Die ganze Zeller Bevölkerung freut sich, dass auf dem Storchenturm und auf dem Rathausgiebel jetzt schon zwei Weißstorchpaare das Städtle zu ihrem Wohnsitz und ihrer Kinderstube erkoren haben. Dies wird am morgigen Samstag, 1. April 2017, ab 10 Uhr mit einem großen Storchenfest auf dem Kanzleiplatz gefeiert.




Bekanntlich verlief die Wohnungssuche der Storchenpaare vor wenigen Wochen höchst unterschiedlich. Die Störche auf dem Storchenturm konnten sich sozusagen ins gemachte Nest setzen. Die Mitarbeiter des Betriebshofs hatten das alte Nest entfernt und einen nagelneuen Nistkorb installiert. Anders beim Kamin des Rundofens, wo die Störche eine kegelförmige Metallhaube vorfanden. »Nisten unerwünscht« lautete hier die Devise, denn bekanntlich hat die Stadt Zell mit dem Denkmalgebäude andere Pläne als eine Kinderstube für Störche.
Allerdings, zwei Storchenpaare fanden die Zeller Altstadt dennoch attraktiv, um sich hier niederzulassen. Das eine Paar richtet es sich gemütlich auf dem Storchenturm ein, das andere Paar erwies sich als kühne Baumeister und hat sich auf dem Rathaus »eingemietet«. Beide Zeller Storchenpaare sind übrigens unberingt und damit unbekannter Herkunft. Das beringte Storchenpaar vom Rundofen hat sich in diesem Jahr in Steinach niedergelassen.
Futter und Nistmaterial mitbringen
»Wenn das so weitergeht, wird Zell zum Storchenstädtle«, zeigt sich Bürgermeister Günter Pfundstein vom Zuzug beeindruckt. Und auch Maria Hättich, Leiterin der Stadtmarketingabteilung, berichtet von täglichen Anrufen glücklicher Naturliebhaber. So war schnell die Idee zum 1. Zeller Storchenfest geboren, das morgen auf dem Kanzleiplatz stattfindet.
Die BUND-Mitgliedergruppe wird mit einem Info-Stand vertreten sein und über den Storch informieren. Der Zeller Storchenvater Karl-Heinz Schmieder und sein Biberacher Kollege Franz Trautwein werden natürlich ebenfalls vor Ort sein und mit ihrem Spektiv die Besucher dazu einladen, die nistenden Störche ganz nah zu beobachten.
Gleichzeitig sind die Besucher dazu aufgerufen, Futter und Nistmaterial für die Störche mit auf den Kanzleiplatz zu bringen. Käfer und Kleingetier werden ebenso benötigt wie Kleinholz. »Durch die Zunahme der Storchenpopulation wird das Futterangebot zunehmend knapp«, informiert Angelika Kalmbach-Ruf von der BUND-Mitgliedergruppe Kinzigtal, die ja bekanntlich ebenfalls im Harmersbachtal landen möchte.
Mahnende Töne kommen von der Unteren Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Freiburg. Dass Störche im Frühling im Städtle auf einem verschlossenen Nest sitzen, dürfe so nicht mehr vorkommen. Deshalb wurden die Zeller Stadtväter dazu verpflichtet, fürs nächste Jahr weitere Storchennester auf den Dächern Zells vorzubereiten.
Die Vorbereitungen für neue Nisthilfen werden bereits morgen getroffen. Unter der Anleitung erfahrener Vogelkundler werden neue Nester geflochten. Das macht sicherlich vor allem den Kindern viel Spaß. Außerdem hat die Tourist-Info einen Malwettbewerb vorbereitet, bei dem es als Hauptpreis einen Rundflug übers Städtle zu gewinnen gibt.
Der Storch wird zum neuen Wappentier
Derweil sind sich der Arbeitskreis Stadtmarketing und Bürgermeister Pfundstein einig, dass die Stadt Zell ein neues Wappentier erhalten wird. »Reichsadler war gestern, Weißstorch ist morgen«, gibt das Stadtoberhaupt die klare Marschrichtung vor. Erste Entwürfe des neuen Logos werden ebenfalls am Samstag, beim Storchenfest, präsentiert.
Für verliebte Paare soll Zell am Harmersbach zukünftig das neue Mekka werden. »In Zell a. H. werden sie vom Storch gebissen. Hier wird ihr Kinderwunsch wahr«. lautet der neue Werbeslogan der Stadt auf den einschlägigen Dating-Plattformen. Auch hierzu gibt es morgen einen Wettbewerb: Verliebte Paare, die am schönsten »Klappern«, können einen dreitägigen Freiaufenthalt in der Ferienregion Mittlerer Schwarzwald Gengenbach-Harmersbachtal gewinnen.
Zeller Zimmervermieter werden schon in Kürze erste »Liebesnester« anbieten. Auch Geschäftsführer Müller und das Team der Zeller Keramik werden neben der Hahn-und-Henne-Serie nun auch das Storchen-Paar auf Tassen und Teller zaubern.
Über ein nicht zu unterschätzendes »Abfallprodukt« dürfen sich derweil Gärtner und Landwirte freuen. Seit die Störche auf dem Rathausgiebel nisten, sind die Mitarbeiter des Betriebshofs regelmäßig damit beschäftig, Kot und herunterfallende Äste in der Rathausgasse zu entfernen. Der von den Stadtarbeitern eingesammelte, hochwertige, natürliche Dünger wird morgen beim Städtlemarkt erstmals in handlichen 2,5-Kilo-Beuteln verkauft. Er ist sehr mineralstoffhaltig und eignet sich vor allem zum Einsatz in kleineren Schrebergärten. »Mit den Einnahmen werden wir weitere Projekte zur Ansiedlung des Weißstorchs finanzieren«, verspricht Bürgermeister Günter Pfundstein und lädt ein: »Wir sehen uns morgen ab 10 Uhr beim Storchenfest auf dem Kanzleiplatz!«