»Muul uf« nannte Ulli Führe seinen Abend, bei er mit vielen Liedern und Geschichten die Menschen, das Zeitgeschehen und vor allem die Dialekte betrachtete. Führe liebt und lebt Dialekte und wagte sich sogar daran, die alemannischen Texte des Dichters Johann Peter Hebel zu vertonen.
Mit viel Mimik, Gestik und Humor erzählt der Komponist Ulli Führe, wie seine Lieder entstanden sind, woher die Ideen zu den Texten stammen und was das Besondere an diesem Dialekt ist. Er beherrscht nicht nur den alemannischen Dialekt, sondern auch den Dialekt aus dem Elsass und aus der Schwyz. Kenntnisreich zeigt er Parallelen und Unterschiede der Dialekte auf und wie sie sich gegenseitig beeinflusst haben. Ulli Führe liebt und lebt die alemannische Mundart. Gestern Abend präsentierte er Lieder aus seiner CD »Muul uf«, die 20 Titel umfasst.
»Dialekt ist ein Kulturgut«, erklärte Führe und hatte die Zuhörer damit auf seiner Seite. Der Funke von ihm zum Publikum sprang gleich zu Beginn des Abends über. Er gestaltete den Liederabend in ständiger Interaktion mit dem Publikum, indem er nach einzelnen Ausdrücken in Mundart fragte, aus welcher Region diese Begriffe und die Gäste stammen (die das wussten) und welche Lieder bekannt sind. Führe sang einige Volkslieder als Beispiele von Mundart, die das überwiegend ältere Publikum kannte und gerne mitsang. Bei dem »In Mutters Stübele, da geht ein mh mh mh, in Mutters Stübele, da geht der Wind«, fühlte sich so mancher an seine Kindheit erinnert. Auch das oft gehörte und immer wieder schöne Lied vom »Hans im Schnoogeloch« ist ein alter Klassiker, den nicht nur Führe auswendig singen konnte.
Moderne Themen in alemannischer Mundart klingen sonderbar und witzig. Zum Beispiel sein Lied von der Handy-Manie der jungen Generation, die im Straßenbild auf ihr Gerät starrend unterwegs sind. »Die Sekte mit de gesenkte Chöpf« nennt er das Lied. Einen weiteren Zeitgeist besingt er beim folgenden »Google weiß alles«. Selbstkritisch kann Führe auch sein, indem er seine Zeit als Vater in Mundart besingt.
»Dialekt kann alles ausdrücken«, erklärt Ulli Führe. Sämtliche Stimmungen von poetisch, traurig, fröhlich oder nachdenklich. Mit einem Schweizer Lied verabschiedet er sich die Pause.
Danach widmet er sich ausführlich dem deutschen Schriftsteller Johann Peter Hebel, der einen alemannischen Gedichtband geschrieben hat. Daraus hat Führe einige Lieder vertont. Sein Lieblingslied daraus heißt »Trost«. Darin beschreibt der Autor seine Gefühle am Ende seines Lebens. Weitere Themen von Führes Liedern sind der Onkel Max im Altersheim und seine erfolglose Suche nach einer Frau im Internet.
Mit der Frage, in wie viel Ländern alemannisch gesprochen wird, bringt Führe die Zuhörer zum Nachdenken. Es sind tatsächlich sechs Länder: Deutschland, Schweiz, Österreich (Vorarlberg), Liechtenstein, Frankreich (Elsass) und Italien (Reschenpass). Damit sprechen 10 Millionen Menschen diese Mundart.
Sehr amüsant sind die Ausführungen Führes zum schwäbischen Dialekt: »Schwäbisch ist die höchste Form von alemannisch«, behauptet er und zeigt die Parallelen der beiden Mundart-Sprachen auf. Mit dem Titel des Abends »Muul uf« beendet er seinen Liederabend. Darin thematisiert er das allmähliche Verschwinden der Dialekte, die von der jungen Generation nicht gesprochen werden. Er singt eindringlich: »Liebe Leute, seid nicht fuul (faul), Dialekte gehören ins Muul (Maul). Sie kommen sonst auf die rote Liste und gelten bald als Vermisste.«
Heinz Scherzinger vom Verein der Museumsfreunde hatte die Gäste zu Beginn des Abends begrüßt und sprach auch am Ende der Veranstaltung: »Danke für diesen großartigen Abend.« Mit viel Applaus verabschiedeten die Zuhörer Ulli Führe nach seiner Zugabe.