Theater gibt es in Zell das ganze Jahr über! Zur Freude der Narren und auch zur Freude des närrischen Publikums. »Tri tra trullala, der Kasperle ist wieder da« schallte es von der Zunftabend-Bühne, als sich der Vorhang für das Kasperle und seine Gefolgschaft öffnete. Dem Bürgermeister, Gemeinderat und den Ortschaftsräten sangen sie ihre Liedchen und auch allen Wirten, die an der Fasend geöffnet haben: »Die Fasend tanzt Sirtaki« hallte der Zunftabend-Hit durch das Kulturzentrum und der ganze Saal sang und schunkelte mit.
Die Schnitzerlieferanten hatten eine Fülle von Steilvorlagen geliefert, die von Zunftmeister Clemens Halter und seinen Narrenräten auch treffend verwertet wurden. Mit spitzer Zunge, sicheren Pointen, schwungvollen Liedern und großer Schauspielkunst gestalteten sie einen tollen Zunftabend 2019, der so recht nach dem Geschmack des Publikums im sehr gut besetzten Kulturzentrum war.
Auf den Narrenrat ist Verlass
Schlimmer geht’s nimmer, lautete das Urteil für die 11-stündige Hitzefahrt des Narrenrats zum Stadtjubiläum nach Frauenstein. Grund für den Stau waren 40.000 Flaschen Bier auf der Autobahn – leider konnte da der Rat nicht mehr helfen. Das Bier war schon zu warm. In Frauenstein allerdings liefen die Räte zur Hochform auf, was man von den beiden mitgereisten Stadträten wohl nicht behaupten konnte. »Von diesem Tag an wusste Günter, auf welche Räte er sich verlassen kann.« Auch sonst fiel der Tätigkeitsbericht umfangreich aus. Clevere Wirte, ein Mädels-Flohmarkt nur für junge Mädels und alles, was »wohr und unwohr« ist, kam bei der Ratssitzung ans Licht. Unwahr ist auf jeden Fall, dass der Narrenrat Angst hat, dass über das Geschlecht »Divers« nun die erste Frau ins Gremium kommt.
Auch »d’Bott« zog wieder stimmgewaltig durch Zell und den Hombe und verteilte manch närrische Spitze. Dass der Bürgermeister nun einen Öko-Orden erhält, gab der Bott bekannt und zweifelte an, ob dies auch gerechtfertigt sei: Der Bürgermeister fährt mit dem E-Bike zum Geburtstagstermin, der Betriebshof bringt die Blumen mit dem qualmenden Dieselauto hinterher. »Ui-jui-jui-au-au-au« stimmte da das Narrenvolk ein.
Herrlich witzig und schräg wurden die Besucher des Wochenmarktes »onnemme Somschidg« im Städtle Zell in Szene gesetzt. »De Papst het in Speyer ’s Speck-B’steck z’spot b’stellt« lautet der Zungenbrecher, den sich Standbetreiber Willi Kneissler und seine Hochwürden gleich mehrfach austauschten. Auch Fischer’s (Diddi) Fritz kam auf dem Markt der Kuriositäten vorbei. Feilgeboten wurde Holzofenbrot ohne Gluten und frisches Gemüse mit Schnecken. Selbst für das alte Nordracher Bauernpaar gab es reichlich närrische Vitamine und »Heiße, Heiße!«
Ebbs Scheens und süße Gutzele
Frisches, junges »Gemüse« gab es aber nicht nur auf dem Wochenmarkt, sondern auch auf der Zunftabendbühne. Dort sorgten sechs bildhübsche Tänzerinnen mit zwei Showtänzen für »ebbs Scheens«. In glitzernden, schulterfreien Hosenanzügen tanzten sie sich in die Herzen des Publikums und später begeisterten sie als süße Gutzele. Beide Male wurde von den Zuschauern lautstark eine Zugabe gefordert.
Stürmische Zugabe-Rufe gab es auch für das Sirtaki-Lied, mit dem die Kasperle-Theater-Band für beste Stimmung sorgten. »Die Fasend tanzt Sirtaki« sangen alle gemeinsam das Loblied auf die noch offenen Wirtschaften an der Zeller Fasend. Ohrwürmer wurde auch das »Hey, wir woll’n die Ortschaftsräte seh’n« und das »Fasend isch schön« nach der Melodie von »Cordula Grün!« Zweifelsfrei, auch der Narrenrat ist stets auf der Höhe der Zeit!
Eine runde Sache
Bliebe da noch der Rundofen, in dem sich zwei Fledermäuse um ihre Ruhe gebracht fühlten. Durch den zweiten Stock des ehrwürdigen Gemäuers trampelte Elefant Müller durch den Porzellanladen und verkaufte Zeller Geschirr der 2. und 3. Wahl. Sogar Poltergeschirr gab’s zu haben, das die Abbilder der scheidenden Gemeinderäte trug. Derweil machte sich im Keller der (Bürger)-Meister an die Inventur seiner Weinvorräte. Drei Flaschen waren noch übrig: Rotwein Hambacher Rebhalde, Jahrgang 1975, Schaumwein Marke Hans-Peter und eine Flasche Schnaps vom letzten Stadtbrand 1899. Ob der Rundofen nun eine Eckkneipe wird oder doch ein Bürgerwehr-Museum, darüber schieden sich die Geister beim munteren Treiben.
Derweil formierte sich zur Geisterstunde die große Schar der Rundofen-Fledermäuse und tanzte in eine lange Zeller Fasendnacht. Die flatternden Blutsauger mussten nochmals eine Runde drehen, denn das Narrenvolk wollte diesen Spaß und die Narrenräte ein zweites Mal schwitzen sehen. Der Zunftabend 2019 – eine runde
Sache!
Teilnehmer am Zunftabend 2019
Anno: Mathias Damm, Simon Haas, Clemens Halter, Bernd Herrmann, Stefan Polap, Philipp Schilli, Sam Spicker, Sven Wißmann, Mathias Schwarz, Dietmar Fischer, Heizmann Torsten
Ballett – »Ebbs scheens«: Anna Lena Loskant, Lina Künstle, Celina Antal, Lorena Schätzle, Hannah Ording, Angie Echle, Leitung: Susi Dangl
d’Bott: Stefan Polap
Mittelnummer – »Onneme Somschdig«: Mathias Damm, Simon Haas, Sam Spicker, Sven Wißmann, Mathias Schwarz, Dietmar Fischer, Heizmann Torsten, Philipp Schilli, Bernd Herrmann, Clemens Halter
Schneckenpfetzer »So ä Theater«: Clemens Halter, Bernd Herrmann, Benz Michael, Marco Rauer, Philipp Schilli, Mathias Schwarz, Stefan Polap, Karl-Heinz Hug
Ballett – »Gutzele«: Anna Lena Loskant, Lina Künstle, Celina Antal, Lorena Schätzle, Hannah Ording, Angie Echle, Leitung: Susi Dangl
Schlussnummer – »Ä rundi Sach«: Mathias Damm, Simon Haas, Clemens Halter, Bernd Herrmann, Stefan Polap, Philipp Schilli, Sam Spicker, Sven Wißmann, Mathias Schwarz, Dietmar Fischer, Heizmann Torsten
Maske: Lohgass-Schminkteam
Bühne: Thomas Weng, Achim Willmann, Benz Michael, Andreas Künzel
Bühnenbilder: Philipp Schilli, Sven Wißmann
Bewirtung: Narroträger
Management: Sabrina Brosamer, Andreas Brosamer, Patrik Schuler







