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Zell am Harmersbach | 16.08.2019

»Gottesmutter als Urbild der Kirche«

Großer Wallfahrtstag mit tausenden Gläubigen – Festpredigt von Pater Marinus Parzinger fordert auf, Glauben mit Freude zu leben

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Tausende Wallfahrer kommen zum Teil von weiter her zu Mariä Himmelfahrt nach Zell. Der Festtag ist auch eine gute Gelegenheit, Bekannte zu treffen und dem Zeller Städtle einen Besuch abzustatten. Foto: Gisela Albrecht
von Gisela Albrecht

Am 15. August ist Mariä Himmelfahrt, das als Marienfest mit der schönen Tradition der Kräuterbüschel gefeiert wird. Pater Marinus Parzinger aus Altötting hielt die Festpredigt. Der Kirchenchor unter Leitung von Wolfram Dreher zeigte mit seinem Gesang, wie schön die Stimmen in der Wallfahrtskirche klingen. Dieter Benson spielte die feierliche Orgelmusik. Aufgrund des unbeständigen Wetters wurden die Bänke draußen kaum genutzt.

Foto: Gisela Albrecht
Anna Damm aus Bollenbach ist mit ihrer Tochter Karin Heitzmann nach Zell gekommen. Sie erklärte auf Nachfrage, dass sie traditionell sieben Kräuter und Blumen aus ihrem Garten zu einem Büschel zusammenbindet.
Foto: Gisela Albrecht
Pater Leonhard Lehmann kommt gern mit den Gläubigen ins Gespräch. So erfährt er, dass Karl-Heinz Hönig aus Kuppenheim in diesem Jahr zum 30-sten Mal das Marienfest in der Wallfahrtskirche mitfeiert. Seine Enkelin Carina hat einen schönen Strauß von ihrem Opa bekommen.
Foto: Gisela Albrecht
Den Festgottesdienst zelebrierte Pater Marinus Parzinger, Ex-Provencial der Kapuziner aus Altötting. Die Kirche war zum Festtag Mariä Himmelfahrt festlich geschmückt und zu allen Gottesdiensten und Andachten sehr gut besucht.
Foto: Gisela Albrecht
Vor dem Altar geben die vielen Körbe mit den bunten Kräuterbüscheln ein farbenprächtiges Bild ab. Pater Marinus Parzinger segnete die Büschel, die »ein Sinnbild der Natur sind und den Menschen zu Gesundheit und Wohlergehen verhelfen«.
Foto: Gisela Albrecht
aVom Pflegeheim Fußbach ist diese Seniorengruppe zur Zeller Wallfahrtskirche gefahren. Nach dem Festtag werden die Bewohner die schönen Büschel in ihren Zimmern aufhängen.

Bruder Markus Thuer begrüßte die Wallfahrer zum Festgottesdienst am Donnerstagvormittag. Er stellte Pater Marinus Parzinger vor, der als Exprovincial von Altötting nach Zell gekommen war und die Festpredigt gehalten hat. Er begann seine Predigt mit einer Geschichte: Ein Scheich hat noch nie in einen Spiegel geschaut. Als ein Fremder zu Besuch kommt und ihm einen Spiegel vorhält, erschreckt er sich sehr und lässt den Spiegel fallen. Er findet sein Aussehen schlecht und bittet seine Diener, ihm Kräuter zu bringen, damit er gesund werde und besser aussehe. Während der nächsten Tage schaut er immer wieder in eine Spiegelscherbe und kann darin mit der Zeit auch schöne Seiten an sich entdecken.

Pater Parzinger nutzte diese Geschichte als Ausgangspunkt zu seinen weiteren Ausführungen. »Es geht um die Bereitschaft zur Selbstreflexion und zur Korrektur«, erklärte er. Das brauche jede Gemeinschaft und auch die Kirche. »Was sehen wir, wenn wir die Kirche anschauen?« stellte er die rhetorische Frage. Im Spiegel kann man die eigene Größe und auch Schwäche erkennen. Einen besonderen Spiegel trage die Kirche seit ihrem Bestehen bei sich: die Gottesmutter Maria. »Sie ist das Urbild der Kirche«, betonte Parzinger. Maria habe das Wort Gottes in sich aufgenommen und gelebt. Sie habe sich ganz ihrem Glauben überlassen und ihre Überzeugung in innerer Freude gelebt. Parzinger nimmt in seiner Predigt auch Bezug zum Evangelium, in dem Maria ein Loblied auf Gott singt, dass später als »Magnificat« musikalisch vertont wurde. Darin drückt sie den Grund der Kirche aus – das Vertrauen auf Gott.

Im Spiegel der Kirche sei leider auch viel Negatives zu sehen, sagte der Kapuzinerpater weiter. »Vertreter der Kirche haben Fehler gemacht und anderen Leid zugefügt. Das können wir nicht leugnen.« Schmerzlich sei es ebenfalls festzustellen, dass es der Kirche an Freude fehle. Wenn Gebete frostig werden, Lügen passieren und Rituale abgespult enden – dann fehlt dem kirchlichen Leben die Freude. Hier sollen sich die Gemeinden wieder Maria zum Vorbild nehmen, die ihren Glauben mit großer Freude gelebt hat.

An Mariä Himmelfahrt werden die schönen Marienlieder im liturgischen Ablauf der Feier gesungen. Der Kirchenchor unter Leitung von Wolfram Dreher zeigte mit seinem Gesang, wie schön die Stimmen im großen Kirchenraum klingen. Das »Magnificat« von Alan Wilson sang der Chor in der deutschen Fassung von Matthias Degott. Damit griff der Chor thematisch genau das Loblied auf, das Marinus Parzinger im Evangelium und in seiner Predigt beschrieben hatte. Diesen musikalischen Höhepunkt der Feier gestaltete Wolfram Dreher in harmonischem Zusammenspiel der Stimmen Sopran, Alt, Tenor und Bass, die die prägnante Melodie abwechselnd zu Gehör bringen. Zu Beginn sang der Chor die beiden Choräle »Kyrie« und »Gloria« aus der Messe in C von Anton Bruckner. Während das »Kyrie« in tiefer Tonlage getragen und piano vortragen wurde, war das »Gloria« durch Tempowechsel, Solopart der Männerstimmen und einem fulminanten Höhepunkt (»Qui tollis«) geprägt. Am Ende der Feier zeigte der Chor mit dem »Sanctus« aus der Deutschen Messe von Franz Schubert nochmal sein ganzes Können. Organist Dieter Benson begleitete den Kirchenchor auf der Orgel. Zur Kommunion der Gemeinde spielte er die festliche Bach-Kantate »Wir danken dir«.

Bruder Markus sprach die Dankesworte am Ende des Hochamts. Er dankte dem Festprediger Marinus Parzinger, den vielen Ministranten, dem Sakristan, dem Roten Kreuz und dem THW für die Absicherung der Veranstaltung sowie der Stadt Zell für das Grün vor der Wallfahrtskirche und für das Absperren der Straße. Abschließend lud er die Wallfahrer zu einem Imbiss in den Klosterhof ein.

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Schlagworte:
Kapuzinerkloster Zell am Harmersbach, Maria Himmelfahrt, Seelsorgeeinheit Zell am Harmersbach, Wallfahrtskirche Maria zu den Ketten

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