Einige Neuerungen gab es bei der 26. Dreikönigssitzung der Zeller Narrenzunft, als sich Narrenrat, Zunftangehörige und Vertreter der neun örtlichen Fasendgemeinschaften sowie der befreundeten Basler «Grachys« am gestrigen Montagvormittag im Narrenkeller des Kultur- und Vereinszentrums trafen – zur offiziellen Eröffnung der Fasend.





»Super« – der vielstimmige, von närrischem Applaus begleitete Freudenruf war am Montagvormittag auf der zweistündigen Dreikönigssitzung das erste Mal zu hören, als Zunftschreiber Mathias Schwarz ein Ausmalbuch vorstellte. Zumindest einen ersten Prototyp.
Das von dem jungen Familienvater initiierte 16-Seiten-Werk soll Kinder im Alter von etwa fünf bis neun Jahren dazu animieren, sich im DIN-A4-Format ausgiebig mit der Zeller Fasend zu beschäftigen. Schwarz erklärte: »Wenn wir am Mittwoch vor dem Schmutzigen Donnerstag die Kindergärten und Grundschulen besuchen, wollen wir das Malbuch verteilen.« Ansonsten wird es gegen einen kleinen Obolus bei der Narrenzunft erhältlich sein.
Das zweite vielfache »Super« ertönte am Ende der Dreikönigssitzung, als vor dem Kultur- und Vereinszentrum Fahnen gehisst wurden. Vier von ihnen gibt es, zeigen sie doch jeweils eine der insgesamt vier Zeller Narrenfiguren.
Je ein Foto von Schneckenhüsli-, Karten- und Welschkorn-Narro sowie des Bändele prangt stolze vier Meter hoch und eineinhalb Meter breit, beidseitig auf halbdurchsichtigen dunklen Kunststoff gedruckt. Ab dem kommenden Samstag werden die Fahnen beim Kreisel vor dem Altstadteingang gehisst sein und jedem klar machen, wer hier bis zum Aschermittwoch das Sagen hat.
An diesem Samstag, 11. Januar, werden außerdem die bunten Straßenwimpel aufgehängt, los geht´s um 14.00 Uhr bei der Sonne, abgehängt werden sie am 29. Februar. »Viele Hände, wenig Arbeit – wenig Hände, viel Arbeit«, appellierten die Verantwortlichen an eine möglichst große Helferschar.
Zwischen den beiden eingangs erwähnten »Super«-»Salven« führte der Narrenrat die Sitzungsteilnehmer durch eine Vielzahl organisatorischer Programmpunkte. Die Flyer-Ausgabe des diesjährigen Narrenfahrplans unter dem Gesamtmotto »Zeller Fasend isch schuld, die 80er sin widder Kult!« gehörte ebenso dazu wie die Mottobekanntgabe der neun Zeller Fasendgemeinschaften.
Plakettenverkäufer gesucht
Zunftmeister Clemens Halter betonte, dass am Fasendsonntag in diesem Jahr erstmals die altehrwürdige Narrenzunft aus Offenburg am Umzug teilnimmt.
Gleichfalls vorgestellt wurde die Umzugsplakette, der Narrenbrunnen schmückt sie heuer. Die Kunststoffversion kostet im Vorverkauf drei, beim Umzug 3,50 Euro, der Preis für die Sammleredition wird noch bekanntgegeben.
Allerdings werden händeringend Plakettenverkäufer gesucht, um die Umzugszuschauer zu bestücken. »Es kann nicht sein, dass da Hunderte von Leuten ohne Plakette rumstehen«, mahnte Clemens Halter, »das ist für uns bares Geld.«
Ebenfalls für den Umzug gesucht wird ein funktionstüchtiger »Kinderwagen« als Ersatz für ein kaputt gegangenes Gefährt. Statt wie bisher zwei gibt es in diesem Jahr daher nur einen Umzugswagen für Kinder, wie alle Verantwortlichen bedauerten. Im nächsten Jahr soll sich das wieder ändern, »schließlich ist die Kinderfasend bei uns Tradition.«
Eine positive Neuerung hingegen bedeutet eine Maßnahme, »damit die Jugend sich entfalten kann«: Die Zeller Narrenzunft stellt ihr einen umgebauten Kühlwagen zur Verfügung, der voraussichtlich hinter dem Rathaus aufgestellt wird – eine Bar für Jung und Alt sowie einen DJ soll es hier geben. »Wir tragen die Kosten, aber die Jugendlichen dürfen selber schalten und walten«, betonte der Narrenrat, »wir gucken mal, wie’s funktioniert.« Einen Schichtplan haben die 16- bis 25-Jährigen bereits eingereicht. Auch diese Aktion fand viel Zustimmung.
Eine kontroverse Diskussion entspann sich um das Tragen der Masken. Während Ehrenzunftmeister Berthold Damm darauf drang, dass während des Umzugs Narros ihre Masken ausnahmslos tragen sollten, rechtfertigten die Eckwaldhexen die in ihrer Satzung festgelegte Regelung, nach der junge Mütter mit Sprößlingen im Kinderwagen ihre Masken auf den Hinterkopf gezogen tragen dürfen – um den Kleinen keine Angst einzujagen.
22 Jahre Eckwaldhexen
Der Verschmutzung wegen festgelegt wurde, dass während des Umzugs weder beispielsweise Konfetti oder Stroh geworfen werden darf. »Unsere Kinder werfen mit Gutsele«, stellte der amtierende Zunftmeister klar.
Großes Lob sprach Clemens Halter dem Moderator des jährlichen Kinderfasendballs aus, Roland Isenmann: »Er macht das mit Bravour und einer Leidenschaft – Wahnsinn!«. Der Kindernarro-Fundus öffnet am 11. Januar um 14 Uhr.
Zunftschreiber Mathias Schwarz nannte allgemein die Preisempfehlung für Speisen und Getränke und informierte, dass – noch – keine Bonpflicht bestehe.
Die Narrengemeinschaft Bruch gab bekannt, dass sie in diesem Jahr eine »Sommerfasent« veranstaltet: »Wir werden 50 Jahre jung«, was am 27. Juni in der Jahnturnhalle gefeiert wird.
Folgende Narrentreffen werden die Zeller Narren besuchen: am 19. Januar das große Narrentreffen des VSAN (Verein der Schwäbisch-Alemannischen Narrenzünfte) in Bad Cannstatt sowie am 01. und 02. Februar das Landschaftstreffen Bodensee-Linzgau-Schweiz in Pfullendorf. Der Infoabend für die Pfullendorf-Teilnehmer findet statt am Dienstag, 28. Januar um 19.30 Uhr im Kultur- und Veranstaltungszentrum.
Der Zeller Narrenfahrplan ist einzusehen unter www.narrenzunft-zell.de.
Einer der Höhepunkte ist das 22-jährige Jubiläum der Unterharmersbacher Eckwaldhexen. Deren heuer besonders zelebriertes Narrenbaumstellen findet am Freitag, 17. Januar 2020, statt. Am Samstag, 25. Januar 2020, dann wird dann eine große Jubiläumsnacht gefeiert.