»Willkommen im Bienenstock«, begrüßte Michael Hirt (Bereichsleiter Privatkunden) am Mittwochnachmittag Bürgermeister Günter Pfundstein und den Vorsitzenden des Zeller Imkervereins Sebastian Moser im dritten Obergeschoss des örtlichen Sparkassengebäudes. Der Sitzungssaal hatte sich in eine Werkstatt verwandelt, in der Mitarbeiter fleißig wie die Bienen an Holzkästen bauten. Es war der handfeste Auftakt zum »Sparkassen-Bienen-Projekt«.
Mittlerweile weiß es jedes Kind: Bienen sind wichtige Akteure des Ökosystems, auf die man nicht verzichten kann. Gleichzeitig werden die Insekten von vielen Seiten bedroht: Klimawandel, Insektizide, Viren oder andere Krankheitserreger machen ihnen zu schaffen. Um dem Bienensterben entgegenzuwirken und um das Ökosystem mit einem kleinen Beitrag zu stärken, engagiert sich die Sparkasse Haslach-Zell ab sofort in der Imkerei. Mit fachlicher Unterstützung des Zeller Imkervereins sollen rund 60.000 fleißige Honigbienen schon bald in drei bis vier Bienenstöcke einziehen. Sie werden vorwiegend beim Bienenstand des Zeller Bienenzuchtzweigvereins auf einer Blühfläche am Waldrand Richtung Nordrach und auf einer neu angelegten Blumenwiese bei der Sparkasse im Zeller Zentrum angesiedelt.
Nachhaltigkeit wird groß geschrieben
Das Engagement der Mitarbeiter des Geldinstituts kommt nicht von ungefähr. Die Sparkasse ist gemäß ihrer Leitlinien schon seit vielen Jahrzehnten Förderer von Sport, Kultur und Gemeinnützigkeit. In jüngster Zeit ist ein neues Feld bestehend aus Nachhaltigkeit, Umwelt und Naturschutz hinzugekommen.
Entstanden ist die Projektidee für die Sparkassen-Bienen bei einem Abteilungsausflug zu Hobby-Imker Ralf Ludwig. Das war im Mai letzten Jahres. »Verrückt, was in dem kleinen Bienenstock so alles passiert«, war die einhellige Meinung. Ludwig konnte seine Kollegen im Handumdrehen für die Imkerarbeit begeistern und schnell war klar, dass sich das Team für das Ökosystem und gegen das Bienensterben engagieren möchte. Unter der Federführung von Heike Pfundstein und Ralf Ludwig nahm das Projekt Fahrt auf. »Ein verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen unserer Natur ist uns wichtig. Das Bienen-Projekt hat für uns eine globale Bedeutung. Wir möchten einen Beitrag zur Nachhaltigkeit und zum Naturschutz leisten. Wenn sich unsere Wertschätzung dann in unterschiedlichen Maßnahmen und Aktionen äußert, von denen die Bienen direkt oder indirekt profitieren, dann haben wir unser Ziel erreicht.«
Anders als bei den sozialen Projekte der Vergangenheit, in denen die Sparkässler punktuell mit ihrer Manpower geholfen haben, soll das Bienenprojekt nicht nach einer vorbestimmten Zeit enden.
Wer Blumen sät, kann Honig ernten
Bürgermeister Günter Pfundstein zeigte sich begeistert: »Toll, dass sich so viele Mitarbeiter engagieren. Das ist unterstützenswert.« Unterstützt hat die Stadt via Bauhof beim Vorbereiten einer Aussaatfläche für eine Wildblumenwiese auf dem Sparkassenareal. Als kleines Projektgeschenk hatte Pfundstein Saatgut für 20 Quadratmeter Blumenwiese dabei. Auch die Stadt lege an zahlreichen Standorten Wildblumenwiesen an, erläuterte er und ergänzte: »Wir geben nicht auf, auch wenn es letztes Jahr mit der Hitze an manchen Standorten noch nicht so gut geklappt hat.«
Imkerverein unterstützt »Bee-Team«
Der Bienenzuchtverein freut sich ebenfalls, dass Mitarbeiter der Sparkasse Interesse an der Imkerei entwickelt haben. Wie Moser berichtete, gibt es deutlich weniger Imker in Zell als zu früheren Zeiten. Im Winter würden zahlreiche Bienenhalter ihre Völker zum Überwintern ins milde Klima am Rhein bringen. »Wenn hier im Tal die Blüte anfängt, sind dann zu wenig Bienen da.« Der Verein unterstützt das Sparkassen-Projekt fachlich und gibt Interessierten »Bee-Teamlern« die Möglichkeit, sich Wissen über die Bienenhaltung anzueignen. Dafür ist die Sparkasse Mitglied im Bienenzuchtverein geworden. Denn anders als man vielleicht denkt, ist es nicht damit getan, den Völkern einen gemütlichen Standort zu suchen, abzuwarten und den Honig zu ernten. Etwa alle zehn Tage ist in der warmen Zeit ein Pflegebesuch durch die Bienenhalter notwendig.
In guten Honigjahren darf die Sparkasse mit rund 20 Kilogramm Honig pro Bienenstock rechnen. Das Erzeugnis wird nicht verkauft. Man kann es nur geschenkt bekommen. Seit vielen Jahren ist es nämlich Tradition, dass besondere Kunden der Sparkasse zu besonderen Anlässen ein Glas Honig mit einem Honiglöffel geschenkt bekommen. Bald wird es Honig aus eigener Produktion sein.
Info
Viele Menschen assoziieren mit Bienen bisher vor allem Honig. Doch Honigbienen sind viel mehr als nur Honigproduzenten. Die wirtschaftliche Bedeutung von Honigbienen liegt nicht nur allein im Honigertrag, sondern vielmehr in ihrer Leistung als blütenbestäubendes Insekt. Die Bienen bestäuben rund 80 Prozent unserer Nutzpflanzen. Die Folgen, würden die Insekten dauerhaft verschwinden, wären gravierend. Unzählige Obst- und Gemüsesorten, zum Beispiel Äpfel, Erdbeeren, Tomaten, Kirschen oder auch Futterpflanzen für das Vieh, würden sich auf 10 bis 15 Prozent des Ertrags reduzieren, der mit Bienen realisiert wird.