Es waren viele Informationen, die Dr. Martin Schiefelbusch von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg im Gepäck hatte. Und er packte sie gerne aus für die zahlreich anwesenden Kandidaten und interessierten Bürger, die sich auf Einladung der Freien Wähler im Gasthaus Pflug in Unterentersbach einfanden.
Mobil zu sein ist Voraussetzung für Teilhabe am öffentlichen Leben. Besonders ältere Menschen, Jugendliche und Menschen ohne eigenes Auto sind auf ein funktionierendes Verkehrssystem angewiesen. Doch Haltestellen liegen oft zu weit von Wohnung und Zielort entfernt, das bekannte Problem des »letzten Kilometers«. Und Neubaugebiete, Gewerbestandorte/Arbeitsplätze, Freizeiteinrichtungen und touristische Ziele liegen meist nicht an Bus- oder Bahnlinien. Dazu mahnen uns sowohl Klima- als auch Lärmschutz, langjährige Gewohnheiten bewusst zu überdenken und für Alternativen offen zu sein.
Dr. Schiefelbusch gab einen allgemeinen Einblick in die vielfältigen Mobilitätsformen, die Lücken im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ergänzen können: Bürgerbus, Rufauto/Rufbus, Gemeindebus, sozialer Bürgerfahrdienst, Carsharing, vernetzte Kombinationsmöglichkeiten, z. B. mit Fahrrad/Lastenrad, E-Bike, Pedelec. Größtes Interesse bestand an Informationen zum Bürgerbus, wo sich unter dem Motto »Bürger fahren für Bürger« Ehrenamtliche engagieren. Der Experte erläuterte, welche rechtlichen Aspekte zu beachten sind und welche Art der Trägerschaft sich bewährt hat.
Die Notwendigkeit, das Thema Mobilität im Tal in den Fokus zu nehmen, wurde in den anschließenden Wortmeldungen und Gesprächen sehr deutlich. Besonders beklagt wurden die langen Wege zu Fachärzten und fehlende Haltestellen an Einkaufsmärkten.
Der Referent empfahl, den weiteren Bedarf unter die Lupe zu nehmen, dabei auch an Kooperationen und Kombinationen zu denken. Was braucht das Tal? Was passt zu Zell? Was funktioniert schon anderswo?
Dazu konnte eine Teilnehmerin berichteten, wie begeistert die Schiltacher von ihrem StadtBus seinen, der in halbstündlicher Taktung in und um Schiltach verkehrt. Beispielhaft könnte auch das Angebot »Kommt wie gerufen«, der Rufbus im Schwarzwald-Baar-Kreis und Landkreis Rottweil, sein.
Der Abend endete konstruktiv. Der Bedarf, sich dem Thema »Mobil in Zell« intensiver zu widmen, wurde deutlich formuliert. Individualverkehr nicht nur leiten, sondern mit attraktiven Alternativen ein Umdenken/Umsteigen erleichtern. Weiter gilt es, die Umsetzung vorgeschlagener kurzfristiger Verbesserungen anzustoßen, wie zum Beispiel die Einrichtung weiterer Bedarfshaltestellen. Es gilt auch, genauere Informationen einzuholen bei den guten Beispielen in Schiltach, Rottweil und beim BürgerBus Breisach.
Für die Freien Wähler wird die Arbeit daran in einer Projektgruppe weitergehen – zusammen mit hoffentlich vielen interessierten Bürgerinnen und Bürger, die eigene Erfahrungen, Ideen und Vorschläge einbringen. Einladung folgt.