Unter dem Motto »Segen bringen, Segen sein. Frieden! Im Libanon und weltweit« waren bei der 62. Sternsinger-Aktion in allen 27 deutschen Bistümern wieder zahlreiche Kinder und Jugendliche unterwegs. Sie verkleiden sich als Könige und sammeln Geld für Kinder in Not.




In Zell ist die Zentrale der Sternsinger-Aktion die Klosterhalle, die genügend Platz für die Tischgruppen, Kleiderständer und das umfangreiche Zubehör bietet. In diesem Jahr waren 43 Kinder und Jugendliche in zehn Gruppen unterwegs. Viele kleine Kinder haben sich angemeldet, die nicht alleine unterwegs sein konnten. Dies führte zu einem kurzzeitigen Mangel an Begleitpersonen. Folgende Fahrer oder Begleiter waren am 2. und 3. Januar mit den Kindern unterwegs: Gisela Albrecht, Br. Berthold, Catrin Börsig, Annemarie Jäckle, Franz Prinzbach, Cäcilia Schnaiter und Rita Stehle. Bei den Älteren wurde ein Mitglied der Gruppe zu verantwortlichen Teamern ernannt.
Br. Markus war für die Organisation und die Verwaltung der Spenden verantwortlich; Br. Berthold übernahm die Werbung in den Schulen und das Vorbereiten der Sternsinger-Gewänder, Peter Albrecht war für die Streckenplanung und die Fahrdienste zuständig. Beim Mittagessen und der Zusammenstellung der Süßigkeiten haben Brigitte Metzler und Gisela Albrecht geholfen.
Mit viel Freude und großer Einsatzbereitschaft unterwegs
Die Kinder und Jugendlichen waren bei gutem Wetter mit viel Freude und großer Einsatzbereitschaft unterwegs. Dabei kann man interessante Dinge lernen, z. B. dass der Mühlstein kirchlich zu Zell gehört, politisch aber zu Nordrach. Die Gruppe von Franz Prinzbach fährt jedes Jahr dort hoch und schätzt den freundlichen Empfang. Einen Straßenplan lesen zu können und seine Strecke danach zu planen ist eine besondere Herausforderung für die Kinder und Jugendlichen. Manche Gruppen sind sehr schnell unterwegs, andere brauchen viel Zeit – die Streckenplanung muss entsprechend laufend angepasst werden. Eventuelle Überschneidungen bei den Gebietsgrenzen werden genau besprochen.
Beim Betten-Fachgeschäft Zapf waren die Angestellten so erfreut über den Besuch der Sternsinger, dass sie jedem Mitglied der Gruppe ein Kissen genäht haben. Bei einem Bauernhof wurde gerade Brot gebacken und die Sternsinger bekamen ein Bauernbrot geschenkt.
Besonderes Erlebnis
Die Sternsingerin Maja Geiges konnte von einem besonderen Erlebnis bei einer Ferienwohnung berichten. Eine Französin freute sich so über den Besuch der Sternsinger, dass sie ganz gerührt war. Ihr Hund wurde ausgiebig gestreichelt: »Der war so weich wie ein Kuscheltier und ganz lieb«, erzählte Maya.
Eine spannende Angelegenheit ist für die Kinder, bei der Öffnung ihrer Sammelbehälter das viele Geld zu sehen und zu beobachten, wie es gezählt wird. Die Kinder geben ihre verplombten Spendenbüchsen bei Br. Markus ab. Das Münzgeld kommt in einen Geldzählautomat, der »die coolste Maschine der Welt ist« (Zitat: Maja Geiges). Die Scheine zählt Br. Markus per Hand. Die Spendensumme wird den Kindern mitgeteilt und so können sie verfolgen, wie ihr Betrag mit jedem ihrer Einsätze immer höher wird. Die Frage, welche Gruppe am meisten gesammelt hat, wird dabei immer wieder gestellt.
Mittagessen erhalten die Sternsinger und ihre Begleiter ebenfalls in der Klosterhalle. Für den 2. Januar war Gastro-Jilg mit dem Essen beauftragt; am 3. Januar freuten sich die Kinder auf den Klassiker Spaghetti mit Tomatensoße aus der Klosterküche.
Zur Sternsinger-Aktion gehört auch die Aussendung der Sternsinger am 1. Januar in der Pfarrkirche. Bei einem ökumenischen Wortgottesdienst werden sie gesegnet und singen ihr traditionelles Sternsingerlied. Am Dreikönigstag kommen sie nochmals am Vormittag zum Gottesdienst in die Pfarrkirche oder am Abend in die Wallfahrtskirche.
Hintergrund
Seit dem Start 1959 haben die Sternsinger 1,14 Milliarden Euro gesammelt. Mehr als 74.000 Projekte für Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa wurden unterstützt. Bundespräsident und Bundeskanzler empfangen Sternsingergruppen seit mehr als 35 Jahren.
2015 wurde das Sternsingen in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Träger sind das Kindermissionswerk `Die Sternsinger` und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend. Da beim Sternsingen Kinder aller Konfessionen mitmachen, ist die Aktion eine große ökumenische Bewegung. Das bisher höchste Ergebnis wurde 2019 erzielt: die Sternsinger haben 50,2 Millionen Euro gesammelt, damit konnten 1304 Projekte für benachteiligte Kinder in weltweit 102 Ländern unterstützt werden. Das Dreikönigssingen ist damit die größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder.
Das Sternsingen geht auf die Bibelgeschichte nach der Geburt Jesu zurück, in der die Sterndeuter aus dem Osten beschrieben werden. Sie wandern dem Stern am Himmel nach bis nach Bethlehem – dort bleibt der Stern stehen. Die heutigen Sternsinger sind die Nachfahren der damaligen Sterndeuter.
Das Segenszeichen 20 * C + M + B 20
Den Segen anschreiben gehört zu den beliebtesten Aufgaben der Sternsinger. Die Buchstaben C + M + B bedeuten: Christus Mansionem Benedicat – Christus segne dieses Haus. Wobei mit dem lateinschen Wort »Mansio« nicht das Gebäude selbst, sondern dessen Bewohner gemeint sind: Christus segne diese Hausgemeinschaft. Der Buchstabenfolge wird ein Stern voransgestellt, der für das Erscheinen Jesu Christi in der Welt steht. Die drei Kreuze stehen für den dreieinen Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Eingerahmt ist das Segenszeichen durch die jeweilige Jahreszahl, dieses Jahr 2020.
Das Motto: Segen bringen, Segen sein. Frieden! Im Libanon und weltweit.
Beispielland der diesjährigen Aktion ist der Libanon. Nach dem Bürgerkrieg leben dort viele Menschen verschiedener Religionen in dem kleinen Land im Nahen Osten weitgehend demokratisch zusammen. Doch das Zusammenleben im Alltag ist schwierig. Zudem hat der Libanon seit dem Ausbruch des Krieges im Nachbarland Syrien rund 1,2 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Die Bildungs- und Gesundheitsstrukturen im Land reichen nicht aus, um den Bedürfnissen der geflüchteten Menschen gerecht zu werden. Massenproteste und Repressalien gegen die Flüchtlinge prägen den Alltag. Die Aktion Sternsingen finanziert Projekte mit einheimischen und Flüchtlingskindern, um ihre schwierige Lage zu verbessern.