In den Storchennestern von Zell und Biberach wächst derzeit eine neue Generation von Weißstörchen heran. Nicht alle der geschlüpften Jungtiere haben die letzten Tage überlebt. Wenn es zu keinen weiteren Verlusten mehr kommt, können voraussichtlich am Freitag, 9. Juni, insgesamt sieben Jungstörche beringt werden.


»Dass alle Jungstörche überleben ist selten«, weiß der Biberacher »Storchenvater« Franz Trautwein von der Lokalen Agenda Umwelt, der regelmäßig mit seinem Spektiv die Nester beobachtet. Jungtiere, die etwas früher geschlüpft und deshalb stärker entwickelt sind, kommen schneller an das Futter und wachsen besser heran. Längere Regenperioden können dazu führen, dass die Jungstörche in den Nestern ertrinken oder an Unterkühlung sterben. »In diesem Jahr sieht es recht gut aus«, spricht Franz Trautwein von einem »normalen Storchenjahr«.
Jungstorch ist aus dem Nest gefallen
Im Nest auf dem Storchenturm hat Franz Trautwein einen heranwachsenden Jungstorch ausgemacht. Im Nest auf dem Zeller Rathausgiebel sind ursprünglich zwei Junge geschlüpft. Eines davon ist am Samstag, 13. Mai, aus dem Nest gefallen. Die Störche, die auf dem Kamin der Alten Kanzlei das inzwischen dritte Nest im Zeller Stadtkern gebaut haben, sind Jungtiere und haben noch kein Gelege im Nest. Erst im Alter von zwei bis drei Jahren werden die Tiere geschlechtsreif, weiß der Biberacher Storchenexperte.
Die Herkunft der Zeller Storcheneltern ist nur teilweise bekannt. Das Vatertier auf dem Rathaus hatte letztes Jahr auf dem Rundofenkamin gebrütet. Das Weibchen wurde 2014 auf einem Nest in Teningen beringt. Vier Tiere sind unberingt und können deshalb nicht weiter identifiziert werden.
In die Schweiz und nach Spanien geflogen
In den Storchennestern auf dem Rietsche-Kamin und in Fröschbach sind jeweils vier Jungtiere geschlüpft. Von den vier im Dorf leben noch drei, in Fröschbach sind es nur noch zwei. Die Futtersituation sei insgesamt gut, stellt Trautwein fest und sieht gute Überlebenschancen für den Nachwuchs. Würmer und Heuschrecken aber auch Mäuse oder Blindschleichen stehen auf ihrem Speisezettel. Sehr viele Weißstörche fliegen ins Tal, viele von ihnen kommen aus dem nahen Elsass. Auch der Biberacher Storchenvater »Daddy Otto« auf dem Rietsche-Kamin ist ein Elsässer.
Die Ringnummern ermöglichen den Vogelkundlern, die Herkunft der Tiere und deren Alter zu bestimmen. Störche haben eine Lebensdauer von rund 15 Jahren. Es gibt sogar Vögel, deren Lebensalter mit 30 Jahren bekannt ist. Deshalb weiß Franz Trautwein auch, dass der Jungstorch, für den Bürgermeisterin Daniela Paletta die Namenspatenschaft übernommen hat, später in der Schweiz in Zürich gesichtet wurde. Das »Storchenkind« von Gemeinderätin Marita Echle ist sogar bis in ein Dorf nach Spanien geflogen.
Beringung und Namensaktion
Anfang Juni sollen nun die diesjährigen Jungstörche im Harmersbach- und Kinzigtal beringt werden. Voraussichtlich am Donnerstag, 8. Juni, werden die Störche, die in 60 Metern Höhe auf dem Horst auf dem Kirchturm von »St. Arbogast« herangewachsen sind, mit einer Kennnummer versehen. Am Freitag, 9. Juni, sollen dann die Tiere in Zell a. H., Biberach und Steinach beringt werden. Geleitet wird die Aktion von Gérard Mercier, dem Vorsitzenden des Naturschutzbundes Kehl (NABU). Und natürlich ist auch der Einsatz der Drehleiter der Zeller Feuerwehr notwendig, um an die hochgelegenen Nistplätze zu kommen.
In Biberach ruft die Gemeinde gemeinsam mit der Umweltgruppe »Lokale Agenda« dazu auf, den Tieren einen Namen zu geben. Die Übernahme einer Patenschaft ist kostet – wie im richtigen Leben – Geld und ist mit einer Spende für Umweltprojekte verbunden.