Einen Gottesdienst der etwas anderen Art feierte am Sonntag die Evangelische Kirchengemeinde. Thema war ein Erntedank in Form eines verantwortlichen Umgangs mit den Gaben der Schöpfung. Der Sonntag solle zu einem Tag werden, an dem wir uns auf unseren Beitrag zur Erhaltung eines gesunden Planeten besinnen.
Im Mittelpunkt stand der biblische Schöpfungstext 1 Mose. Bianca Monninger riet, sich nicht mit der Frage aufzuhalten, in wieviel Tagen, Stunden oder Jahre, Gott die Welt geschaffen habe. Wichtig sei die Botschaft, dass hinter der Welt Gott stehe. Pfarrer Monninger nannte es zu einfach, Gott durch den Urknall ersetzen zu wollen. Dabei griff er zu einem bündigen Vergleich: »Wenn ich in eine Druckerei eine Bombe werfe, kann ich nicht erwarten, dass daraus eine vernünftige Zeitung entsteht.«
Anstelle einer Predigt wurde Dr. Anna Niederberger gebeten, zum Thema »Bewahrung der Schöpfung« ihre Gedanken darzulegen. Eindringlich appellierte sie an uns Verbraucher, nicht einfach zum billigsten Artikel zu greifen, ohne uns über seine Herstellung und Herkunft Gedanken zu machen. Als Christen hätten wir uns für die Arbeitsbedingungen zu interessieren, unter denen ein Produkt hergestellt wird. Es sei auch nicht gleichgültig, welche Transportwege die angebotenen Nahrungsmittel hinter sich haben. Äpfel aus Neuseeland müssten nicht sein.
Frau Niederberger bedauerte, dass im Bundestag die Begrenzung auf Tempo 130 km/h auf Autobahnen erneut abgelehnt wurde. Das sollte jedoch die Christen nicht davon abhalten, mit gutem Beispiel voranzugehen. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung mindere den Spritverbrauch und die Abgase und erhöhe nicht zuletzt die Sicherheit. Generell sollten sich Christen überlegen, wann sie eine kurze Strecke statt mit dem Auto besser mit dem Fahrrad bewältigen oder zu Fuß gehen können. »Wir haben nur diese eine Erde« schrieb das engagierte Gemeindemitglied den etwa 50 Kirchenbesucher/innen ins Stammbuch.
Die Lieder und Gebete machten deutlich, dass der Christ unsere Erde nicht nur sachlich, sondern als ein persönliches Geschenk Gottes sieht. »He’s got the whole world in his hands – Er hält die ganze Welt in seinen Händen«, war eines der bekannten Lieder, die von einer Band mit betontem Rhythmus begleitet wurden. Eröffnet hatten den Gottesdienst die Geschwister Lena, Sarah und Lara Fritsch mit Flöten und Gitarre mit »Amazing grace« (Wunderbare Gnade). Ihnen gehörte auch der Schluss, den sie mit »Morning has broken« bestritten. Die Hoffnung auf einen »Neuen Morgen« stimmte zuversichtlich und vermied das Verfallen in Resignation.
Im Anschluss an den Gottesdienst schnappte sich Bianca Monninger ein Plakat, das mit der Aufschrift »Sunday for future« für die Zukunft des Sonntags warb. Der Sonntag solle ein Tag werden, an dem wir das gemeinsame Gebet mit der Wertschätzung der Schöpfung verbinden,
so das Anliegen. Eine ganze Reihe von Gottesdienstbesuchern schlossen sich dem Gang auf die Straße an, um sich die Verantwortung der Christen für eine gesunde Umwelt bewusst zu machen.