Mal heiter, mal besinnlich und immer charmant bis zum mitreißenden Finale nahm der gemischte Chor zusammen mit seinen Gästen Abschied vom Sommer, um musikalisch den Herbst zu begrüßen. Das breitgefächerte Programm reichte vom volkstümlich stimmungsvollen »Liebeslied« von Johannes Brahms über die Olympiahymne »Amigos para siempre« von Andrew Lloyd Webber bis zu den Pop-Klassikern der schwedischen Superstars Abba. Ein fulminanter Gastauftritt der Unterkrainer im Kultur- und Vereinszentrum brachte das Publikum am Samstagabend zum Jubeln.
Traditionell eröffnet der »Frohsinn« sein Jahreskonzert mit einem Reigen à capella – oder mit dezenter Klavierbegleitung – gesungener Lieder. »Musik begleitet unser Leben« und »Die Wunder dieser Welt« erfüllten auf Anhieb die Herzen der langjährigen Freunde und Gönner des Zeller Gesangvereins. Mit viel Gefühl und Ausdruck interpretierten die 19 Sängerinnen und sieben Sänger Brahms‘ »Liebeslied« in einer gelungenen Bearbeitung von Gus Anton. Bei dem alten deutschen Liebeslied »Still wie die Nacht« wandelten die Choristen unter der Leitung von Tatjana Krause auf den Spuren großer Sänger wie René Kollo oder des erst jüngst verstorbenen Karel Gott.
Als »fünf g’standene Mannsbilder« hatte Sängerin Hilde Ruff, die auch das Programm moderierte, die musikalischen Gäste aus Unterentersbach angekündigt – die Unterkrainer: Michael Dupke (Trompete), Bernd Borho (Klarinette), Ludwig Vollmer (Akkordeon), Martin Birk (Baritonhorn) und Patrick Gärtner (Rhythmusgitarre) widmen sich leidenschaftlich der Oberkrainer Musik, die in den Kompositionen und Arrangements eines Slavko Avsenik einen pop-melodiösen Klang entfaltet, ohne dass die »klassische« Bläserwucht verloren geht. »Die Oberkrainer kommen« und »Trompetenecho« präsentierten ein Ensemble mit makellosem Zusammenspiel, das dem einzelnen Musiker immer auch Raum für ein Solo lässt.
Das »Gute-Laune-Paket«, das die Unterkrainer nach Zell »importierten«, traf an diesem Abend auf dankbare »Empfänger«: Die Gäste im KuVZ klatschten im Rhythmus mit, schunkelten zeitweilig Arm in Arm und belohnten die Akteure auf der Bühne nach jedem Stück mit frenetischem Beifall. Der war wohlverdient, denn dass alle fünf versierte Instrumentalisten sind, stellten sie mit »Trachtenfest« und »Hirtenlied« unter Beweis.
Dialog der Frauen- und Männerstimmen
»Ein Liebes Wort« sei allerorten ein »Kompass durch die Zeit« besang der »Frohsinn« noch einmal das große Gefühl im gleichnamigen Lied des zeitgenössischen deutschen Komponisten Pasquale Thibault alias Bernd Stallmann. In einem fein aufeinander abgestimmten Dialog begegneten sich die Frauen- und Männerstimmen. Auch wenn die Chorsänger ihren Gesangspartnerinnen zahlenmäßig »unterlegen« sind, blieb der Vortrag stets ausgewogen, dynamisch ansprechend gestaltet und bei der Intonation stimmig, selbst bei Tonartwechseln.
Da hat Chorleiterin Tatjana Krause im Vorfeld ganze Arbeit geleistet, was nicht zuletzt auch der Artikulation bei schwierigen und sehr schnell gesungenen Passagen zugute kommt. Ein Paradebeispiel dafür war das temperamentvolle »Anja«, das – von Adrian Sieferle am Klavier exquisit begleitet und von Achim Bührer am Schlagzeug mit präzisen Rhythmen unterlegt – zu einem Highlight des Konzertabends wurde. Eine jubilierende Vokalversion der Olympia-Hymne zu den Spielen von Barcelona anno 1992 (»Amigos para siempre«) punktete mit der gleichen Intensität und Strahlkraft des Vortrags.
»Küss mich, halt mich, lieb mich« bediente sich der eingängigen Melodie aus dem Märchenspielfilm »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel«, wobei der Chorsatz von Pasquale Thibault hohe Anforderungen an das Ensemble stellte, die bravourös gemeistert wurden.
Als die Unterkrainer nach der Pause »Bei uns daheim« intonierten, stieg die Stimmung im Kulturzentrum weiter an. »Ludwig spiel mit uns«, das die muntere Truppe ihrem Gründer und Akkordeonspieler widmete, begeisterte das Publikum durch ein harmonisches Gesangsduett von Michael Dupke und Bernd Borho. Trompeter Dupke – auf der Bühne ein glänzender Animateur und Geschichtenerzähler – lud die Gäste ein, beim »Alpengarten Walzer« das Tanzbein zu schwingen (wozu sich im traditionellen Konzertambiente allerdings niemand traute). Der guten Laune tat das keinen Abbruch und nach »Slowenischer Bauerntanz« mit einem herrlichen Baritonsolo von Martin Birk feierte das Publikum die Unterkrainer wie Popstars. Erst nach der lautstark geforderten Zugabe (»Schneepolka«) ließ man die fünf Musiker von der Bühne.
Pop-Klassiker im Chorgewand
In puncto »Stimmung« lag die Messlatte hoch, als die Choristen das swingende »Dancing Queen« anstimmten. Der Evergreen der schwedischen Kultband Abba erklang mit deutschem Text in einer beseelten Interpretation. »Frohsinn« goes Pop könnte man diese Erweiterung des Chor-Repertoires bezeichnen, was dem Gesangverein anno 2019 gut ansteht. Und wenn »Thank you for the music« mit englischem Text gesungen wird, ist es nicht eine Coverversion im herkömmlichen Sinn, sondern erhält durch den anspruchsvollen Chorsatz ein neues musikalisches Gewand. Dass es perfekt passt, verdankt das Ensemble auch dem bestens eingespielten Duo Sieferle/ Bührer an Piano und Percussion. Großes Gefühl auch bei Abbas »Mamma Mia«, dessen endorphinsatter Refrain das Publikum in Hochstimmung versetzte. Donnernder Applaus und »Bravo«-Rufe erfüllten den Saal und flauten erst ab, als das »Lied von Nessaja« erklang, wohl eine der schönsten Kompositionen des Deutschrockers Peter Maffay aus dem »Tabaluga«-Zyklus.
»Frohsinn«-Vorsitzender Falk Polap war von der Publikumsresonanz beim Jahreskonzert beeindruckt und dankte Chorleiterin Tatjana Krause für ihr großes Engagement, das den Erfolg wesentlich begründe. Dankesworte richtete Polap auch an Gastsänger Jürgen Meier sowie Sängerin Gudrun Lang, die für den Blumenschmuck im Saal gesorgt hatte. Viel Lob gab es auch für die Helfer bei der Technik und der Bewirtung. Besonders würdigte der Vorsitzende die Bereitschaft der Zeller Banken und Geschäftswelt, für die Tombola anlässlich des Jahreskonzerts zu spenden. Den musikalischen Ausklang bereitete der Chor mit einer weiteren Zugabe, dem Publikumsliebling »Anja«.