Morgen vor 60 Jahren gaben sich Karoline und Konrad Weiß in der Stadtpfarrkirche St. Symphorian das Ja-Wort. Das diamantene Ehejubiläum wird mit einem Dankgottesdienst in der Nikolaus-Kirche in Unterentersbach gefeiert.


»Der 20. Juni 1959 war ein schöner Sommertag«, erinnert sich Konrad Weiß. Seine Frau Karoline ergänzt: »Und abends gab es ein Gewitter«. Standesamtlich geheiratet hatten die beiden Tags zuvor in Hausach, der Heimat der Braut.
Griffbereit liegt das Hochzeitsalbum von damals im Regal. Es zeigt fröhliche Gesichter, ein frisch getrautes Paar, das die Beine im absoluten Gleichklang über die Kirchenschwelle setzt. Es zeigt ein wunderschönes Brautkleid, eine Braut mit einem riesigen Blumenstrauß in der Hand und ein stattliches Hochzeitsauto – einen großen Mercedes-Benz, der das Brautpaar von der Kirche in Zell zur Feier nach Hausach brachte. Ob sie etwas anders machen würden mit dem Wissen von heute? »Anders machen würden wir nichts«, sind sich beide einig. »Wir haben zwei gesunde Kinder und zwei goldige Enkel. Wir sind geistig fit.« Konrad Weiß ergänzt: »Ich bin mit dem, was ich gemacht habe, zufrieden«. Diese Zufriedenheit strahlt das Paar aus.
Keramik statt Motoröl
Konrad Weiß wurde am 18. Januar 1938 in Zell a. H. als Sohn des Bildsteinhauers Philip Weiß und seiner Frau Theresia geboren. Er wuchs mit seinen Geschwistern Erika, Hubert und Bernhard auf, besuchte die Volksschule in Zell und begann im Alter von 14 Jahren eine Lehre bei der Zeller Keramik als Dreher und Gießer. Für seinen eigentlichen Traumberuf KfZ-Mechaniker hatte er zuvor eigentlich schon eine Lehrstelle gehabt, bei Holzenthaler in Biberach. »Aber meine Mutter wollte nicht, dass ich jeden Tag nach Biberach fahre«, erinnert sich Konrad Weiß. So wurde die Keramik 1953 erst der Ausbildungsbetrieb, dann der erste Arbeitgeber.
Mit Stoff und Stil
Karoline Weiß erblickte am 21. Mai 1940 als Nesthäkchen in der Familie von Otto und Frieda Korrck das Licht der Welt. Sie wuchs mit Bruder Adolf und Schwester Gertrud auf. Nach der Volksschule arbeitete sie erst in der Gärtnerei Burkhardt, dann in der Hutfabrik »Wolber & Pfaff«. Der Mode blieb sie auch in ihrem weiteren Berufsleben treu, das sie außer zu den Hüten in eine Hemden- und in eine Mantelfabrik führte.
Eigentlich ein Urlaubsflirt
Kennengelernt haben sich die beiden in den 1950er Jahren im Badischen Hof in Zell bei einer Musikveranstaltung. »An dem Abend haben wir miteinander getanzt«, erinnert sich Karoline Weiß zurück an den Abend mit dem sympathischen jungen Mann. Bei Konrad hat es gleich »total gefunkt«. Allein – die Entfernung stand vorerst noch zwischen dem jungen Glück. Im Herbst 1957 hatte Konrad Weiß nämlich den Entschluss gefasst, sich für drei Jahre bei der Bundeswehr zu verpflichten. Bei den Streitkräften wurde er als Grenadier ausgebildet und hat sämtliche Führerscheine gemacht. Er war erst in Hannover stationiert, wurde dann im Rahmen der zu leistenden Aufbauarbeit an den neuen Standort Nienburg an der Weser versetzt. Dort wurde damals die erste Raketenabwehreinheit der Bundeswehr angesiedelt. Konrad Weiß wurde Rechnungsführer. »Ich hatte keine Ahnung von diesen Dingen oder einer Schreibmaschine«, schmunzelt der Jubilar noch heute. »Mit der Zeit ging es aber auch mit dem Ein-Finger-System recht zügig.« Ein Sportlehrgang hat ihn einmal nach Münster geführt. »Ich hatte eine gute 400-Meter-Zeit« erinnert er sich und überrascht damit sogar seine Tochter Susanne, die von den sportlichen Höchstleistungen ihres Vaters in diesem Umfang bis dato nichts gewusst hatte. »Aber besser als 60 Sekunden ging nicht.«
Beim Tanz in Zell war Konrad gerade im Urlaub. Also blieb den beiden frisch Verliebten keine andere Wahl, als lange Liebesbriefe zu schreiben. Einige hat Karoline bis heute aufbewahrt. Gesehen haben sie sich nur im Urlaub. Einmal, im Sommer 1958, war Karoline zu Besuch in Hannover. Konrads bester Freund, der »Heizmann Bebbo«, hat sie auf dem Motorrad mitgenommen. Ohne Helm und Lederkombi absolvierten die beiden die lange Strecke zum Glück unfallfrei.
