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Zell am Harmersbach | 1.02.2019

Bahnhof soll Visitenkarte der Stadt werden

Historischer Verein will auf Sehenswürdigkeiten hinweisen – Rege Aktivitäten des Vereins

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Vorsitzender Bertram Sandfuchs dankt Dr. Wolf-Dieter Geißler für seinen bewegenden Vortrag zur Geschichte seiner Familie. Foto: Dieter Petri
von Dieter Petri

Am Dienstag folgten 18 Mitglieder des Historischen Vereins der Einladung zur Hauptversammlung im Hotel »Klosterbräustuben«. Zu den vorrangigen Projekten gehört nach den Worten des Vorsitzenden Bertram Sandfuchs in diesem Jahr die Ausstattung der Bahnhofs-Wartehalle mit Info-Tafeln zur Geschichte der Stadt und ihren geschichts­trächtigen Baulichkeiten.

Im Einvernehmen mit der Bürgerwehr wird der Stadtverwaltung vorgeschlagen, in der Wartehalle die jetzt zugemauerte Türe zu öffnen und mit einem Schaufenster zu versehen. Dahinter könne die Bürgerwehr ihre Uniform und Tracht ausstellen. Neben dem neuen Schaufenster soll der Besucher mit wetterfesten Tafeln auf die Geschichte der Stadt und ihre historischen Besonderheiten aufmerksam gemacht werden.

Die Arbeitsgruppe, die sich die Erklärung von Straßen- und Gewann-Namen vorgenommen hat, wird sich zu einer abschließenden Sitzung treffen. Das Ergebnis soll danach dem Stadtrat vorgelegt werden. Der Verein hofft, dass im kommenden Haushaltsjahr der eine oder andere Straßenname mit einer Erklärung versehen wird.

Mehrere Mitglieder des Vereins wirken bei der Vergabe des Bildsteinpreises mit. Bislang hatten nur Schüler der Werkrealschule Gelegenheit sich mit einem heimat­geschichtlichen Aufsatz am Wettbewerb beteiligen zu können. Der Verein begrüßt das Vorhaben der Schule, künftig auch Arbeiten von Realschülern in die Bewertung einzubeziehen. Es soll jeweils einen ersten Preis für die beste Arbeit eines Werkrealschülers und eines Realschülers vergeben werden. Mit einem weiteren Preis kann entweder ein Werkrealschüler oder ein Realschüler bedacht werden.

Projekt Rundofen

Bei der Ausgestaltung des Rundofens wünscht sich der Vorsitzende, dass der Besucher zumindest über die frühere Bedeutung für die Porzellanproduktion informiert wird. Weiter hält der Verein fest an dem Wunsch, bei der »Wäschkuchi« eine Figur mit einer lebensgroßen Waschfrau aufzustellen.

Die inzwischen vergriffenen Bücher, der von Josef Heisch herausgegebenen »Blauen Reihe« zur Heimat­geschichte, werden von Wolfgang Krämer schrittweise in die Homepage des Vereins aufgenommen. Der Verein plant eine Vortragsveranstaltung mit zwei namhaften Referenten zum Thema »Beziehung zwischen Baden und dem Elsass«.

Vorsitzender Bertram Sandfuchs wird in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule am Samstag, 4. Mai, eine Exkursion zur Burg Trifels und zum Hambacher Schloss durchführen. Am Sonntag, 2. Juni, folgt zusammen mit dem Zeller Schwarzwaldverein eine Wanderung im Naturpark des Nordelsass, von La Petite-Pierre zum Heidenfelsen. Und mit dem Wander- und Freizeitverein Unterharmersbach ist für Sonntag, 22.9., eine Wanderung zur Hochburg bei Emmendingen geplant.

Ost-West-deutsche Familiengeschichte

Einen Höhepunkt der Versammlung bildete ein Vortrag von Dr. Wolf-Dieter Geißler über die Herkunft seiner Familie aus Frauenstein, das mit Zell a. H. partnerschaftlich verbunden ist. Die Eltern des Referenten besaßen in der kleinen Stadt des Erzgebirges eine Druckerei, die mit dem „Frauensteiner Anzeiger“ eine gerne gelesene Lokalzeitung mit Amtsblatt herausbrachte.

Leider musste 1941 das Blatt, das nicht auf der ideologischen Linie der Nazis lag, sein Erscheinen einstellen. Wolfgang Geißler wurde zum Militär eingezogen. Um den Unterhalt für die kinderreiche Familie zu bestreiten, musste sich die Mutter mit dem Vertrieb der Gebietszeitung der Nationalsozialisten zufriedengeben.

Wolfgang Geißler trat nach seiner Heimkehr 1946 der CDU bei, die bei der ersten Gemeinderatswahl der SED den Rang ablief. Geißler wurde zum Bürgermeister gewählt. Die SED blockierte jedoch die Arbeit, indem sie bei unliebsamen Entscheidungen vor der Abstimmung den Saal verließ. Schließlich drohte das Regime dem Bürgermeister mit einer Verhaftung. Um dieser zuvorzukommen, floh Wolfgang Geißler über Berlin in den Westen. Später folgten ihm auf dem Weg in die Freiheit seine Frau Irmgard mit den sechs Kindern. Nach einigen Zwischenstationen landete die Familie in Zell a. H., das der ehem. Tierarzt Dr. Wolf-Dieter Geißler heute als seine geliebte Heimat betrachtet.

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