Die Zahlen sind beeindruckend, der persönliche Einsatz, der dahinter steckt, schier unermesslich: 43 Jahre lang war Hans-Peter Wagner Ortschaftsrat von Unterharmersbach, 40 Jahre lang gehörte er dem Zeller Gemeinderat an und 29 Jahre lenkte er als Ortsvorsteher die Geschicke von Unterharmersbach. Als Rektor der Grundschule Unterharmersbach, als Chorleiter der Talfinken, im Fußballverein Unterharmersbach, mit dem Förderverein Fürstenberger Hof, als Organisator des Hambacher Heimatfests und von inzwischen zehn Krippenausstellungen im Fürstenberger Hof hat er sich für Unterharmersbach und seine Heimatstadt eingesetzt. Beim Silvesterempfang wird Hans-Peter Wagner am morgigen Dienstag zum Ehrenbürger von Zell am Harmersbach ernannt.





»Ich empfinde es als eine sehr große Ehre«, sieht Hans-Peter Wagner der Ernennung zum Ehrenbürger entgegen. Gleichzeitig seien damit auch viele Erinnerungen verknüpft: an seine Zeller Kindheit, an seine berufliche Laufbahn in Unterharmersbach und an viele Menschen, denen er in all den Jahren begegnet ist und mit denen er gemeinsam viel erreichen konnte. Die Auszeichnung sei für ihn aber auch Verpflichtung. Er werde sich weiterhin für die gesamte Stadt einsetzen. »Wenn ich gefragt werde, bin ich da«, verspricht Hans-Peter Wagner.
Nicht im Traum habe er daran gedacht, Ehrenbürger von Zell zu werden, stellt Hans-Peter Wagner fest. Umso emotionaler sei es für ihn gewesen, als Bürgermeister Günter Pfundstein bei der Verabschiedung aus dem Gemeinderat im Juni bekanntgegeben habe, dass er diese Auszeichnung erhalten werde. Die anwesenden Ratskollegen und Gäste honorierten seine Leistungen mit lange anhaltendem, stehendem Applaus. Mitte Dezember waren es die Besucher des Weihnachtskonzerts mit Markus Wolfahrt in der Wallfahrtskirche, die am Ende des Abends mit ihrem großen Applaus Hans-Peter Wagner zur bevorstehenden Auszeichnung gratulierten und damit ihre Anerkennung zum Ausdruck brachten. Zuvor hatte Peter Scheid den Besuchern berichtet, dass Hans-Peter Wagner das Konzert organisiert habe und dass zu Silvester die herausragende Ehrung bevorstehe. »Das war eigentlich der Ehre schon genug«, zeigt sich Hans-Peter Wagner auch im Nachhinein tief gerührt.
Die Wiege stand mitten im Städtle
Die Wiege von Hans-Peter Wagner stand am 31. März 1944 mitten im Zeller Städtle. Genauer gesagt im Keller des Thoma-Hauses direkt am Stadteingang. Seine Eltern betrieben ein Friseurgeschäft und dort wuchs Hans-Peter Wagner gemeinsam mit seinem drei Jahre älteren Bruder Kurt auf. Vater Wilhelm Wagner war überzeugter CDU-Anhänger und im Friseursalon wurde oft auch heftig politisiert. So wurde früh sein Interesse an der Politik geweckt. »Das Elternhaus hat mich politisch geprägt«, berichtet Hans-Peter Wagner, der später für die CDU in den Gemeinde- und Ortschaftsrat eingezogen ist.
Zunächst aber besuchte er als Jugendlicher die Klosterschule in Zell und dann das Internat der Kapuziner in Bensheim. Nach dem Willen der Eltern hätte er Pfarrer werden sollen. Später studierte Wagner an der pädagogischen Hochschule in Gengenbach Lehramt und legte 1962 in Karlsruhe das Staatsexamen ab. 43 Jahre lang war Hans-Peter Wagner Lehrer an der Grundschule Unterharmersbach, 22 Jahre davon, bis 2008, war er Rektor.
