Am Sonntagabend ist Herbert Schwendemann nach einem erfüllten Leben im Alter von 84 Jahren friedlich eingeschlafen. Heute habe ich die Aufgabe, mit einem Nachruf das Leben und Wirken meines Vaters und unseres Seniorchefs in Erinnerung zu rufen – in tiefer Trauer aber auch mit großer Dankbarkeit.






Privates und Geschäftliches sind im Leben von Herbert Schwendemann untrennbar miteinander verbunden. Er war zeitlebens heimatverbundener Nordracher und wurde aktiver Zeller Geschäftsmann, er lebte Traditionen und war offen für Neues. Pflichtbewusst und voller Tatkraft erfüllte er seine Aufgaben und konnte daneben dennoch das Leben in der Familie und in der Dorfgemeinschaft genießen. Viele freudige Momente durfte er erleben – schwere Schicksalsschläge blieben ihm nicht erspart. Aber als bodenständiger und gläubiger Mensch hat er die Höhen und Tiefen des Lebens gemeistert.
Vom Lehrling zum Verleger
Sein Beruf wurde für Herbert Schwendemann zur Berufung. Als knapp 16-Jähriger kam er nach Zell zur Buchdruckerei Fuchs, wo er mit einer Schriftsetzerlehre seine berufliche Laufbahn begann. Josef Fuchs war noch Verleger und gab gemeinsam mit seiner Tochter Gertrud Koch und deren Mann Julius Koch die »Schwarzwälder Post« heraus. Schon damals war die Zeitung das wichtigste Element im Betrieb.
Herbert Schwendemann wurde nicht nur ein guter Typograf sondern im Nebenberuf auch Lokalberichterstatter. Schreiben und Fotografieren gehörten fortan zum Handwerkszeug. Berufsbegleitend absolvierte er den Meisterkurs in Freiburg. Als Ausbildungsmeister im grafischen Gewerbe trat Herbert Schwendemann die Firmennachfolge an und wurde am 1. Juli 1973 Inhaber der Druckerei Fuchs und des Verlags »Schwarzwälder Post«.
Aus dem Arbeitnehmer war nun ein Arbeitgeber geworden. Gemeinsam mit seiner Frau Anna stellte er sich der neuen Herausforderung. Ihre beiden Kinder Lonie und Hanspeter wurden seine ersten Auszubildenden. Herbert Schwendemann lebte den Teamgedanken, arbeitete selbst weiter in der Produktion mit und teilte die Verantwortung. Die dreimal wöchentlich erscheinende Lokalzeitung bestimmte fortan den Lebensrhythmus.
Die Zahl der Leser und Kunden stieg deutlich an, ebenso die Zahl der Mitarbeiter. Die Technik konnte in Zusammenarbeit mit der nächsten Generation Schritt für Schritt erneuert und die Selbstständigkeit bewahrt werden. Ein großer Höhepunkt war die Feier des 100-jährigen Firmenjubiläums im September 1997. Vier Jahre später konnte mein Vater nicht nur einen gut bestellten Betrieb übergeben, durch das gute gemeinsame Miteinander über viele Jahre liefen Druckerei und Verlag kontinuierlich weiter.
Ein »Rentenalter« gab es für Herbert Schwendemann nicht. Als Seniorchef blieb er »seiner Schwarzwälder Post« zeitlebens treu. Mit der im Jahr 2007 eröffneten »Historischen Buchdruckerei im Gewölbe« fand er nochmals eine ganz besondere Aufgabe. Hier verband er Beruf und Hobby – die schwarze Kunst, das alte Handwerk war seine Leidenschaft. Mit großem Einsatz und Liebe zum Detail hat er in vielen Stunden das Museum zusammengetragen und gestaltet. Es hat ihn letztes Jahr mit Stolz und Freude erfüllt, als er zu den Hochzeiten seiner Enkelinnen Karen und Ute mit kunstfertigen Drucken auf Holz, Bütten und Erinnerungstaschen meisterhafte Beiträge leisten konnte.
Besondere Glückwunschkarten aus seinem Keller wurden seinen Enkeln und Urenkeln zuteil.
Sein Herz schlug für das Nordrachtal
Als zweitältester von vier Söhnen des Wagnermeisters Josef Schwendemann wurde Herbert Schwendemann am 18. Dezember 1934 in Nordrach geboren. Die Hochzeit mit der vom Hutmacherdobel gebürtigen Anna Schwendemann geb. Herrmann fand im April 1955 statt. Aus ihrer Ehe sind Tochter Lonie und Sohn Hanspeter hervorgegangen. Heute gehören auch vier Enkelkinder und sechs Urenkelkinder zur Familie.
Ingesamt 61 Jahre sind Herbert und Anna Schwendemann gemeinsam durchs Leben gegangen. Ein schmerzlicher Einschnitt war für die ganze Familie der allzu frühe Tod von Tochter Lonie im Jahr 2000. Im September 2016 ist seine Ehefrau Anna im Tod vorausgegangen.
Das Herz von Herbert Schwendemann schlug für das Nordrachtal. Seine Heimat war der Schwarzwaldverein, dem er 64 Jahre lang bis zu seinem Tod angehört hat. 21 Jahre lang leitete er den Verein als Vorsitzender und wurde 1985 zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Sechs Jahre lang war er auch als Gauobmann ehrenamtlich engagiert. Gemeinsam mit seinen Vereinskameraden gehörte er zu den »Erfindern“ des legendären Mostbänkles auf der Haldeneck.
Zwanzig Jahre lang war Herbert Schwendemann Mitglied des Nordacher Pfarrgemeinderats. Im Kirchenchor war er als Basssänger aktiv. Den ASV Nordrach unterstützte er 66 Jahre lang als förderndes Mitglied.
Dennoch blieb in der Fülle der beruflichen und ehrenamtlichen Aufgaben auch Zeit für Hobbys. Das Fotografieren und Radfahren gehörte ebenso dazu wie das Durchstöbern von Antiquariaten von Freiburg bis Straßburg. Berg- und Hüttentouren mit der Familie sorgten für bleibende Erinnerungen. Im Winter ging es auf den Langlaufskiern rund um Nordrach.
Neben allen Aktivitäten war ihm die Familie immer sehr wichtig – er hat in seinem Leben viel für sie getan. Ob beim gemeinsamen chinesisch Kochen oder beim traditionellen Familienessen: Er war ein Familienmensch und dabei für Neues aus der nächsten Generation immer offen. So bleibt uns und mir an dieser Stelle heute bei aller Trauer nur zu sagen: »Lieber Papa, danke für alles!«