Der Glockenstuhl der Zeller Pfarrkirche ist in die Jahre gekommen. Beim Läuten der Glocken schwingt der Unterbau mit und hat im Laufe der Jahre an Stabilität verloren. Unterbau und die Trägerkonstruktion der Glocken müssen erneuert werden.



Architekt Michael Wieseler vom erzbischöflichen Bauamt in Freiburg ist für die Runderneuerung des Glockenstuhls verantwortlich. In einem Pressegespräch erläuterte er die umfangreichen Sanierungsarbeiten, die in zwei Bauabschnitte eingeteilt sind. Im 1. Bauabschnitt finden zurzeit die Schreinerarbeiten der Fa. Klaus Lehmann, Oberharmersbach, statt. Der 2. Bauabschnitt beginnt Mitte Mai; dann wird die Trägerkonstruktion der Glockenaufhängung erneuert.
Fünf Glocken auf zwei Etagen
Die Pfarrkirche hat einen quadratischen Glockenturm, in dem auf zwei Etagen insgesamt fünf Glocken hängen. Glocke 1 und 2 hängen auf der ersten Etage. Über der Glocke 2 hängt die Glocke 3, und über der Glocke 1 hängen die Glocken 4 und 5 hintereinander. Die Stahlkonstruktion, an der die Glocken aufgehängt sind, ist stark verrostet. Sie wurde in den 50er Jahren in den Turm eingebaut, ist folglich ca. 65 Jahre alt. Durch das ständige Schwingen der Glocken ist die Trägerkonstruktion großer Belastung ausgesetzt.
Architekt Wieseler erläuterte, dass bei einer Inspektion durch eine Fachfirma die Messung der dynamischen Schwingungen erfolgt ist. Das Messergebnis zeigte, das sich der hölzerne Unterbau des Glockenstuhls beim Einzel- aber auch beim Plenumläuten so erheblich bewegt, dass die Bewegungen an die Trägerkonstruktion weitergeleitet werden. Außerdem werden die Vibrationen auf das Turmaußenmauerwerk übertragen, das nur aus einfachem Mörtelsteinen besteht. Aus statischen Gründen muss der Unterbau so in Stand gesetzt werden, dass er durch ausreichende Stabilität gegen die Schwingungen der Glocken gesichert ist.
Gefahr eines Ermüdungsbruchs
Für die Stahlträgerkonstruktion besteht die Gefahr eines Ermüdungsbruchs. Die Glocken hängen an Stahlprofilen, der Fachmann spricht hier von Jochen. Die Joche müssen vollständig erneuert werden. Dazu werden die Glocken abgehängt und neue Joche eingebaut. Die neue Trägerkonstruktion wird aus dem Baumaterial Holz angefertigt. »Wenn Holzjoche einen Riss bekommen, kann man dies besser erkennen als bei Stahl«, erläuterte Architekt Wieseler. »Aber für die nächsten 30 bis 40 Jahre ist der Glockenstuhl dann gesichert«.
Erneuert werden auch die Fensterverkleidungen im Turmaußenmauerwerk, die sogenannten Schalläden. Sie haben den Zweck, einerseits die Glockenstuhlkonstruktion und die Elektroinstallation vor Feuchtigkeit von außen zu schützen. Andererseits wird die Läutelautstärke der Glocken durch die Schallläden nach draußen hin vermindert.
Investition in die Glockentechnik
Investiert wird auch in die Glockentechnik; die Steuerung der Glocken wird in Stand gesetzt und die fünf Klöppel der Glocken durch neue Klöppel ersetzt. Die Fa. Schneider Turmuhren und Glockentechnik aus Schonach wird die Erneuerung der Glockenjoche und die technischen Arbeiten ausführen.
Die Elektroarbeiten werden von Elektriker Heiner Krämer ausgeführt, der als Hausmeister bei der Kirchengemeinde tätig ist. Dadurch können Handwerkerkosten gespart werden.
Das Kostenvolumen der Runderneuerung des Glockenstuhls beträgt 125.000 Euro. Die katholische Kirchengemeinde erhält einen Zuschuss von 41.500 Euro aus dem Ausgleichsstock der Erzdiözese Freiburg. Weitere 41.500 Euro werden aus Rücklagen der Kirchengemeinde entnommen. Für die übrigen 42.000 Euro nimmt die Gemeinde ein Darlehen bei einem Geldinstitut der Erzdiözese auf.
Baustelle im Glockenturm
Zurzeit hat die Fa. Klaus Lehmann, Oberharmersbach, im Glockenstuhl eine Baustelle errichtet. Die Firma schafft die Voraussetzungen, damit die Nachfolgearbeiten im Kirchturm gefahrlos erledigt werden können. Mitarbeiter Benjamin Schätzle erläuterte die Schreinerarbeiten: »Auf den drei Ebenen wenden die Zwischenböden (der Unterbau) erneuert. An den Treppen werden Geländer in der vorgeschriebenen Höhe von einem Meter angebracht und defekte Treppenstufen erneuert.« Ihre Arbeitsweise ist dem hohen und schmalen Kirchturm angepasst. »Wir müssen uns hochschaffen, unten fangen wir an und dann geht es etagenweise nach oben.«
Mittels eines Lastenaufzugs kann das Arbeitsmaterial auf die untere Ebene transportiert werden, danach muss alles über die steilen Treppen manuell hochgetragen werden. Auf dem Dachboden der Kirche konnte die Fa. Lehmann eine kleine Werkstatt mit Werkbank und Platz für Holz und Werkzeuge errichten.
Der Glockenschlag ertönt im viertelstündlichen Rhythmus. Aus Gründen des Gehörschutzes stellen die Arbeiter den Glockenschlag zur vollen Stunde ab. Der Hauptschalter befindet sich auf der oberen Ebene. Zu den Gottesdienstzeiten und zu Beerdigungen sind die Glocken angestellt. Die Bauarbeiten im Glockenstuhl dauern bis zum Juni.
Wissenswertes zu den Glocken
Im Glockenturm der Pfarrkirche hängen 5 Glocken aus Bronze aus dem Baujahr 1950. Sie wiegen 1941 kg, 1082 kg, 726 kg, 502 kg und 273 kg. Sie klingen in den Tönen c, es, f, g und b.