Dies war dann auch Anknüpfungspunkt für die Kommunalwahlen im Jahr 1975. Hans-Peter Wagner ließ sich für die Ortschaftsratswahlen aufstellen, schaffte den Einzug zunächst jedoch nicht. Erst als ein Jahr später Dr. Pätzold vorzeitig aus dem Gremium ausschied, erhielt Hans-Peter Wagner Sitz und Stimme im Unterharmersbacher Ortschaftsrat. »Es war am Peter-und-Paul-Tag«, erinnert sich Wagner noch allzu gut an den 29. Juni 1976.
1980 erfolgte dann seine Wiederwahl, auch mit vielen Zeller Stimmen, und Hans-Peter Wagner zog sowohl in den Gemeinde- als auch in den Ortschaftsrat ein. Für die Liste der CDU holte Wagner in Unterharmersbach stets die meisten Stimmen und so stellte sich dann 1990 folgerichtig die Frage, ob er in der Nachfolge von Paul Keller Ortsvorsteher werden wolle. »Ich habe es mir lange überlegt, ob ich Ja sage«, stellt Hans-Peter Wagner fest, denn ihm sei klar gewesen, dass er fortan stets in der Öffentlichkeit stehen werde.
Bereits vor seinem Schritt in die Kommunalpolitik hat sich Lehrer Hans-Peter Wagner ehrenamtlich engagiert. Er war erfolgreicher Mittelstürmer beim FVU und organisierte die legendären Harmersbachtal-Turniere. Als Leiter des Kinderchors »Talfinken« war Hans-Peter Wagner ein Botschafter für die Stadt Zell. Als Lokalberichterstatter und mit seiner Rubrik »Adebar« sorgte er dafür, dass Zell immer wieder in den Schlagzeilen stand. Seine Berichte über den Mammutchristbaum und das Tannenbaumstädtle schafften es bis in die USA. Ein Bestseller war auch der von ihm verfasste »Zeller Kalender«.
Die Hambacher haben mitgezogen
Viele große Projekte wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten in Unterharmersbach verwirklicht. Der Wiederaufbau des Fürstenberger Hofes, die Erschließung neuer Baugebiete, die Ortssanierung und als letzte große Mammutaufgabe die Sanierung der L94. »Die Hambacher haben mitgezogen. Es war ein schönes Arbeiten«, lobt Hans-Peter Wagner die gute Gemeinschaft im Ort. Auch die Zusammenarbeit mit Bürgermeister Günter Pfundstein und seinen Vorgängern Hans-Martin Moll und Manfred Behrschmidt seien sehr gut gewesen.
Ihm persönlich sei es wichtig gewesen, den Menschen zuzuhören. Vielen konnte er in ihren Anliegen helfen. »Das hat Vertrauen und Nähe geschafft«, ist sich Hans-Peter Wagner bewusst. Geholfen hätten im politischen Tagesgeschäft auch seine vielen Kontakte. Als Netzwerker sei es ihm gelungen, viel für Unterharmersbach zu erreichen. In diesem Zusammenhang nennt Wagner den früheren Staatssekretär Robert Ruder als einer seiner wichtigen Weggefährten. Jetzt ist Hans-Peter Wagner froh, dass mit Ludwig Schütze ein versierter Nachfolger für das Amt des Ortsvorstehers gefunden werden konnte.
Fünfter Ehrenbürger der Stadt Zell
Am morgigen Dienstag nun wird Ortsvorsteher a. D. Hans-Peter Wagner zum fünften Ehrenbürger der Stadt Zell ernannt. Vor ihm waren es Bürgermeister a. D. Hans-Martin Moll, Unternehmer Dr. Dietmar Lauermann, Gemeinderat und Betriebsratsvorsitzender Willi Isenmann sowie Studienrat und Ortshistoriker Franz Disch, denen die Ehrenbürgerwürde verliehen wurde.