Sibylle Wagner betitelt die Sonderausstellung »monbleumontblancmonrouge« und setzt, einer Hommage gleich, die französischen Nationalfarben Blau, Weiß, Rot in den Mittelpunkt. Mit dieser Schau bietet Galerist und Kunstsammler Walter Bischoff wieder ein Highlight – ideal zum Jahresbeginn mit Objekten aus lichtsammelndem Plexiglas.



Wer den Arbeiten von Sibylle Wagner nahe sein möchte, lasse sich auf lichtvolle Stille ein – bis hin zur Meditation. Die Werke rufen förmlich nach Konzentration auf das, was der Künstlerin wesentlich ist. Ruhe, die von innerer Leuchtkraft strahlt, den Betrachtenden in eine geheimnisvolle Welt mitnimmt.
So konzentriert und auf sensibelstem Ästhetikniveau muss sich Sibylle Wagner fühlen, wenn sie Farben sprechen lässt, sie in Kästen anordnet und die Leuchteffekte von Acrylglas ausschöpft.
Die zwanzig ausgestellten Arbeiten zeichnen sich nicht nur durch die enorme Strahlkraft der Farben aus, vielmehr auch durch die Schlichtheit großzügiger Hängung. Kein Objekt, kein Bild behindert das andere oder nimmt ihm seine individuelle Aussagekraft.
Ästhetische Freude
Die 1952 in Stuttgart geborene Künstlerin lebt und arbeitet im elsässischen Wintzenbach und in Berlin. Mit ihr verbindet man, neben Arbeiten auf eher unkonventionellen Malgründen, seit Jahren selbst leuchtende Möbel (ho-ki-ti) und Gestaltungen in Acrylglaskästen, die so farbintensiv strahlen, als wäre eine indirekte Beleuchtung eingebaut. Diese Technik wurde zum Patent angemeldet. Von klein- bis großformatig sind die Wandobjekte eine ästhetische Freude. Und Sibylle Wagner lässt den Betrachtenden nicht allein. Titel geben der Fantasie eine Richtung, legen eine Spur. Eingangs trifft man auf die kleinsten Formate (20 x 30 cm), die allein schon vom Titel her für sich sprechen: mon petit bleu, mon petit blanc, mon petit rouge. Das »Gebirge blau« benennt Galerist Walter Bischoff mit leuchtendem Kobaltblau. Wie die »weiße Landschaft« erinnert auch das »Nebelbild« an alabasterweiße Schnee-Landschaften mit schleierhafter Vernebelung. Rouge kommt mit Signalwirkung – allerdings nie als warmes Rot. Zur Steigerung der perfekten Ästhetik bevorzugt Wagner bei der Bildkomposition den goldenen Schnitt. Manchmal weitläufig entfernt oder nur Millimeter abweichend von den klassischen Proportionen.
Mit einem Abdruck ihres eigenen Bauchnabels baut Wagner sehr Persönliches mit ein. In anderen Bildern werden scharfe Trennungslinien von Vorder- und Hintergrund gemildert durch Farbverdichtungen, Farbverfließungen, Sprühnebel und Farbsprenkel – eingefangen in etwa 5 cm tiefe Kästen, montiert aus neonfarbenen Acrylglasplatten.
Gelegentlich unterstreicht eine farbangereicherte Pinselspur auf der Vorderseite eine Eisberglandschaft.
Die Konsequenz der blauweißroten Motive zieht sich mit Leuchtkraft durch diese erlebenswerte Ausstellung, über die Walter Bischoff resümiert: »Mal etwas anderes als gemalte Bilder.« Gerne nimmt man die blauweißrote Strahlkraft der Farben, die Ruhe und die nahezu unendliche Weite mit ins innere Fotoalbum.
Ausstellungsdauer: bis 18. März 2018; Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag 13.00 bis 18.00 Uhr; Kontakt: www.artbischoff.com oder Telefon 07835 – 549987.