An vielen Orten, so auch in Zell-Neuhausen, hat der Aprilfrost die diesjährige Apfelernte vernichtet. Wer nun geglaubt hatte, dass die Neuhauser das Mostfest auf dem Kanzleiplatz in diesem Jahr absagen, hatte sich getäuscht. Schließlich stand die 11. Wiederkehr des Ereignisses an.
Eine Schnapszahl lässt sich eine Fasendgemeinschaft nicht entgehen. Man hörte sich in der Region um und fand in Ortenberg einen Obstbauer, dessen Anlage von der frostigen Kälte verschont geblieben war.
Die rotbackigen Früchte wurden unter den Augen der interessierten Marktbesucher zunächst in einem Bottich gewaschen. Kinder, die den Apfelsaft nur vom Supermarkt kennen, standen besonders neugierig um die hantierenden Mostbueben herum. Sie durften beim Waschen auch mit Hand anlegen. Danach kamen die Äpfel in die Mühle und im Anschluss in die Trotte. Jetzt war die Muskelkraft der jungen Freizeitbauern gefragt. Zwar hätte eine hydraulische Presse noch mehr aus dem Mahlgut herausgeholt, aber das Ergebnis wäre dann nicht so süß und fruchtig ausgefallen.
Am Mark-Stand neben der Trotte schenkten die Mostmaidle den frisch gepressten Saft an die Besucher aus oder füllten ihn zum Verkauf in Flaschen ab. Die Theke mit den selbstgebackenen Kuchen verlockte, das ein oder andere Stück gleich an einem Stehtisch zu verzehren oder sich für den Nachmittags-Kaffee zuhause einpacken zu lassen.
Die »selbstgemachte« Musik von Heinz Hug (Akkordeon) und seiner Frau Gisela (Gesang) lud zum Verweilen ein. Der Titel des Duos, »Blue Sky«, fügte sich in diesem Jahr passend zum goldenen Oktoberwetter. Auch die übrigen Anbieter auf dem »Städtlemarkt« profitierten vom schönen Wetter und dem bäuerlichen Brauch der Neuhuser.