Alljährlich im Dezember ehrt die Kreishandwerkerschaft Ortenau Handwerksmeister, die vor 40, 50 und 60 Jahren erfolgreich ihre Meisterprüfung abgelegt haben. Unter den 78 Geehrten waren auch vier Männer aus dem Verbreitungsgebiet der Schwarzwälder Post: Augenoptikermeister Walter Glaser, Schlossermeister Werner Eckermann, Kraftfahrzeug-Mechanikermeister Albert Holzenthaler und Bäckermeister Ludwig Welle.


Bei der Ehrung in der Gewerbe-Akademie Offenburg bezeichnete Kreishandwerksmeister Andreas Drotleff die geehrten Männer und Frauen als Pioniere im Handwerk. Auch Christoph Burger, Vizepräsident der Handwerkskammer Freiburg, zollte den Altmeistern seinen Respekt für ihre Arbeit. Nicht zuletzt hätten sie als Ausbilder dazu beigetragen, dass wiederum junge Menschen im Handwerk erfolgreich tätig sein können.
Eiserner Meisterbrief für Walter Glaser
Bereits im Alter von 22 Jahren hat Walter Glaser in Freiburg die Meisterprüfung zum Augenoptikermeister bestanden. Zuvor hatte er in einem Freiburger Ein-Mann-Augenoptik-Fachgeschäft seine dreieinhalbjährige Lehrzeit und danach drei weitere Gesellenjahre in einer stadtbekannten Freiburger Firma absolviert. Als »Glücksfall« bezeichnet Walter Glaser seinen Lehrmeister, der ein hervorragender, aber auch strenger Meister gewesen sei.
Walter Glaser nahm mit dem Meisterbrief in der Tasche seine berufliche Karriere selbst in die Hand. »Damals herrschte Aufbruchstimmung«, erinnert sich der Augenoptikermeister. Er übernahm verantwortliche Stellungen ehe er im Jahr 1965 den Schritt in die Selbständigkeit wagte. Am 1. Oktober eröffnete er das erste Augenoptik-Fachgeschäft in Zell a. H. 1977 gründete Walter Glaser ein weiteres Geschäft in Hausach und zwei Jahre später in Achern. 1982 folgte sogar eine zweite Niederlassung in einem Ärztehaus in Achern. Begleitet wurde Augenoptikermeister Walter Glaser in all den Jahren von seiner Frau Edith.
Der Umzug des Zeller Stammhauses in neue Geschäftsräume in der Grabenstraße im Jahr 1989 war ein weiterer Meilenstein in der erfolgreichen Firmengeschichte von Optik-Glaser. Das Zeller Geschäft wird heute von seiner Tochter Petra Glaser geführt, das Acherner Geschäft von seinem Sohn Jürgen Glaser. Beiden haben von ihrem Vater die Leidenschaft am Optikerhandwerker erlernt.
Den Erhalt des Eisernen Meisterbriefes empfindet Augenoptikermeister Walter Glaser als Würdigung seines Lebenswerks. Sein ganzes Berufsleben hat er in den Dienst der Augenoptik gestellt.
Das Autohaus Holzenthaler trägt seine Handschrift
Kraftfahrzeug-Mechanikermeister Albert Holzenthaler wurde mit dem Diamantenen Ehrenmeisterbrief geehrt. Er kann auf 50 erfolgreiche Meisterjahre zurückblicken. Im elterlichen Betrieb in der Bahnhofstraße in Biberach hat er nach einer verkürzten Lehrzeit im Mai 1962 seine Gesellenprüfung abgelegt. Ab Oktober 1967 besuchte er die Meisterschule in Heide, im Januar 1968 legte Albert Holzenthaler in Flensburg die Meisterprüfung ab.
Am 1. Januar 1974 übernahm Albert Holzenthaler das Familienunternehmen und baute es Schritt für Schritt zu einem modernen Handwerksbetrieb aus. 1979/80 wurde der Werkstattbau erstellt, in den Jahren 1996/97 der repräsentative Verkaufsraum. Auch der Tankstellenumbau war ein wichtiger Schritt in der Firmenentwicklung.
Albert Holzenthaler hat sich sein ganzes Berufsleben der Mobilität verschrieben. Seit 1992 ist das Autohaus Holzenthaler Mitsubishi- Vertragshändler. Schon über 60 Jahre hat sich der Biberacher Kfz-Betrieb einen sehr guten Namen als BMW-Motorradhändler erworben. Autos, Zweiräder und der Tankstellenbetrieb bilden bis heute die Standbeine des erfolgreichen Handwerksbetriebs.
Zwei Prinzbacher auf dem Weg zum Handwerksmeister
Den Diamantenen Ehrenmeisterbrief erhielten Bäckermeister Ludwig Welle und Schlossermeister Werner Eckermann. Sie sind Schulkameraden aus Prinzbach und gingen dort in die Schule. Beide fanden in Seelbach eine Lehrstelle und wohnten bei ihrem Lehrmeister in einem Dachzimmer. Ludwig Welle lernte das Bäckerhandwerk, Werner Eckermann wurde Landmaschinenmechaniker und Schlosser.
Damals gab es über den Schönberg noch keine öffentliche Verkehrsverbindung, erinnerte sich Werner Eckermann. Am späten Samstagnachmittag fuhren beide mit dem Fahrrad über den Schönberg heim nach Prinzbach und hatten ihren Wäschebeutel mit dabei. Am Sonntagabend ging es wieder zurück nach Seelbach. Im ersten Lehrjahr gab es zwei D-Mark, im zweiten drei D-Mark und im dritten Jahr vier D-Mark pro Woche nach Abzug für Kost und Logis. Es bewahrheitete sich schnell: »Lehrjahre sind keine Herrenjahre und sind nichts für Feiglinge.« Dennoch sei man damals froh gewesen, überhaupt eine Lehrstelle bekommen zu haben. Werner Eckermann: »Wir waren stolz, mit 16 Jahren den Gesellenbrief in der Tasche zu haben.«
Nach vier Gesellenjahren gingen wieder beide nach Freiburg. Ludwig Welle arbeitete als Bäcker, Werner Eckermann in einem Metall-Alu-Glasbaubetrieb. In Abendkursen schulten sich beide für den Meistertitel. Die Meisterprüfung absolvierten sie im März 1967 mit Erfolg im Alter von 23 Jahren.
Bald darauf machte sich Bäckermeister Ludwig Welle selbstständig. Er übernahm in Lahr in der Burgheimer Straße eine Bäckerei mit Lebensmittelverkauf. Werner Eckermann arbeitete als Meister für eine ausländische Firma und gründete 1987 einen Fachbetrieb für Bauelemente, Automatische Türen und Tore. Den Betrieb baute er 1992 im Gewerbegebiet Ahfeld 3 in Biberach. Seine Namenschilder findet man heute in ganz Baden-Württemberg an den Eingängen von Geschäften, Banken und Hotels, wo sich die Türen automatisch öffnen.
Stolz und zufrieden blicken die Handwerksmeister zurück: »Wir alle danken dem Herrgott für die Erfolge, und unseren Ehefrauen, die das Büro, den Haushalt und Garten bewältigt haben. Und das Wichtigste, dass sie gesunde Töchter und Söhne zur Welt brachten und großgezogen haben.«