Ausgerechnet in der 13. Nacht der Museen kam der ob der Dürre lang ersehnte Landregen – und damit aus Sicht der Veranstalter vom Zeitpunkt her denkbar ungünstig. Entsprechend weit hinter den Erwartungen zurück blieben die Besucherzahlen. Wer jedoch kam, der wurde mit einzigartiger Atmosphäre und außergewöhnlichen Eindrücken belohnt.
»Der liebe Gott hat uns erhört, der lang ersehnte Landregen ist da, er kam nur leider etwas zu früh« – so wusste Bürgermeister Günter Pfundstein die ob der Witterungsbedingungen doch recht übersichtliche Zahl der Gäste zu erheitern, die der erstmals offiziell erfolgten Eröffnung einer Zeller Museumsnacht beiwohnten.
Eigentlich auf dem Kanzleiplatz hätte diese stattfinden sollen. Angesichts des unablässig vom Himmel strömenden Wassers aber wurde die kurze Zeremonie ins Foyer des Storchenturmmuseums verlegt, nachdem Stadtkapellen-Dirigent Stefan Polap aus einem Fenster des Storchenturms trotzig-feierliche Blechbläserklänge in den Abend geschickt hatte. Die vielen helfenden Hände des Teams der Museumsfreunde machten die improvisierte Programmänderung möglich.
Wahrlich Mitleid konnte man haben mit Maria Hättich und Alisa Dörfer: Den Organisatorinnen der 13. Zeller Nacht der Nächte stand die Enttäuschung über den heftigen Dauerregen ins Gesicht geschrieben. »Die beiden haben eben ganz schlechte Laune, die wollen wir mit Beifall verbessern«, versuchte Günter Pfundstein – verbunden mit einem großen Dankeschön auch an alle Helfer – die Stimmung der Organisatorinnen aufzuhellen.
Über Monate schließlich hatten Maria Hättich und Alisa Dörfer sich ihrer Aufgabe mit viel Herzblut gewidmet. Nun aber sahen sie ihr Konzept zu weiten Teilen über den Haufen geworfen. Die Blechbläser der Stadtkapelle konnten nicht wie geplant zur Eröffnung durch die Altstadt-Gassen ziehen. Und auch die mit viel Vorfreude erwartete Street-Art-Mitmach-Aktion
für Kids, bei der die Hauptstraße unter der Leitung eines jungen Offenburger Künstlers in eine bunte Anderswelt hätte verwandelt werden sollen: Sie fiel ins Wasser. Desgleichen das Biwak der Bürgerwehr beim Hirschturm.
Natürlich blieben auch alle Tische und Bänke, die – auf kulinarisch zu verwöhnende Gaumen wartend – auf dem Kanzleiplatz und in der Hauptstraße aufgestellt worden waren, ob des von oben kommenden nassen Segens leer. Gähnend leer.
Umso weiter hatten die Gaststätten ihre Türen geöffnet: für eine Bewirtung im Trocknen, im Warmen. Und auch die Live-Bands, die im Freien hätten spielen sollen, fanden pfützenfreien Unterschlupf: »Out of the Box« präsentierte ihren Black Forest Folk statt beim Narrenbrunnen im Café Alt Zell und versuchte mit einer draußen aufgestellten Lautsprecherbox nach drinnen zu locken. Papa Klaus und seine Jazzmen wiederum, die auf dem Kanzleiplatz für Stimmung hätten sorgen sollen, fanden Unterschlupf im Foyer des Storchenturmmuseums.
Das Beste draus machen
»Wir lassen uns die Laune nicht verderben«, wandte sich Günter Pfundstein in seiner Begrüßungsansprache an die mit wärmenden Jacken, doch durchweg entspannten Gesichtern ausgestatteten Gäste: »Schließlich heißt es ja »Die Nacht der Museen« – und die Museen sind regensicher.«
Die Museen: Das waren neben dem Storchenturm-Museum das Heimatmuseum Fürstenberger Hof, die Historische Buchdruckerei im Gewölbekeller der Schwarzwälder Post, die Villa Haiss als Museum für Zeitgenössische Kunst und das Industriedenkmal »Keramik Rundofen«. In letzterem herrschte eine von weitem hör- und sichtbare Bombenstimmung: Dafür sorgten die Musiker der Gruppe PAN sowie die Zeller Narrenzunft als Bewirter und rundherum zufriedene Initiatoren.
Überall sonst blieb die Zahl der Besucher ob der zwingenden Bewaffnung mit Regenschirm und teils auch Gummistiefeln zwar weit hinter den Erwartungen zurück – wie auch in der alten Wäschkuchi, wo Günter Pfundsteins Versprechungen gemäß »keine dreckige Wäsche gewaschen wurde.«
Wer aber trotz der widrigen Wetterumstände in der Museumsnacht unterwegs war – möglicherweise auch bei einer Stadt- oder Kunstwegeführung –, der kam aus dem Staunen nicht heraus. »So eine schöne Beleuchtung«, war immer wieder von Passanten zu hören: angesichts der stimmungsvollen Farbakzente, mit denen vor allem einzelne Fassaden aus der Zeit von Mitteltalter oder Jugendstil in Szene gesetzt wurden.
Eine ganz besondere Atmosphäre auch herrschte beim neu sanierten Haus Nummer 3 in der Hinteren Kirchgasse. Dort hatte die Stadt einen von Fackeln beleuchteten Fußweg eingerichtet, der beim Bräukeller durch die in Lila und Rot angestrahlte Stadtmauer hindurchführte.
Das dortige Tor war bislang verschlossen. »Ich kann mir für die Zukunft gut vorstellen, dass wir über weitere Öffnungen nachdenken«, so Bürgermeister Pfundstein. »Vielleicht wird das ja der Startschuss dafür, weitere alte Wege durch den Ort zu öffnen, um bislang versteckte Bereiche zugänglich zu machen.«
Neben den Museen hatten zudem das ASAS Art Center mit chinesischer Kunst sowie die Ateliers der heimischen Künstler Wolfgang Hilzensauer und Roland Mauch geöffnet.