Mit der Heirat kam der Umzug
Den Entschluss zu heiraten, fassten Konrad und Karoline Weiß 1959. Eigentlich – so war der Plan – sollte Karoline im Schwarzwald bleiben, solange Konrad noch in Niedersachsen bei der Bundeswehr war. Für die Trennung gab es eine Entschädigung. Die wollten sie sparen als Basis für die Zukunft. Doch manchmal kommt es anders als man denkt. Kaum war die Ehe geschlossen, wurden für die Soldaten in Nienburg Wohnungen bereitgestellt. Die Familien sollten nachziehen – die Trennungsentschädigung war Geschichte. Karoline musste den Schwarzwald verlassen. »Das war ein harter Schritt«, sagt sie noch heute.
Wie bei allen Zeitverträgen kam der Tag, an dem die Entscheidung über die Weiterverpflichtung anstand. Seine Vorgesetzten hätten Konrad Weiß gerne noch mindestens acht Jahre behalten. Nach ein paar Nächten des Überlegens war für ihn jedoch klar: »Wir gehen heim.« Freudentränen flossen bei seiner Frau, als er ihr mitteilte, dass sie Niedersachsen schon bald wieder durch die Schwarzwälder Heimat ersetzen können würden. Kaum war die Entscheidung gefallen und die Nachricht gen Heimat verschickt, rollte eine große Unterstützungswelle an. Wieder in den Süden heimgekehrt, ging Konrad zurück zu seinem ersten Arbeitgeber, der Zeller Keramik, wo er für weitere vier Jahre seinem gelernten Handwerk nachging.
Familiengründung
Im Dezember 1960 dann das erste Mal Elternglück: Tochter Gabriele wurde geboren. Heute lebt »die Große« in der Nähe von Stuttgart mit ihrem Mann Helmut. 1972 wurde »die Kleine«, Tochter Susanne, geboren. Sie lebt mit Mann Markus und zwei Kindern in Zell.
Viel PS unter der Haube
Konrad Weiß tauschte 1963 die Keramik-Werkstatt gegen den Fahrersitz eines LKWs und chauffierte für die Spedition Bächle in Hausach Fracht im Fernverkehr von A nach B. Die kleine Familie zog nach Hausach. 1969 wechselte er zu Hengstler, wo er erst wieder als Fahrer arbeitete und die letzten Jahre vor seinem Ruhestand Hydraulik-Zylinder vormontierte.
Tierfreund und Bastler
Schöne Stunden in der Natur verbrachte Konrad Weiß in der Rente mit seinem guten Freund, dem Jack-Russel Terrier »Joschi«. Jeden Tag waren sie draußen. Auch heute noch sind die Vierbeiner »Konrads beste Freunde«, wie Ehefrau und Tochter augenzwinkernd erzählen. Viel Zeit verbringt Konrad Weiß mittlerweile im Keller, wo er fast jeden Wunsch aus Holz erfüllt. Außerdem geht er jeden Tag eine kleine Runde an die frische Luft.
Traumstadt: Zell
Bis 1999 wohnten die Weiß‘ in Hausach, von wo sie nach Gutach gezogen sind. 2008 wurde Karoline Weiß dann erneut ein großer Herzenswunsch erfüllt: Endlich konnte sie mit einem erneuten Umzug wieder in Zell wohnen. Erst in einer Wohnung Unter den Eichen, seit 2015 in der Senioren-Wohnanlage Im Bruch. »Wir waren die ersten, die hier eingezogen ist«, erinnert sich Karoline Weiß. Pflegebedarf besteht zwar noch keiner, aber »das ist für die Zukunft gedacht.« Die Jubilare genießen den Kontakt zu anderen in der Anlage – sie spielen zum Beispiel gerne mit der Nachbarin Tridom – und die Nähe zu den Enkelkindern. Hunderte von Kilometern hatte insbesondere Karoline Weiß nämlich zuvor Jahr für Jahr zwischen Gutach und Zell zurückgelegt, um David (14) und Stefan (12) nahe zu sein. »Oma ist eine wichtige Bezugsperson für die Kinder und immer da, wenn sie gebraucht wird«, weiß Tochter Susanne deshalb das Engagement ihrer Mutter besonders zu schätzen.
Gottesdienst am 20. Juni
Am Donnerstag, 20. Juni, um 15.30 Uhr feiern Konrad und Karoline Weiß ihr diamantenes Ehejubiläum in der Nikolaus-Kirche in Unterentersbach. Zelebrieren wird den Gottesdienst ein Cousin von Karoline Weiß, Pfarrer Peter. Damit setzt sich eine Tradition von der Goldenen Hochzeit vor zehn Jahren fort, als ebenfalls Pfarrer Peter den Gottesdienst gestaltete. Gefeiert wird anschließend mit Familie und Freunden im Gasthaus »Pflug«.
Die »Schwarzwälder Post« schließt sich den Gratulanten an und wünscht weiter viele glückliche Jahre bei Gesundheit und in Harmonie.