Wer diese Durchsage hören will, muss bis zum Schluss im Zeller Familienbad bleiben: Jeden Abend, pünktlich um viertel vor acht, erfahren die »lieben Badegäste« per Megaphon, dass »für heute Feierabend« ist, weil das Schwimmbad um 20 Uhr schließt und die Gäste deshalb aus dem Becken kommen und die Liegewiese sauber hinterlassen sollen. Seit diesem Sommer gibt’s diese Durchsage auch auf Englisch: »Ladies and gentlemen. The pool is closing now. Please exit the water and leave the fields nice and tidy«.
Eingeführt hat dies Conrad Hedinger: Der junge Amerikaner machte acht Wochen lang einen Ferienjob als Rettungsschwimmer im Zeller Familienbad. Der 18-Jährige aus Montana im Nordosten der USA wollte in den Sommerferien seinen in Lahr lebenden Vater besuchen und suchte deshalb einen Ferienjob im Europapark. Weil man ihn dort jedoch erst im September brauchen konnte, musste er umdisponieren. Es gab in der Zeitung nur drei Job-Angebote, erzählt er: »Putzen, Pizza-Fahrer und Schwimmbad«. Da musste er nicht lange überlegen. Von Amerika aus machte er alles klar und stand pünktlich zum vereinbarten Termin im Juni am Beckenrand im Zeller Bad. Vor seinem Dienstantritt absolvierte der in den USA ausgebildete junge Rettungsschwimmer noch die nach der deutschen Bäderverordnung vorgeschriebenen Rettungsübungen und Erste-Hilfe-Kurse.
Von Mitte Juni bis Mitte August hatte er seinen Arbeitsplatz – neben den üblichen Tätigkeiten im Zeller Familienbad – in der überhöhten Kabine mit bestem Überblick über die Becken, auf die Rutschbahn und den Sprungturm. Sieben Stunden am Tag umfasste der Ferienjob, zu dem der schlaksige junge Mann an manchen Tagen von Lahr aus mit dem Fahrrad über den Schönberg nach Zell gefahren ist.
Verständigungsprobleme gab es kaum. Conrad Hedinger spricht fließend Deutsch, wenn auch unüberhörbar mit amerikanischem Akzent. Er kam in Berlin zur Welt, mit zwei Jahren zog die Familie in die USA, wo heute seine Mutter lebt. Nur an den Zeller Dialekt musste er sich am Anfang gewöhnen, erzählt er lachend. Nach acht Wochen zieht er ein durch und durch positives Fazit seines Ferienjobs. »Die Leute in Zell sind sehr nett«, sagt er. Vor allem mit den Kindern hatte er viel Spaß. Oft blieb er nach seinem Feierabend noch im Bad und lieferte sich mit Freunden ein Match an der Tischtennisplatte. Am vergangenen Freitag war sein letzter Arbeitstag. Am morgigen Dienstag fliegt er in die USA zurück und nächste Woche beginnt sein Studium im Fachgebiet Umweltrecht an der Universität in Colorado.
Die Idee zur Verabschiedung der Gäste auch auf Englisch kam ihm mit seinen jungen Kolleginnen und Kollegen, von denen eine Französisch spricht, so dass die vielen französischen Gäste im Zeller Bad gelegentlich auch schon mal in ihrer Muttersprache verabschiedet wurden. Und selbst auf Spanisch gab’s die Durchsage schon, weil Conrad Hedinger diese Sprache ebenfalls spricht. Wenn es bei der Deutschen Bahn im ICE Bahnhof »Thank you for travelling with us« heißt, klingt es im Zeller Familienbad jetzt jeden Abend eben so: »Thank you for bathing with us. Have a wonderful evening«. Das wird so bleiben, denn Conrad Hedinger hat den englischen Text aufgeschrieben – und so wünschen jetzt auch Schwimmmeister Volker Werthwein und seine Kollegen jeden Abend um punkt 19.45 Uhr »einen wunderschönen Abend« auf Englisch.