Am Montag lud der Gemeinderat zu einer Sonder-»Sitzung«. Bei einer Exkursion in den Stadtwald wurde darüber gesprochen, wie es mit dem Forst in den nächsten zehn Jahren weitergeht.






In der anschließenden Sitzung im Rathaussaal wurde das Forsteinrichtungswerk für den Zeitraum 2017 bis 2026 einstimmig beschlossen. Es sieht vor, insgesamt 64.000 Festmeter Holz zu ernten, das in der Hauptmasse aus dem starken Altholz kommen soll. Damit bewegt sich die Ernte im Bereich des Zuwachses. Ein weiterer Vorratsaufbau ist nicht vorgesehen. Wo Neuanpflanzungen geplant sind, sollen Douglasien und Eichen gepflanzt werden, die – wie es bereits die Vorgängergenerationen im Zeller Stadtwald gemacht haben – früh und gut gepflegt werden sollen. Zudem soll der Wald in seiner funktionellen Vielfalt erhalten werden: Seine Bodenschutz- und touristische Erholungsfunktion sind im Beschlusswerk verankert.
Der Stadtwald erstreckt sich auf knapp 600 Hektar, wovon 566 Hektar als Holzbodenfläche genutzt werden. Er ist zu 75 Prozent als Erholungswald ausgewiesen.
Es sind 22 verschiedene Baumarten zu finden
Basis für die Entscheidung war eine aktuelle Stichproben-Inventur, die der Landesbetrieb Forst BW im Auftrag der Stadt durchgeführt hatte. Es war bereits die dritte Wiederholungsinventur, so dass sich aus ihr gut die Entwicklung in den städtischen Wäldern ablesen lässt. Sie hatte ergeben, dass auf fast allen 155 erfassten Teilflächen ein standortgerechter Mischbestand vorzufinden ist. Fast 70 Prozent der Flächen werden von Baumarten der Naturwaldgesellschaft belegt. Das sei ein gutes Stabilitätszeichen für den Gesamtwald, erläuterte Willy Nain vom Landesbetrieb Forst BW dem Gemeinderat bei der Waldbegehung am Eckwald-Pavillon. 22 verschiedene Baumarten sind zu finden. Aufgrund der tiefgründigen Böden sei viel Tanne im Bestand, was sich günstig auf die Einkommenssituation auswirke. 41 Prozent der Fläche seien beste Standorte, die weit über dem Durchschnitt lägen. Betrachte man die Alterslagerung, gäbe es große Bestände in einem Alter von 61 bis 120 Jahren. Damit ist der Zeller Stadtwald ein Vorratswald. Unter den alten, großen Bäumen wächst der Wald via Naturverjüngung auf gut 50 Prozent der älteren Waldflächen bereits heran. Doch es gäbe auch relativ viel dickes Weißtannen-Holz, das an Wert verliert, wenn es noch lange weiterwachsen darf. »Die momentane Situation in Zell ist sehr positiv«, bestätigte auch Forstbezirksleiter Joachim Hass. Eine 10-Jahres-Periode wie die abgelaufene ohne große Naturkatastrophen habe es in den letzten 50 Jahren nicht gegeben.
Und so kann sich dann auch das finanzielle Ergebnis sehen lassen. Mit 53 Prozent Umsatzrendite gehört der Zeller Stadtwald zu den Spitzenbetrieben im Ortenaukreis: In den vergangenen fünf Jahren stehen 52 Euro Einnahmen je Festmeter Einschlag nur 20 Euro Ausgaben gegenüber.
Insel-Pflanzungen in der Naturverjüngung
Im Bestand nahe des Eckwald-Pavillons erläuterte Revierförster Klaus Pfundstein anhand eines Beispiels die Waldbau-Strategie, die im Stadtwald verfolgt wird. An der besichtigten Stelle wurden einige Eichen als Insel zwischen die natürlich nachwachsenden Tannen gepflanzt. Das sei relativ kostengünstig, weil nur wenig Setzlinge zugekauft werden müssen. Die noch jungen Eichen werden nun regelmäßig gepflegt. Ein Stamm der Eichen-Insel, dessen Potenzial für die Zukunft am höchsten eingeschätzt wird, hat bereits ein rotes Band bekommen und wird bei Pflegeeingriffen und Durchforstungen besonders pfleglich behandelt. Dass es nach den Durchforstungen im Stadtwald manchmal etwas »wild« aussehe, sei Teil des Konzepts. Das Holz bleibt oft liegen und wird so in den
natürlichen Nährstoffkreislauf zurückgeführt.
Einige Meter weiter konnten die Teilnehmer der Exkursion in Augenschein nehmen, wie die Naturverjüngung nach einem Sturmschaden funktioniert. Es hatten sich dichte Bestände von jungen Bäumen unter dem Altbestand gebildet. Ein großer Vorteil des derart nachwachsenden Waldes sei, so die Forstexperten, dass die einzelnen Bäume aufgrund der diffusen Lichtverhältnisse trotz gleichen Alters unterschiedlich schnell heranwachsen und man so einzelne Bäume aus dem Bestand ernten kann. Eine Verjüngung freizustellen sei nicht gut, denn dann würde die Konkurrenzsituation befeuert. Die Hiebreife, so lernten die Anwesenden außerdem, hängt nicht am Alter, sondern am Durchmesser. Über 50 Zentimeter starkes Holz solle bewusst genutzt werden, um es nicht überdick werden zu lassen.
Willy Nain verwies auf die Bedeutung der Schlagpflege für die nachhaltige Waldwirtschaft. Bäume, die nach einem Hieb beschädigt sind, müssen gepflegt werden und die, die für die nächste Generation nichts taugen, müssen zur gegebenen Zeit entfernt werden.