Seit der Sitzung des Krankenhausausschusses am Dienstag taucht nun auch die Stadt Zell offiziell auf der neuen Krankenhaus-Landkarte des Ortenaukreises auf. Hier beginnt die Zukunft allerdings nicht erst im Jahr 2030, sondern bereits am 1. Juli 2018. Die Medizinischen Versorgungszentren Ortenau GmbH, ein 100-prozentiges Tochterunternehmen des Ortenaukreises, werden die Praxisklinik von Dr. Allgeier und Dr. Scheidmann übernehmen und in Zell a. H. künftig ein eigenständiges Medizinisches Versorgungszentrum betreiben. Neu in die Krankenhausdebatte wurde auch die Einrichtung einer Notfallpraxis im mittleren Kinzigtal aufgenommen. Hier ist aber noch keine Standortentscheidung gefallen.



»Die Entwicklung geht in eine gute Richtung«, kommentieren die beiden Zeller Kreistagsabgeordneten Ludwig Schütze (SPD) und Martin Teufel (Grüne) die getroffenen Entscheidungen. Die beiden Zeller Kreisräte haben sowohl persönliche Gespräche mit Landrat Frank Scherer als auch mit Geschäftsführer Christian Keller vom Ortenau-Klinikum geführt.
Bei der Diskussion im Kreistag sei die Einsicht gereift, dass es bei der Reform der Krankenhausstruktur nicht nur um die Wirtschaftlichkeit der Kliniken gehe, betonen Ludwig Schütze und Martin Teufel. Es gehe vor allem auch um die Qualität der medizinischen Versorgung. Und die könne in großen, zentralen Häusern mit optimaler personeller und technischer Ausstattung besser gewährleistet werden, als in mehreren kleineren Kliniken.
Kein weißer Fleck im Kinzigtal
Dennoch, so die beiden Zeller Kreisräte, dürfe das mittlere Kinzig- und Harmersbachtal nicht auf der Strecke bleiben. Eine Aussage der Strukturreform sei, dass für 95 Prozent der Bevölkerung zukünftig der Weg in das nächste Krankenhaus nicht länger als 30 Minuten betragen werde. »Dies gilt nach der Schließung von Gengenbach nicht für die Menschen von Nordrach und Oberharmersbach«, mahnten die beiden Kreisräte. Der Weg zum geplanten Großklinikum im Norden von Offenburg werde weiter. Das Kinzigtal drohe zu einem »weißen Fleck« in der medizinischen Versorgung zu werden.
Deshalb wurde nun die Einrichtung einer Notfallpraxis in die Diskussion mit aufgenommen. Über deren Standort wurden allerdings noch keine Entscheidungen getroffen. Möglich wären sowohl eine Ansiedlung in Zell a. H. als auch in Gengenbach (siehe Grafik). »Eine ambulante Erstversorgung in der Fläche muss auf jeden Fall sichergestellt werden«, fordern die beiden Zeller Kreistagsabgeordneten. Im Kreistag wurde auch über die Stationierung eines Rettungshubschraubers diskutiert. Hierfür sei die Fraktion der Grünen, so Martin Teufel, bereit, Geld in die Hand zu nehmen.
Chirurgische Praxis wird nahtlos weitergeführt
Parallel zur Diskussion über die Krankenhaus-Strukturreform hat sich für die medizinische Versorgung in Zell a. H. sowie im Harmersbach- und Kinzigtal eine positive Entwicklung ergeben. Die Medizinischen Versorgungszentren Ortenau werden die Praxisklinik im ehemaligen Zeller Krankenhaus übernehmen, diese ab dem 1. Juli 2018 nahtlos weiterführen und auch das Personal weiterbeschäftigen. Die medizinische Einrichtung soll erneuert werden. Mit im Boot ist die Stadt Zell als Vermieter der Räumlichkeiten.
Seit 26 Jahren haben die beiden Chirurgen Dr. Georg Allgeier und Dr. Günther Scheidmann ihre Praxis betrieben und Behandlungen und Operationen auf höchstem Facharztstandard durchgeführt. Zur Jahresmitte gehen die beiden Mediziner in den Ruhestand.
