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Zum Thema: Was ist nur los mit den Bauern?
Stellen Sie sich vor, Sie sind Gartenbesitzer: Auf öffentlichen Druck beschließt die Regierung zum Schutz der Insekten, dass Sie ab sofort vor dem 15. Juni Teile Ihres Rasens nicht mehr mähen dürfen. Außerdem müssen sie 10 Prozent Ihrer Gartenfläche umgraben und mit einer zertifizierten Blühmischung einsäen. Dabei hat die Blühfläche Ihren Garten in zwei gleich große Parzellen zu zerteilen. Gabionen haben Sie bis zum 31. März 2020 zu entfernen und durch eine Hecke aus heimischen Gehölz zu ersetzen. Bis 2030 muss in Ihrem Garten außerdem ein mindestens 30 Jahre alter Laubbaum stehen. Alle durchgeführten Maßnahmen haben Sie zu dokumentieren und zu melden. Selbstverständlich gewähren Sie der Kontrollinstanz jederzeit freien Zugang zu Ihrem Garten, um die Umsetzung der Maßnahmen zu überprüfen.
Ihr Vorgarten wurde übrigens im vergangenen Jahr ohne Ihr Wissen kartiert und dabei wurde festgestellt, dass dort eine besondere Artenvielfalt herrscht. Deshalb wurde es zum FFH-Gebiet ernannt. Das bedeutet für Sie: Es besteht ein Erhaltungsgebot und auf der Fläche müssen jetzt für immer die gleichen Pflanzen wachsen, wie es im letzten Jahr der Fall war. Sie wollten dort eigentlich etwas anderes pflanzen oder ein Gartenhäuschen errichten? Das bedarf jetzt einer aufwändigen Umweltverträglichkeitsprüfung und entsprechender Ausgleichsmaßnahmen.
Sie finden diese Aufzählung völlig übertrieben? Ich und viele Berufskollegen auch. Leider könnte ich noch viele solche Beispiele aufzählen.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Natürlich ist Umwelt- und Klimaschschutz eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit. Wer wüsste das besser, als die Landwirte, in deren ureigenstem Interesse es liegt ihre Flächen zu hegen und zu erhalten. Es kann aber sicher nicht sein, dass aus blindem Aktionismus eine Berufsgruppe allein retten soll, was die Lebensweise unserer gesamten Gesellschaft verursacht. Deshalb ist es entscheidend gemeinsame Lösungen für die aktuellen Probleme zu finden, anstatt Einzelne zum alleinigen Sündenbock zu machen.
Mahnfeuer am 7. Dezember
Um miteinander anstatt übereinander zu reden, laden wir alle Interessierten am kommenden Samstag, 7. Dezember 2019, ab 17 Uhr auf den Billersberg 1 in Oberharmersbach ein.
Wir werden dort ein Mahnfeuer entzünden und würden uns freuen mit möglichst vielen ins Gespräch zu kommen und die aktuelle Situation zu diskutieren.
Johannes Pfundstein,
Zell am Harmersbach