Bei der Sanierung des Untertorgebäudes durch die Firmengruppe Orbau kamen gleich mehrere historische Fundstücke ans Tageslicht. Im Dachgebälk wurden Fragmente einer über 100 Jahre alten Zeitung gefunden. Im Holz selbst wurde ein seltener Holzwurm entdeckt. Im Kellergewölbe wurden Teile der ehemaligen Zeller Stadtmauer freigelegt.



Am 10. Februar 2019 hat die Firmengruppe Orbau mit dem ersten Spatenstich offiziell die Sanierung des denkmalgeschützten Untertorgebäudes gestartet. Nun gab es gleich mehrere Überraschungen. Bei den Entkernungsarbeiten im Keller wurden historische Mauerteile freigelegt. Vermutlich handelt es sich dabei um Reste der ehemaligen Zeller Stadtmauer, möglicherweise sogar um die Fundamente des Untertorturms. Schon am heutigen Montag werden Spezialisten des Landesdenkmalamtes vor Ort sein, um den Fund einzuschätzen. Möglicherweise hat dies sogar Einfluss auf die Zeller Geschichtsschreibung, denn der Standort des Untertorturms wurde rund 100 Meter stadteinwärts vermutet. Es ist aber durchaus denkbar, dass Kaufmann Josef Anton Soderer, der im Jahr 1822 das Untertorgebäude errichtet hat, beim Bau die bereits vorhandenen Mauerteile und Fundamente genutzt hat.
Ob der Fund letztlich Einfluss auf den weiteren Bauverlauf haben wird stehe noch nicht fest, blickt Geschäftsführer Isenmann den Untersuchungen abwartend entgegen und erklärt: „Bis alle Details geklärt sind, müssen die Bauarbeiten ruhen.“ Möglicherweise werde im Kellergeschoss neben dem Begegnungs-Café nun noch ein Museumsbereich eingerichtet. „Dies kann die Attraktivität des Hauses sogar noch steigern“, zeigt sich Isenmann optimistisch.
Fundstücke im Dachgeschoss
Beim Abtragen des Dachgebälks kam den Zimmermännern der Firma Orbau eine „Badische Zeitung“ vom 27. März 1914 in die Hände. Das etwas zerknitterte Fundstück wurde sorgfältig geborgen, getrocknet und im Firmentresor zwischengelagert.
Interessante Spuren weisen auch die ehemaligen Dachbalken auf, worauf Tierforscher aufmerksam geworden sind. Vermutlich handelt es sich um die Vorgänger des Anobium punctatum, die vor rund 200 Jahren im Schwarzwald noch heimisch waren und inzwischen ausgestorben sind. Auf jeden Fall seien es nach ersten Erkenntnissen nicht die Gänge des gemeinen Holzwurms.
Heute ab 18 Uhr Baustellenbesichtigung
Da die historischen Funde von großem Interesse sind, lädt die Firmengruppe Orbau am heutigen Montag ab 18 Uhr zur Besichtigung ein. Treffpunkt ist direkt beim Untertorgebäude. Da man zu den Resten der Stadtmauer in das Kellergewölbe hinabsteigt, müssen Interessierte Bauhelme tragen. Wer keinen Bauhelm zur Verfügung hat, der kann auch einen Fahrradhelm aufsetzen.
Das alte Dachgebälk mit den besonderen Holzwurm-Kanälen wird in kleinen Mengen auch an Privatpersonen abgegeben. Zum Abtransport sollten Schubkarren mitgebracht werden. Örtliche Schreinereien und Zimmerbetriebe haben ihr Interesse an dem 197 Jahre alten Gebälk bereits bekundet.
Und letztlich sind auch alle Zeitungsleser dazu eingeladen, sich in dem Fundstück aus dem Jahr 1914 über die damaligen Ereignisse zu informieren. Es dürfte heute Abend auf jeden Fall ein sehr interessanter Geschichtsabend beim Untertorgebäude in Zell werden. Die Firma Orbau freut sich auf zahlreiche Besucher. Auch für eine Bewirtung mit Getränken und kleinen Speisen ist gesorgt.