dann die Gebäudehülle fallen kann.
Sicherung kostet rund 35.000 Euro
Spätestens dann, so Bürgermeister Pfundstein, müssten auch Sicherungsmaßnahmen für den Stadtbrunnen erfolgen. Dabei gehe es sowohl um die Baustelleneinrichtung als auch um die Baustellensicherung. Mit dem Abbruch des Gebäudes bzw. danach für den Rohbau muss eine rund vier Meter tiefe Baugrube ausgehoben werden, die nahe am Brunnen steil abwärts fällt.
»Der Stadtbrunnen ragt in den Böschungswinkel der Baugrube hinein«, erklärt Stadtbaumeister Tobias Hoffmann. Deshalb müsste der Stadtbrunnen während der Bauzeit mit aufwändigen Spuntwänden gesichert werden. Der Architekt der Stadt Zell schätzt die Kosten dafür auf rund 35.000 Euro.
Ein weiterer Nachteil sei, dass das Baufenster rund um die Rathausbaustelle ohnehin sehr klein sei. Wenn der Brunnen während der Bauzeit entfernt werde, könne möglicherweise noch eine Durchfahrt in die Turmstraße frei gehalten werden, zumindest jedoch ein Durchgang für die Fußgänger.
Sanierung kostet rund 25.000 Euro
»Der Stadtbrunnen mit der Ritter-von-Buß-Büste wäre in den nächsten Jahren irgendwann stark sanierungsbedürftig«, berichtet Bürgermeister Pfundstein. Laut dem Wassermeister befinde sich im Untergrund eine alte Gussleitung, die ihre besten Tage hinter sich habe. Außerdem ist der Brunnen undicht und verliert seit geraumer Zeit an Wasser. Er habe seine besten Jahr hinter sich, so die Einschätzung der Fachleute.
»Keine Frage. Die Sanierung hätte noch etwas Zeit«, stellt Bürgermeister Pfundstein fest. Bei der Steinmetzfirma Göhrig in Lahr-Reichenbach hat die Stadt Zell nun ein Angebot für die Brunnensanierung eingeholt. Die Kostenberechnung für Abbau und Lagerung, Instandsetzung und Restaurierung sowie Anlieferung liegt bei rund 25.000 Euro.
Es sprechen als gute Gründe für den Abbau des Brunnens während der Rathaussanierung. »Warum jetzt einen Betrag ausgeben, der höher liegt als die eigentlich Sanierung, um nur den Zustand zu retten«, fragt sich Bürgermeister Pfundstein. Nach Beendigung der Baumaßnahme, voraussichtlich Anfang 2024, könne man den Stadtbrunnen, dann in einem Top-Zustand, wieder an seinen alten Platz bringen. Selbst für die Fische im Brunnen gebe es eine Lösung. Die können während dessen im Teich des Kurparks Unterharmersbach weiterschwimmen.Noch in dieser Woche werde die Stadt Zell den Auftrag für die Brunnensanierung vergeben, berichtet Stadtbaumeister Hofmann. Der Zeitpunkt für die fachmännische Demontage des Brunnenbauwerks müsse dann noch genau festgelegt werden. Die einzelnen Elemente des Stadtbrunnens werden auseinandergenommen. Insgesamt sei er auf einem Fundament verankert. »Diese Vorgehensweise hat nur Vorteile«, sind sich Bürgermeister und Stadtbaumeister sicher.
Teil der Wasserversorgung
Ein Blick in die Zeller Geschichtsbücher zeigt, dass der Stadtbrunnen vor dem Ausbau der Wasserleitungen Teil der Wasserversorgung für die Bevölkerung war. Dieter Petri schreibt in der Chronik »Zell am Harmersbach im Wandel der Zeit«: In der Hauptstraße errichtete die Stadt »Laufbrunnen«, bei denen das Wasser ununterbrochen floss. Die wichtigste Zapfstelle stellte der »Röhrenbrunnen« in der Mitte der Stadt dar.
In der Chronik von Franz Disch aus dem Jahr 1937 kann man nachlesen, dass den Marktplatz ein achteckiger Brunnen ziert. Der Brunnenstock zeigt das Stadtwappen und als Ausguss drei bärtige Maskarons (Fratzenköpfe). Auf dem Kapitäl die Büste des »Ritters von Buß«, eines Sohnes der Stadt (1803 bis 1888), welcher großherzoglicher badischer Hofrat, Professor und Doktor beider Rechte in Freiburg i. B. war und 1863 vom Kaiser Franz Josef »in Würdigung seiner vorzüglichen Verdienste für die österreichische Monarchie und das kaiserliche Erzhaus« in den erblichen Ritterstand des Kaiserreichs erhoben wurde.
Von 1928 bis 1938 zierte der Kopf des Ritters in Bronze den Zeller Stadtbrunnen. Wohl auch deshalb, da genau neben dem Brunnen einmal das Geburtshaus von Franz Joseph von Buß stand. Die Büste des Ritters musste ihren exponierten Platz allerdings verlassen, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Denen war der einstige Repräsentant des politischen Katholizismus wohl ein Dorn im Auge. Das Kreisbauamt stellte fest, dass die Büste »nicht ins Stadtbild passen würde«. Die Bronze-Büste verschwand im Bauhof und wurde 1942 als »Metallspende des deutschen Volkes« für die Waffenproduktion eingesammelt, wie Dieter Petri in seinem Buch über Franz Joseph Ritter von Buß schreibt.
Ein Kunstwerk mit dem Abbild von Franz Joseph Buß sollte erst 1953 wieder in Zell aufgestellt werden – auf Anregung des Freiburger Bundestagsabgeordneten Heinrich Höfler. 1953 wurde die neue Büste – aus Stein – bei der Wallfahrtskirche enthüllt. Dort fristete die Büste bis zum Jahr 2013 ein eher unbemerktes Dasein.