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Zell am Harmersbach | 21.10.2019

Der Glaube braucht Gemeinde

Kandidaten für die Wahl des Kirchengemeinderats stellten sich vor – Planungen für das neue Gemeindezentrum kommen voran

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Foto: Michael Horst
von Michael Horst

Große Ereignisse bei der evangelischen Kirchengemeinde werfen ihre Schatten voraus: Zum einen steht am 1. Advent 2019 die Neuwahl der Kirchengemeinderäte bevor. Zum anderen war die Gemeinde gespannt darauf, Neuigkeiten über den Verkauf des Pfarrhauses sowie den Neubau des Gemeindezentrums zu erfahren.

Foto: Michael Horst

Blick auf die gut besuchte Gemeindeversammlung in der evangelischen Kirche.

Der gut besuchte Sonntagsgottesdienst in der evangelischen Kirche wurde deshalb gestern in verkürzter Form abgehalten. Pfarrer Reinhard Monninger leitete dann über zur Gemeindeversammlung, für die genug Zeit zur Verfügung stehen sollte.
Direkt nach dem Gottesdienst und Segen übernahm Pfarrer Michael Wurz das Wort. Zur Erinnerung, Michael Wurz wurde vor einem Jahr in der letzten Gemeindeversammlung zum Vorsitzenden des Gemeindewahlausschusses bestimmt. In seiner Ansprache warf er die Frage auf, wozu braucht es überhaupt eine Gemeinde oder gar die Kirche? Jeder könne schließlich seinen Glauben im Privaten leben. Aber genau das ist der Punkt, sobald der Glaube über das Private hinaus wirken soll, brauchen wir eine Gemeinde. Nur als Kirche können wir die Welt verändern. Weiterhin wies er auf die demokratische Konstitution der Kirche hin, unter anderem auch, weil die Gremien überwiegend von Ehrenamtlichen besetzt sind.

Kirchenwahl ist reine Briefwahl

Im Anschluss übernahm Wolfgang Bösinger das Wort und erläuterte die Regularien zum Ablauf der Wahl, die am 1. Dezember 2019 in allen Gemeinden im Gebiet der evangelischen Landeskirche Baden stattfinden. Es handelt sich um eine reine Briefwahl. Die Wahlunterlagen werden Anfang November an alle Haushalte verschickt. Die ausgefüllten und verschlossenen Wahlumschläge können frankiert an das Evangelische Pfarramt, Kirchstraße 14b zurück geschickt, direkt dort eingeworfen oder an einem der Sonntagsgottesdienste 17. November, 24. November, und 1. Dezember direkt in die Wahlurne gegeben werden. Wahlberechtigt sind alle Gemeindemitglieder die zum Stichtag 1. Dezember 2019, 14 Jahre alt sind. Gemäß Gemeindegröße können 8 Ratsmitglieder gewählt werden. Der neue Kirchengemeinderat kann jedoch weitere Mitglieder zuwählen. Am 1. Dezember 2019 findet um 18 Uhr die öffentliche Auszählung der Stimmen im Gemeindesaal statt.
Nach den Regularien stellten sich die Kandidatinnen und Kanditaten mit einigen Worten zu den wichtigsten persönlichen Daten und mit ihren Schwerpunkten und Interessen vor. Dominik Schmidt wurde dabei von Pfarrer Reinhard Monninger vertreten. Die genannten Interessen reichten von der Mitarbeit in den Kreisen, Angebote für Kinder- und Jugendliche, Förderung der Gemeindeentwicklung bis hin zur Mitwirkung bei den anstehenden Projekten und in der Sozialstation. Jede Vorstellung erhielt einen schönen und ermutigenden Applaus.