»In den vergangenen Monaten mussten viele Verhandlungen geführt und Hürden überwunden werden, dass es zu dieser Entwicklung kommen konnte«, bestätigte Dr. Franz Hahn, Geschäftsführer der Medizinischen Versorgungszentren Ortenau gegenüber unserer Zeitung. Mit dem Beschluss vom Dienstag im Krankenhausausschuss sind die Weichen nun endgültig gestellt.
Mit den Chirurgen Dr. Markus Wenz, Dr. Stefan Zähringer sowie Dr. Eike Mrosek, Chefarzt am Ortenau-Klinikum Offenburg-Gengenbach, ist das neue Medizinische Versorgungszentrum in Zell a. H. besetzt. Bei einem Pressetermin am Dienstag nach Pfingsten wird sich das neue Ärzteteam der Öffentlichkeit vorstellen. Geschäftsführer Dr. Franz Hahn und Bürgermeister Günter Pfundstein werden über die Entwicklung und die Entscheidungen berichten.
Neu in das Gebäude mit einziehen wird auch das Therapiezentrum für Chronische Wunden, das schon Standorte in Lahr, Achern und Kehl betreibt. Die Zusammenarbeit mit Dr. med. Catharina Stettin, die erst vor Kurzem die Nachfolge von Dr. Eismann angetreten hat, sei ebenfalls angestrebt. »Dies sind beste Voraussetzungen für die medizinische Versorgung der Bevölkerung«, blickt Dr. Franz Hahn zuversichtlich in die Zukunft.
Info Medizinische Versorgungszentren
Seit der Gesundheitsreform im Jahr 2003 gibt es in Deutschland medizinische Versorgungszentren zur ambulanten Versorgung der Bevölkerung. Verstärkt wurde Krankenhäusern die Möglichkeit geboten, ambulante Behandlungen durchzuführen. Medizinische Versorgungszentren (MVZ) sind eine neue Form der ambulanten Versorgung, die aufgrund der engen Zusammenarbeit von Hausärzten, Fachärzten und Kliniken erhebliche Vorteile für Patienten und auch für die behandelnden Ärzte bietet. Ein effizientes Gesundheitssystem und der enorme wissenschaftliche Fortschritt in der Medizin erfordern solche Strukturen, die eine bestmögliche medizinische Versorgung sicherstellen.
Im Ortenaukreis bestehen die MVZ Ortenau GmbH und die MVZ Offenburg GmbH. Beides sind rechtlich selbständige Unternehmen. 100-prozentiger Gesellschafter ist der Ortenaukreis. Medizinische Versorgungszentren bestehen bereits in Oberkirch, Achern, Kehl, Offenburg, Lahr, Ettenheim und Wolfach. Und ab dem 1. Juli auch in Zell a. H.
»Deshalb wurde nun die Einrichtung einer Notfallpraxis in die Diskussion mit aufgenommen. Über deren Standort wurde allerdings noch keine Entscheidungen getroffen. Möglich wären sowohl eine Ansiedlung in Zell a. H. als auch in Gengenbach (siehe Grafik). ›Eine ambulante Erstversorgung in der Fläche muss auf jeden Fall sichergestellt werden‹, fordern die beiden Zeller Kreistagsabgeordneten. Im Kreistag wurde auch über die Stationierung eines Rettungshubschraubers diskutiert. Hierfür sei die Fraktion der Grünen, so Martin Teufel, bereit, Geld in die Hand zu nehmen.«
Was nutzt das, wenn wie vor einiger Zeit erlebt, an den Türen der »ambulanten Erstversorgungszentren« ein Zettel hängt, »nach 22 Uhr fahren sie ins Klinikum nach Offenburg«… Und was den Rettungshubschrauber betrifft, wie lange, glaubt man, dauert es dann mit der Landeerlaubnis desselben 24 Stunden tagtäglich neben dem Zeller Krankenhaus? Darf ich an das Bohei, die Landeerlaubnis des Helis der Firma Junker in Gengenbach erinnern..