In der aktuellen Sonderausstellung 4 + 1 im Museum Villa Haiss präsentiert Galerist und Kunstsammler Walter Bischoff Kunstwerke national und international renommierter Künstler.
Wer wünscht sich nicht einmal eine Pause von der täglichen Hektik, vom Stress und vom Smartphone. In einem Museum kann man oft noch Ruhe vom Alltag finden, so auch im privaten Museum Villa Haiss bei einem Rundgang durch die jetzige Sonderausstellung 4 + 1. Angelegt ist diese Kunstschau als eine längerfristige Gruppenausstellung mit 5 Künstlern. Während der Gesamtdauer der Ausstellung erfolgt in Abständen ein Positionswechsel der Werke eines Künstlers durch die eines anderen.
Mit dem ersten erfolgten Positionswechsel übernahm der Künstler Lambert Maria Wintersberger den Platz seines Vorgängers (Joachim Hiller).
Betritt man heute die Räume der Sonderausstellung im Erdgeschoß des Museums steht man unmittelbar vor Wintersberger fünf großformatigen Arbeiten sowie zwei seiner Skulpturen. Bekanntheit und Erfolg erlangte der Künstler durch seine Verletzungsbilder aus den Jahren 1967 bis 1970. Das wandfüllende Werk »Doppelverletzung« von 1968 wird in der ständigen Ausstellung des Museums präsentiert. Die Messerschnitte in den Körper zeigen die Verletzlichkeit des menschlichen Individuums und seiner Seele, sind jedoch unblutig und klinisch sanft ausgemalt.
Mit teilweise radikalem Stilwechsel entstanden in den Jahren nach 1970 beeindruckende Portraits und Selbstbildnisse, später auch Landschaftsbilder und Skulpturen.
Viele seiner Arbeiten befinden sich in nationalen und internationalen Sammlungen. Wintersberger studierte in Florenz, arbeitete in den USA, in Berlin und Stuttgart, hatte einen Lehrauftrag an der Kunstakademie in Düsseldorf. 1985 kaufte er im elsässischen Walbourg ein altes Bahnhofsgebäude. Dort lebte und arbeitete er bis zu seinem Tod im Oktober 2013.
Auf einer Kunstmesse in Vilnius entdeckte Walter Bischoff 2011 den in Lettland lebenden Künstler Normunds Braslins. Seine Portraits und Akte erinnern an den Stil Alter Meister der Renaissance. Besonders achtet der Künstler auf klassische Traditionen wie ideale Schönheit, Harmonie und vor allem Perfektion. Schaut man aber genauer hin, entdeckt man darin auch einen Hauch Realismus. Sechs Gemälde, alle prunkvoll gerahmt, zeigen das große Können mit Ölfarben auf Leinwand. Für Braslins steht die menschliche Figur im Mittelpunkt, wie auch die Kunst der Renaissance sich dafür interessierte. Normunds Braslins, geboren1961, lebt in Riga und hat dort einen Lehrauftrag an der Lettischen Akademie der Künste.
Auf internationalen Messen und Auktionen erzielt der Künstler mittlerweile Höchstpreise.
Aus dem Nachbarland Litauen stammt der hochgeachtete Fotograf Antanas Sutkus. Mit den sechs großformatigen schwarzweiß Fotos haben Kunstinteressierte ein anspruchsvolles Oeuvre vor sich. Sie zeigen den Philosophen Jean-Paul Sartre und die Schriftstellerin Simone de Beauvoir während ihres Aufenthalts1965 in Litauen. Nur Sutkus erhielt damals von Sartre die Erlaubnis ihn zu fotografieren. Dabei entstand das wohl weltbekannteste Foto des Philosophen Sartre. Sutkus, geboren 1939, sah sich als humanistischer Fotograf, dessen Stil bis heute unverwechselbar ist.
Mit dem zweiten Positionswechsel der Ausstellung werden elf abstrakte Zeichnungen von Ymer Shaqiri gezeigt. Als aufmerksamer Betrachter glaubt man bei seinen Arbeiten in die Tiefe des Raumes zu blicken. Oder sieht eine perfekt arrangierte Collage. Aber es ist tatsächlich keine Dreidimensionalität, sondern nur eine optische Täuschung. Die Arbeiten sind meistens in Schwarz-, Weiß- oder Grautönen gehalten, gezeichnet mit einer exakten Linienführung. Der Zeichner liebt das Spiel mit dem Schatten, es hebt die Plastizität hervor. Shaqiri, geboren 1953 im Kosovo, studierte an der Kunstakademie in Pristina und Belgrad. 1996 kam er nach Deutschland und lebt in Brühl bei Mannheim.
Im Gegensatz zum vorgenannten Künstler arbeitet Stefan Voigt mit kräftigen Pinselstrichen. In seinen sechs ausgestellten Papierarbeiten trifft man immer wieder Zufall und geordnetes System, die der Künstler inszeniert. Es entstehen Schraffuren, Schwünge, eckige Flächen, aber auch Flecken, Gitter und Spiralen. Die Farben sind pastellartig, geben einen farblichen Schwerpunkt und kontrastieren mit Weiß und Schwarz. Die Linien verbinden die Bildelemente. Stefan Voigt, 1961 in Dresden geboren, studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Seit 1987 arbeitet er freiberuflich als Maler und Grafiker in Dresden.
Für weitere Kunstpausen präsentiert Walter Bischoff in seinem Museum Villa Haiss in den beiden Obergeschossen die ständige Ausstellung mit ca. 150 Arbeiten national und international bekannter Künstler.
Museum Villa Haiss, Am Park 1, 77736 Zell a. H., www.artbischoff.com. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr.