Am Dienstag, 11. Dezember, feierte Ruth Lutz ihren 95. Geburtstag mit Familie, Freunden und Weggefährten im Gasthaus »Sonne«.
Nach einem kleinen Empfang mit großer Wiedersehensfreude nahmen an der festlich gedeckten Tafel die zahlreichen Gäste Platz und genossen zusammen mit dem Geburtstagskind den besonderen Tag.
Zu den Gratulanten zählten gleich mehrere Generationen »Volksbänkler«. Der ehemalige Bankdirektor Wolfgang Joos, sein Nachfolger Wilhelm Bleier, der aktuelle Regionalmarkt-Leiter Rainer Griesbaum und Filialleiter Mathias Hug waren gekommen. Auch Bürgermeister a. D. Hans-Martin Moll gratulierte und viele Menschen, die Ruth Lutz im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit schätzen gelernt hatten. Bürgermeister Günter Pfundstein überbrachte die Glückwünsche der Stadt und anderer offizieller Stellen. Er kam mit Blumen und erinnerte an das Ereignis, bei dem der damals noch Bürgermeister-Kandidat erstmals auf eine zielbewusste Frau namens Ruth Lutz traf. »Ihnen haben wir den Handlauf an der Rathaustreppe zu verdanken«, scherzt das Gemeindeoberhaupt und erinnert sich daran, dass die Jubilarin eindrücklich darauf hingewiesen hatte, dass der damalige Zustand dringend verbessert werden müsse.
Ruth Lutz ist eine Frau, von der man nicht nur lernen kann, wie man mit 95 Jahren noch vital durchs Leben geht. Die Kunst des Alterns liegt wohl darin, sich nicht alt zu fühlen, immer aktiv zu bleiben, Kontakte zu pflegen und sich für das zu interessieren, was außerhalb der eigenen vier Wände passiert.
Die Jubilarin stammt aus Triberg, wuchs in St. Georgen und Villingen auf und kam 1936 nach Zell. Ihr Vater war Polizist – und da ging die Familie dort hin, wo es der Dienst verlangte. Die Zeller nahmen sie gut auf, schnell fühlte sie sich heimisch.
Ihre Ausbildung begann sie im Jahr 1938 bei der Volksbank, die damals noch Gewerbebank hieß. Als tüchtige und zuverlässige Mitarbeiterin kletterte sie Karrierestufe um Karrierestufe nach oben. 1953 erhielt sie ihre Bevollmächtigung und war für die Kreditbearbeitung zuständig. Der 1. Januar 1963 war dann der Tag, an dem sie in den Vorstand der Volksbank berufen wurde. Die Position hatte sie bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1983 inne. Ihre Verantwortung lag in den Geschäftsbereichen Personal- und Sozialwesen, Gelddisposition sowie Vermögens- und Anlageberatung. Für die großen Verdienste, die sie in ihrem Tätigkeitsfeld errungen hat, wurde ihr bei der Verabschiedung in den Ruhestand die große Schulz-Delitzsch-Plakette des Badischen Genossenschaftsverbands verliehen. Alle 45 Berufsjahre hat sie bei der Volksbank verbracht und dabei so manche Veränderung mitgetragen: die Umstellung der Buchhaltung auf EDV und die Fusion der Volksbanken Zell und Oberharmersbach Anfang der 1970er Jahre zum Beispiel.
Nicht nur im Beruf war sie sehr engagiert. Auch ehrenamtlich brachte sie sich an vielen Stellen in die Gemeinschaft ein. Sie ist Mitbegründerin des Zeller Altenpflegeheims St. Gallus und war von Beginn bis ins Jahr 1999 im Vorstand des Trägervereins für die Verwaltung der Finanzen verantwortlich. Für die Belange der Institution hat sie sich immer stark gemacht.
38 Jahre lang führte sie zudem die Kasse des Schwarzwaldvereins Zell. Dafür wurde sie bei ihrem Ausscheiden aus dem Vorstand im Jahr 1990 mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg und der Ehrenmitgliedschaft im Schwarzwaldverein ausgezeichnet.
Auch in der Bruchgemeinschaft war sie aktiv und von 1985 bis 1989 Rechnerin. Vom Wissen der Finanzexpertin profitierten zudem der Hausfrauenbund (heute: Gemeinsam aktiv), zu dessen Gründungsmitgliedern sie zählt, und die Seniorenunion.
Immer mit dabei hat Ruth Lutz ein Bild aus dem Jahr 1945. Es ist in Hochheim am Main entstanden und zeigt sie mit Kameradinnen, darunter auch weitere Zellerinnen, an einem Flakscheinwerfer, den die jungen Frauen zu bedienen hatten. Vier Monate dauerte der Einsatz. Dann ging es zum Glück unversehrt wieder nach Hause.
In Zell lernte sie später ihren Mann Edmund Lutz kennen. 1965 heirateten die Bankerin und der Bahnverwalter, der immer Verständnis für ihre vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten zeigte. Er verstarb 2007. Mit einem guten sozialen Netz und etwas Hilfe lebt das Geburtstagskind bis heute zu Hause.
Die »Schwarzwälder Post« schließt sich den Geburtstagswünschen an und wünscht Ruth Lutz, dass sie ihre Energie und Lebensfreude weiterhin behält.