Schon seit Jahrhunderten war die Wallfahrtskirche »Maria zu den Ketten« in Zell am Harmersbach ein Zufluchtsort für alle bedrängten und Hilfe suchenden Menschen. Auch heute ist dies so. Die Kerzenkapelle mit dem Eingang im untersten Turmgeschoss an der Bachseite der Kirche wird täglich von Menschen in Not von überall her aufgesucht.




Hier in der Stille können sie innehalten und ihre Sorgen und Nöte Maria zu den Ketten anvertrauen, die in der dort aufgestellten Pieta als schmerzhafte Gottesmutter, die ihren toten Sohn im Arm hält, Schmerz und Leid annimmt. Woche für Woche werden in der Kerzenkapelle 600 Kerzen mit der Bitte um Hilfe an die Gottesmutter Maria entzündet.
Als Abschluss der seit einigen Monaten laufenden Kirchenturm-Renovation wurde nun die Kerzenkapelle renoviert. Die Wände waren durch den Ruß und Rauch der Kerzen ganz schwarz geworden. Die Hausmeisterin des Klosters und der Kirche, Roswitha Langner, zauberte als gelernte Malerin ein glänzendes Weiß in die Kapelle. Auch den arg strapazierten Fußboden brachte sie wieder auf Hochglanz. Gabi Volk, Steinach, restaurierte die Pieta der schmerzhaften Muttergottes einfühlsam und meisterhaft. Auch die auf Putz verlegten Elektroleitungen entsprachen nicht mehr den heutigen Vorschriften. Sie wurden ebenso wie die Beleuchtung erneuert. Ein elektronisches Türöffnungssystem für Rollstuhlfahrer wird noch installiert. Ansonsten ist die Möblierung sparsam: Eine Gebetsbank, der Kerzentisch vor der Pieta und eine Sitzgelegenheit, zum Beten, Besinnen und Verweilen, an der Wand einige Votivtafeln, weit über 100 Jahre alt, als Zeugnis und Dank an die Gottesmutter für die wunderbare Heilung.
Im Zuge der Renovierung der Kerzenkapelle war auch das Hauptproblem zu lösen, nämlich, wie man den Ruß künftig aus der Kapelle verbannen kann. Nach langem Suchen fanden Guardian Bruder Markus und Wallfahrtsseelsorger Bruder Berthold einen Kerzenhersteller aus Irland, der rußfreie Kerzen aus 100 prozentigem Paraffin der höchsten Güteklasse herstellt. In vorhandene Glasbehälter auf dem Kerzentisch werden die Kerzen hineingelegt. Durch eine Öffnung im Glasboden fallen die unverbrannten Kerzenteile in einen Behälter, der wöchentlich durch die Hersteller geleert wird. Die Paraffinreste werden wieder für neue Kerzen verwendet. Bruder Berthold: »Mit dem hervorragenden Material für die Kerzen, dem Recyceln der Paraffinreste und Behältern aus Glas, die immer aufs Neue verwendet werden können, haben wir eine hundertprozentig ökologische Lösung für das Rußproblem gefunden. Übrigens: Die Kilianskerzen werden in allen großen Kirchen der Welt verwendet. Im Mailänder Dom ebenso wie Im Wawel in Krakau oder im Straßburger Münster.
Mit der Renovierung der Kerzenkapelle ist die Kirchturm-Renovation mit neuen Treppen, Podesten, neuen Kirchenuhrblättern, neuen elektrischen Leitungen für die Steuerung der Glocken abgeschlossen. Die Gesamtkosten betragen – so Bruder Markus – 112.000 Euro. Rund die Hälfte übernimmt die Diözese, der Rest wurde durch Spenden der Pilger, Wohltäter und Freunde der Wallfahrtskirche und der Kerzenkapelle gedeckt. Ein beträchtlicher Teil wurde durch die Baden-Badener Lucas-Volk-Stiftung übernommen, die als Stiftungszweck die Unterhaltung und Unterstützung der Zeller Wallfahrtskirche sich zum Ziel gemacht hat.
Bruder Markus: »Wir danken allen Spendern, die dazu beigetragen haben, dass wir die Kirchturmrenovierung bezahlen konnten. Sie alle haben uns sehr geholfen. Ein Dankeschön gilt auch den Handwerkern, die hervorragende Arbeit manchmal unter erschwerten Bedingungen geleistet haben.«
Bruder Berthold ergänzt: »Unsere Kirche und besonders die Kerzenkapelle ist immer für alle offen, die ihre Sorgen zur Gottesmutter tragen oder einfach in Stille verweilen wollen. Wir freuen uns auf viele Besucher.«