Wenn ein kongenialer Chor und ein brillantes Bläserquintett zum Konzert laden, dann ist im Zeller Kultur- und Vereinszentrum einiges geboten: Beim Jahreskonzert am Samstagabend überzeugten der gastgebende Gesangverein »Frohsinn« unter der Leitung von Tatjana Krause und die »Schwarzwaldmarie Brass(erie)« das Publikum, das auch nach rund zwei Konzertstunden noch mehr wollte – mehr vertonte Lebensfreude, veritable Klangkunst und vergnüglichen Wortwitz.



Nachdem »Frohsinn«-Vorsitzender Falk Polap die Gäste im Saal begrüßt hatte, sorgten die sieben Sänger und vierzehn Sängerinnen mit dem besinnlichen A-cappella-Vortrag »Zur Feier« für den musikalischen Auftakt. Lebensfreude und Liebe im Lied »Zwei Sterne« waren eine wunderbar leichte und schwebende Hinwendung an die musikalische Poesie. »Goldener Herbst« thematisiert die schöne Seite der Jahreszeit (»Der wonnigliche Herbst lässt uns fröhlich sein«) und erklang im Jubelton. Obwohl der Ausfall einiger erkrankter Mitglieder den Chor schwächte, gelang es den Sängerinnen und Sängern, mit feinen Dissonanzen und präziser Dynamik eine anhaltende Spannung aufzubauen. Unterstützt wurden sie dabei vom exzellent aufspielenden Duo Adrian Sieferle am Klavier und Achim Bührer am Schlagzeug. Mit dem beschwingten »Alles hat seine Zeit« beendete der »Frohsinn« unter großem Beifall der Zuhörer den ersten Teil des Programms.
Mit jazzigem Anstrich
Als Glücksgriff für Veranstalter und Publikum erwiesen sich erneut die fünf Bläser der »Schwarzwaldmarie …«, die schon im letzten Jahr mit großartigen Arrangements von Popmelodien, Jazz- und Blasmusik-Klassikern für Furore sorgten. Am Samstagabend begeisterten die beiden Trompeter Stefan Polap und Axel Isen sowie Elmar Bürkle (Horn), Joachim Herr (Posaune) und Markus Gegg (Tuba) sogleich mit einem fulminanten »Get Me To The Church On Time« aus dem berühmten Musical »My Fair Lady«. »Blues And Rag« verschmolz auf elegante Art die beiden Musikstile und gefiel besonders durch vertrackte Rhythmen und virtuose Soli. Auch einer traditionellen Polka verlieh das Ensemble um Stefan Polap einen variantenreichen jazzigen Anstrich. Die Instrumentalversion von »Music Was My First Love …« – der orchestrale Evergreen von John Miles – riss das Publikum förmlich von den Stühlen: pulsierende Rhythmen, rasant wechselnde Melodieführungen und eine spürbare Spielfreude der fünf Musiker. Ein Höhepunkt des Abends.
Schlageroldies im Chorgewand
Von der Hochstimmung im Saal ließen sich die Sängerinnen und Sänger des »Frohsinn« offenbar anstecken, denn mit Stimmkraft, aber auch Sensibilität und einer Prise Humor im Vortrag gaben sie den »Kriminaltango« zum Besten. Dass Dirigentin Tatjana Krause die Gabe hat, immer wieder interessante Sujets zu finden, ist hinlänglich bekannt. Auch diesmal ist es geglückt, beliebte Schlageroldies in ein passendes Chorgewand zu stecken. Und das Publikum ging mit, als die Udo Jürgens-Klassiker »Griechischer Wein« und »Mit 66 Jahren« die ganz großen Gefühle vieler Hörer eindrücklich ansprachen. Da kam selbst Wolfgang Taxacher, der mit charmantem rheinischen Humor und etlichen Kalauern wortreich durchs Programm führte, vor Staunen nur ein kurzer Kommentar über die Lippen: »Was für großartige Stimmen!« Das fröhliche »Küsse von dir«, die deutsche Version des englischen Pop-Hits vom ESC anno 1976, brachte etwas Beruhigung, bevor die »Schwarzwaldmarie Brass(erie)« die Stimmung wieder anheizte.
Denn nach dem swingenden »Happy Music« des unvergessenen James Last zog das Quintett mit einem klanglich vielschichtigen und mit Verve musizierten »Birdland« der Jazz-Ikone Joe Zawinul das im Takt mit den Fingern schnippende Publikum gänzlich in den Bann. Ebenso fesselnd interpretiert war »Böhmischer Traum«, der bei den Zuhörern tosenden Beifall erntete. Die Rufe nach einer Zugabe verstummten erst, als die Musiker ihre Instrumente noch einmal zur Hand nahmen.
Einfühlsame Frauen- und Männerstimmen
Mit spanischem Temperament überraschte der »Frohsinn« die Gäste im KuVz bei »Flamenco«, während die Ohrwurmmelodie der vom Piano (A. Sieferle) getragenen und mit sanfter Percussion (A. Bührer) untermalten Ballade »You Raise Me Up« von den einfühlsamen Frauen- und Männerstimmen perfekt intoniert wurde und das Publikum gleichsam verzauberte. Eine Interpretationskultur, die von harter Probenarbeit zeugt und für die auch Chorleiterin Tatjana Krause verantwortlich zeichnet. Sie weiß, wie und wann man welches gestalterische Mittel optimal nutzen kann und wie man die Choristen zu einem musikalischen Korpus mit Ausdruckskraft formt. Das stellten die anspruchsvollen Songs aus den Kult-Musicals »Hello Dolly« und »Mary Poppins« unter Beweis. Der Titel »Supercalifragilisticexpialigetisch« scheint inzwischen zum geflügelten Wort geworden zu sein, denn auch im Zeller Publikum konnten viele text- und intonationssicher mitsingen. Nicht nur ein Heidenspaß, sondern vielleicht auch ein bedeutender Gedanke, den uns das »Frohsinn«- Jahreskonzert mit auf den Weg gegeben hat: In dieser Zeit fortwährender Katastrophenmeldungen haben wir die Wahl, in Impressionen der Musik und Poesie einzutauchen. Passend dazu sang der Chor zum Abschluss des Abends das beseelte »Doswidanja (heißt Auf Wiedersehen)«.
Falk Polap dankte allen Beteiligten, die zum Gelingen des Konzertabends beigetragen, für die Technik und die Bewirtung gesorgt hatten. Dank erging auch an die Zeller Banken und Geschäfte für die Spenden zur Tombola.