Stadt Zell kauft das evangelische Pfarrhaus Nun waren aber alle gespannt auf den Stand der Dinge beim neuen Gemeindehaus. Pfarrer Monninger spannte den Bogen von der letzten Gemeindeversammlung im Herbst 2018 an der der grundlegende Beschluss mit großer Mehrheit gefasst wurde, über den Besuch einer Delegation des evangelischen Oberkirchenrates im Frühjahr 2019 mit der Bestätigung für den Bau eines neuen Gemeindezentrums als Solitär unterhalb der Kirche und deren Renovierung bis hin zu den erfolgreichen Verkaufsverhandlungen für das Pfarrhaus mit der Stadt Zell. Anfang Dezember ist der Notartermin geplant. Es wurde vereinbart, dass die Kirchengemeinde das Objekt bis spätes­tens Dezember 2023 verlassen muss und der Kaufpreis von 350.000 Euro erst dann fällig wird. Bis dahin kann das Pfarrhaus vollumfänglich genutzt werden. Somit steht ein Zeitraum von maximal vier Jahren für den Neubau und die Renovierung der Kirche zur Verfügung.

Das Finanzierungskonzept für das derzeit auf 2,2 Millionen Euro taxierte Projekt sieht so aus, dass die Kirchengemeinde 20 Prozent der Kosten aus Eigenmitteln bringen muss und weitere 30 Prozent als langfristiges Darlehen aufgenommen wird. Die restlichen 50 Prozent werden aus Zuweisungen der Landeskirche gedeckt. Momentan prüft die Landeskirche in einem Stresstest, ob die Kirchengemeinde Zell die Belastungen aus dem Projekt langfristig schultern kann. Dabei ist die Entwicklung der Gemeindegröße zu berücksichtigen. Im Ergebnis könnte es zu einer Senkung der Bau- und Renovierungskosten kommen, was das Gesamtprojekt jedoch nicht in Frage stellen würde.

Der grobe Zeitplan sieht wie folgt aus

Der neue Kirchengemeinderat wird im Frühjahr 2020 ein Treffen mit den Verantwortlichen des kirchlichen Bauamtes in Zell organisieren. Ziel des Treffens ist Vorbereitung und Start eines Architektenwettbewerbes. Im Herbst soll dann der Siegerentwurf des Wettbewerbes feststehen und in einer Gemeindeversammlung vorgestellt werden. Dies ist dann auch der Startpunkt für umfangreiche Bemühungen, Spenden und Unterstützung für das Projekt einzuwerben.

Im Jahre 2021 geht es dann um die Feinplanung der Vorhaben, um Optimierung des Entwurfes und Anpassung an die Bedürfnisse der Gemeinde sowie um Einholung der notwendigen Genehmigungen. Es ist angedacht, den Neubau des Gemeindehauses und die Renovierung der Kirche an 2 unterschiedliche Architekten zu vergeben.

Im Jahr 2022 sollen dann die Bagger anrollen und der Neubau sowie die Renovierung der Kiche im Jahre 2023 fertiggestellt werden. Pfarrer Reinhard Monninger wird das Bauprojekt begleiten und den geplanten Ruhestand um zwei Jahre hinausschieben.

Unter dem an- und abschließenden Punkt »Verschiedenes aus der Gemeinde« gab es Fragen und Anregungen, die zum Teil angeregt diskutiert wurden. Ein Teilnehmer forderte die Berücksichtigung ökologischer Belange beim Neubau, andere ein transparentes Planungsverfahren und eine schlichte und funktionale Bauweise. Eine Teilnehmerin wünschte sich den Innenraum gemütlich und heimelig, eine andere wünschte helleres Ambiente und eine bessere technische Ausstattung der Kirche.

Abschließende Kritik entzündete sich noch am alkoholfreien Abendmahl, das bis zum nächsten Osterfest getestet wird. In der Bibel ist oft von Früchten des Weinstocks die Rede, nirgends aber davon, dass diese unbedingt vergoren sein sollen. Mit diesem theologischen Exkurs endete die Gemeindeversammlung gegen 11:30 in freudiger und gelöster Stimmung.

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