Am Heiligabend kommen traditionell die meisten Gäste in die Kirche. Die Christmette wurde sehr feierlich gestaltet; der Kirchenchor unter Leitung von Wolfram Dreher erfreute die Besucher mit festlichem Gesang.



Zum Einzug von Pfarrer, Lektoren und Ministranten wurde die Kirche nur von Kerzen und dezenten Deckenlichtern beleuchtet. An den Kirchenbänken brannten einzelne Teelichter. So konnte in der Kirche eine besondere Stimmung entstehen, voller Erwartung auf Licht. Erst beim Weihnachtsevangelium, als Pfarrer Peter Seibt die Geburt Jesus verkündete, wurden die Tannenbäume, das Krippenlicht und die übrige Kirchenbeleuchtung angestellt.
Pfarrer Seibt predigte zu Beginn über eine Geschichte von Bertold Brecht. Sie spielt im Jahr 1904 am Weihnachtsabend in einer Kneipe in Chicago. Dort kommen die Gäste auf die Idee, sich zu beschenken. Da sie keine Geschenke haben, wollen sie sich gegenseitig Dinge sagen, die einen am Anderen nicht gefallen. Ein einsamer Gast steht im Verdacht, eine Straftat begangen zu haben und hat Angst vor der Polizei. Ihm schenken die anderen Gäste eine Zeitung, in der ein Polizeibericht steht. Diesen liest der Gast und erfährt dadurch von seiner Unschuld – der wirkliche Täter wurde gefasst.
Pfarrer Seibt interpretierte den Ausgang der Geschichte: »Der Gast hat als Weihnachtsgeschenk die Befreiung von seiner Schuld erhalten. Dies ist auch das Geschenk Gottes an uns Christen.«
Er führte weiter aus, dass Gott uns seine Liebe mit dem Kind in der Krippe geschenkt hat. Er wolle uns von dem Verdacht befreien, dass wir ihm nur dann gefallen, wenn wir alle Gesetze befolgen. Unsere menschliche Natur habe Schwächen, sagte Seibt. Und: »Die Geburt Jesu sagt: Gott liebt uns so, wie wir sind.« Diese Bejahung durch Gott tue uns heute gut.
Am Ende seiner Predigt ging er nochmals auf die Geschichte von Bertold Brecht ein. Wenn wir auf Menschen zugehen, die schwierig sind oder uns verletzt haben, kann ein freundliches Gespräch oder eine nette Geste zu einer Wandlung des Menschen führen. Dies war bei dem Gast in der Kneipe der Fall, dem die anderen Gäste unbeabsichtigt geholfen haben. Seibt betonte: »Wenn wir ›Ja‹ sagen zu den Menschen vor Gott, dann geschieht Weihnachten, nicht nur heute, sondern jeden Tag.«
Singend durch den Mittelgang gezogen
Die musikalische Einstimmung vor der Christmette ist eine schöne Tradition in der Pfarrkirche. Der Joy & Fun-Chorus zog singend durch den Mittelgang in die Kirche ein. Das geistliche Lied »Laudate omnes gentes« – ein Taizegesang – wurde zum Einzug gesungen. Danach interpretierte der Chor das bekannte deutsche Weihnachtslied: »Es ist ein Ros entsprungen«, getragen und akzentuiert in den einzelnen Stimmlagen. Die beiden Lieder »Good News« und »Virgin Mary« sind Klassiker des Chores und werden immer gerne gehört.
Ein Bläserensemble begleitete die Chormusik und spielte auch ein Instrumentalstück. Sonja Müller (Oboe), Carina Carbone Klarinette), Amelie Dreher (Horn) und Wolfram Dreher (Fagott) zeigten, wie schön ihre Instrument im Kirchenraum klingen. Mit »Wie schön leuchtet der Morgenstern« von Johann Sebastian Bach beendeten die Musiker ihre Aufführung. Hierbei spielte Hans Lehmann an
seinem Cornett die harmonische Begleitung. Die Kirchenbesucher bedankten sich mit viel Applaus für die gelungene Einstimmung auf den Heiligen Abend.