21 Schüler und 12 Kindergartenkinder haben in diesem Jahr vorgelesen beziehungsweise zugehört. Zum Abschluss des Projekts »Lesefreunde« kamen alle noch einmal zusammen. Es gab eine gemütliche Abschlussfeier mit Urkunden und Eis.
Seit 13 Jahren gibt es das Projekt »Lesefreunde«: Grundschüler der 4. Klasse übernehmen eine Vorlese-Patenschaft für Kindergartenkinder, die im kommenden Schuljahr eingeschult werden. Die Bücherauswahl bleibt den Kids selbst überlassen. Eine halbe Stunde wird gelesen und zugehört, danach kann gespielt werden.
Für den stellvertretenden Schulleiter des Bildungszentrums »Ritter von Buss« Wolfgang Scharer ist die Förderung der Lesekompetenz ein wichtiger Baustein in der Bildung. Lesen ist die Kulturtechnik, über die man sich alle anderen Fächer erschließen kann. Kindergarten-Leiterin Ingrid Mattheiß hielt nicht zuletzt alle dazu an, dran zu bleiben. »Kinder, die viel lesen, wissen am meisten«, sagte sie. »Macht weiter so und lest euer ganzes Leben lang!«Ins Leben gerufen hatte die Aktion vor dreizehn Jahren Prof. Dr. Bernd Fischer. Er hatte Ähnliches in Kanada gesehen und das Konzept in veränderter Form an die Zeller Grundschule beziehungsweise den Kindergarten Sternschnuppe gebracht.
Ihm ist beim Projekt im besonderen Maße die soziale Komponente wichtig. Die Schüler kommen in die Rolle des Vorbilds, des Lehrenden, sagt er, was ihnen in der Regel einen regelrechten Schub in Hinblick auf das Selbstvertrauen gibt. Für die tolle Idee wurden er und seine Mitstreiter 2006 mit dem Ehrenamtspreis für soziales Engagement ausgezeichnet.
Die Grundschüler profitieren vom Vorlesen in einem größeren Umfang als man im ersten Moment glauben mag. Es geht nicht nur darum, Texte flüssig vorzutragen. Um fesselnd vorlesen zu können, müssen sie die Geschichte zuvor verstehen. Und anschließend emotional umsetzen. Damit das gut klappt, kommt Professor Fischer zu Beginn des Projekts in die Klassen und zeigt, wie man eine Geschichte mithilfe der fünf Grundemotionen zum Leben erweckt. Ja – wirklich: Es sind nicht mehr als fünf Gefühlslagen, mit denen man das ganze menschliche Dasein darstellen kann. Die Schüler lernen, wie man Interesse, Angst, Trauer, Wut und Freude in einem Text mit der eigenen Stimme, der Gestik und Mimik zeigt. »Die Kinder werden kreativ und können eigene Kompetenz in den Text legen«, freut sich der Initiator und erklärt zudem, dass das Lesen nicht nur für das Wissen über die Welt sorgt, sondern auch Empathie fördert. »Vorlesen ist einmalig. Wenn wir Vorlesen bedeuten wir etwas für den anderen. Diese Momente kann man nicht wiederholen.« Und er plädiert für »echte« Bücher aus Papier, denn die haben – anders als Ebooks – einen Bezug zur Realität in 3D.