So viel schon jetzt: Jede Kostümschöpfung ein echtes Kunstwerk. Drei Gruppenmasken und eine Einzelmaske präsentierten am Fasendmontag im Gasthaus »Adler«, Restaurant »Bräukeller« und Kulturzentrum »Obere Fabrik« ihre Schöpfungen. Die Prämierung »Preismaske 2017« verlieh das Publikum der Gruppe »Närrische Kunstwege«, die im Schauspiel die »Wege des Herrn« und die »Kunstwege« inszenierten.
Die Erzählerstimme sprang an den Anfang aller Dinge, als »Gott die Fasend schuf«. Künstler Lugi, von Gott beauftragt, stieg im seiden-grauen Sakko mit weißer Mozartperücke und silberner Krone auf die Bühne und begann sein erstes Werk: Eine Krake mit großem Kopf, weißen Fangarmen und bunten Noppen. Das lustige Tierchen, dessen Augen nur für den Storchenturm leuchteten, kuschelte sich an das Zeller Wahrzeichen – was für ein Bild!
Luigis zweites Werk: Ein Silberstreif am Horizont oder vielleicht das Narro der Zukunft? Breite, silberne Folienstreifen haben die Kostümbildner zu Tausenden um den Narro geschlungen. Die Silber-Bändele flogen und wippten bei jedem Sprung wie Zotteln, dazu leuchtete das übergroße Knicklicht wie eine bunte Disco-Kugel.
Nach diesen zwei Meisterwerken zeigte sich der Gott der Preismasken schon sehr zufrieden mit seinem Künstler und schickte weitere Zutaten. Was das wohl für Zutaten sind? Natürlich! An einer mannshohen Fasend-Litfaßsäule waren sie alle angebracht: Die vier Dekore der Zeller Narros, ein Bild von jedem Narrenrat, die Wappen der Fasendsgemeinschaften und zwei Holzmasken.
Gott merkte – dem das kreative Schaffen gefiel – dass viele weitere Hände gebraucht werden und schickte futuristische Künstler: Wie Mr. Spock oder die Space-Cowboys von Bully Herbig sahen diese aus. Mit ihren Raumschiff-Tonnen kamen sie auf die Fasendsbühne. »Gott sah, dass es gut war« und stellte sein Werk unter einen guten Stern, so dass die Fasend wächst und gedeiht bis in alle Ewigkeit.
Zeller Fasend-Express
Zeitsprung in die Zukunft: Man schreibt das Jahr 2027. Sehr zur Freude der Zeller Talgemeinschaft werde die direkte Verbindungsstraße in den Hombe nie fertig gestellt. »Zell Ost« und das »gelobte Land« seien nur zur fünften Jahreszeit verbunden. So das Szenario oder der Wunschgedanke der Zeller Gemeinschaftsführer für das neue Verkehrskonzept.
Und schon rollte die schwarze Dampflock der Preismaskengruppe am Bahnhof »Lindenbrugg« ein und zog zwei grüne Wagons hinter sich ins Gleis. Ein »Fasend-Express«, eingerichtet um die Bürger aus »Zell Ost« ins »gelobte Land« zu bringen.
»Einsteigen nur mit gültigem Fahrausweis«, gestattete der Zugbegleiter – elegant gekleidet in dunkelblauer Uniform mit roter Schaffnermütze und Weisungskelle. Als »gültige« Fahrausweise sind ihm Naturalien in flüssiger Form am liebsten. »Vorsicht am Bahngleis, der Zug fährt ab!« rief er und die lebensgroße Bahnschranke senkte sich im Takt des Warnsignals.
Die Wagons ruckelten, erst ausladend dann immer beschwingter, auf der Preismaskenbühne. »Nächster Halt: Ochsenmühle! Einstieg nur mit gültiger Bretschel!«, fordert der Schaffner am zweiten Halt. Dritter Halt »THW-Gedächtnis-Brücke«. Dort gestattet der Narren-Express auch grünen Gesichtern die Mitfahrt ins »gelobte Land« – dem die Zeller Narros dann winkend gemeinsam mit der Eckwaldhexe im Jahr 2027 entgegen tuckerten.
Der Eckwaldpuper
In die Jahrzehnte, als noch von Geistern und Schreckgestalten erzählt wurde, trug Daniel Ernst sein Publikum. Er hat das Abbild des »Eckwaldpupers« für den Preismaskenball geschaffen. Dunkle Cordhose, kariertes Hemd, Wurzelstock, schwarze Mütze und Strohschuhe bildeten das Kostüm zum freundlichen Gesicht der Holzmaske mit buschigen Augenbrauen und langem Schnauzbart … Ach wie tragisch dazu die Sagenerzählung, gesprochen von Eckbäuerin Anna Riehle.
Wie schlecht der eigene Streich für den Eckwaldpuper ausgehen musste. Nun wandert er umher und erschreckt mit seinem »Pupen« die Wanderer.
Das verrückte Wetterhäusle
Die dritte Preismaskengruppe reiste mit den Zuschauern durch die Jahreszeiten: Nicht nur Sonne und Regen kann das besondere Wetterhäusle vorhersagen, auch die fünfte Jahreszeit vergisst mit diesem Hygrometer kein Zeller mehr.
Vogelgezwitscher und Frühlingsmelodien kündigten Sonne und trockenes Wetter an und die hübsche Sonnenwächterin Esther Kalmring stellte sich auf der Fasendsbühne vor das Häusle. Ihr Kostüm aus purem Sonnenschein: auf dem Kopf eine goldene Krone, im Gesicht ein schimmernder Teint, 1000 Pailletten glitzerten vom Oberteil und aus Sonnenstrahlen hatte sie ihren Ballerina Rock gemacht. Goldene Chucks sorgten für ein bisschen Bodenständigkeit.
Bei Niederschlag und Feuchtigkeit stellte sich Regenwächterin Pia Spicker vor das Wetterhäusle, um unter dem »Konfetti des Himmels« singen und tanzen zu können. Die Fäden des Regens hat sie zum langen blauen Kleid verbunden, ihr Haare waren gelegt wie weiße Schäfchenwolken, auf den Schultern glitzerte der Nebel und an den Füßen ein Farbtupfer: quietsch-grüne Gummistiefel.
Doch wie nun der Geist der Fasend vorhergesagt wird? Das bleibt dem Wetterhäusle sein besonderes Geheimnis. Ob es aber nun regnet, stürmt, schneit oder die Sonne lacht: Steht die Botin der Fasend, Margarete Kalmring, im Vier-Narren-Kleid mit Dreispitz, wie der der Narrenobersten, vor dem Häusle, haben alle ihre Freude.
Masken- und Kostümbildner:
Närrische Kunstwege: Wolfgang Bnöcke, Reiner Kuderer, Benjamin Lehmann, Eckhard Misof, Steffi Muser, Clemens Schilli, Philipp Schilli, Hans-Jürgen Sommer
Zeller Fasend-Express: Ester-Pia Furtwengler-Bischler, Rolf Herr, Stefan Huber, Martin Isenmann, Klaus Kienzle, Olaf Krieg, Michael Mietzner
Das verrückte Haus: Esther und Margarete Kalmring, Pia Spicker
Der Eckwaldpuper: Daniel Ernst










































