Generalkonsul Wolfgang Mössinger:

»Die Ukraine braucht die deutsche Unterstützung auf ihrem Weg zu einer westlichen Demokratie«

Ein Krisengebiet mitten in Europa – Täglich sterben noch Soldaten und Zivilisten

Seit September 2015 ist der Dienstort von Generalkonsul Wolfgang Mössinger das Konsulat Donezk in der Ostukraine. Da die Stadt mitten im umkämpften Separatistengebiet liegt, wurde der Dienstort in die Stadt Dnipro verlegt. Aber auch dort, 250 Kilometer von der Kontaktlinie entfernt, ist der Krieg spürbar. Bei vielen Hilfsprojekten bietet der deutsche Staat der Ukraine seine Unterstützung an. Ein wichtiger Teil von Wolfgang Mössingers Arbeit vor Ort ist es, die Projekte einzuleiten und zu begleiten.

Zurzeit verbringt Wolfgang Mössinger seinen Weih­nachtsurlaub gemeinsam mit seiner Frau Mairéad und seinen beiden Töchtern Hannah und Kira in seiner Heimatstadt. »Uns geht es gut«, meldet der Zeller Generalkonsul und genießt die freien Tage. Mit Freude erfüllt die Familie der erfolgreiche Studienabschluss von Tochter Kira, für Tochter Hannah steht der Abschluss ihres Masterstudiums im kommenden Frühjahr bevor.

»Die Lage in der Ukraine ist weniger erfreulich«, lenkt Wolfgang Mössinger den Blick vom privaten Glück über zu seinem Gastland Ukraine. Dort hat sich die Lage in den letzten Monaten weiter zugespitzt und es wird wieder intensiver an der rund 400 Kilometer langen »Kontaktlinie«, die das Land durchschneidet, zwischen den ukrainischen Streitkräften und den von Russland unterstützten Separatisten gekämpft. Noch immer sterben im Kampfgebiet täglich Soldaten und Zivilisten.

Die Lage in der Ukraine hat sich zugespitzt

Die Bevölkerung in den von den Separatisten beherrschten Gebieten leidet unter der Willkürherrschaft der selbst ernannten »Präsidenten«. All diese »Führer« sind im bürgerlichen Leben gescheiterte Existenzen gewesen und nehmen jetzt, was sie kriegen können. Die Bevölkerung leidet, lässt es aber über sich ergehen, weil ihr die russische Propaganda einhämmert, dass es unter den »ukrainischen Faschisten« noch schlimmer sei.
Es gibt fünf Kontrollstellen zwischen den westlichen und östlichen Landesteilen, die täglich von rund 30.000 Menschen passiert werden. Viele, die aus den Separatistengebieten kommen, versorgen sich mit Lebensmitteln und holen auf den ukrainischen Banken ihre Pensionen oder sonstige Leistungen ab. Auf die andere Seite gehen Menschen, um ihre Verwandten zu besuchen, nach ihren Häusern oder Wohnungen zu sehen. Alle laufen Gefahr, an den Kontrollstellen in Schusswechsel zu geraten. Ausweichen ist nicht möglich, da das Gelände neben den Straßen vermint ist.

Der Außenminister und die First Lady waren zu Gast

Vor diesem Hintergrund verrichtet Generalkonsul Mössinger in der 250 Kilometer entfernten Stadt Dnipro seine Arbeit. Dazu hat er im Jahr 2016 rund 40 Dienstreisen unternommen, 120 Mal öffentlich geredet oder Interviews gegeben und viele Besucher aus Deutschland herumgeführt. In ihrer Funktion als Schirmherrin von Unicef Deutschland besuchte Dani­ela Schadt, die Lebenspartnerin von Bundespräsident Gauck, die Ukraine. Den Besuch des deutschen Außenministers Frank-Walter Steinmeier und seiner hochrangigen Delegation im umkämpften Gebiet hat Mössinger vorbereitet und im gepanzerten Auto begleitet.
Die Projekte, die vom deutschen Konsulat in der Ukraine vorangetrieben und gefördert werden, erstrecken sich auf soziale, kulturelle und wirtschaftliche Themen. Mit Stolz präsentierte Wolfgang Mössinger einen von ihm und seinen Mitarbeitern erarbeiteten Jahreskalender, der zwölf dieser Aktionen beispielhaft darstellt. Dazu gehört unter anderem die vom Beschuss beschädigte Schule in Donezk, in der vertieft Deutsch gelehrt wird, die wieder repariert wurde. Für alte und kranke Menschen wurde mit deutscher Hilfe von der Caritas in Dnipro ein komplettes Sozialzentrum gebaut und für die ersten drei Jahre werden die Betriebskosten übernommen.

Für einen kleinen Teil der rund 1,5 Millionen Binnenflüchtlinge wurden von Deutschland sieben Containerdörfer für über 3000 Menschen gebaut. Die Menschen suchen Wohnraum und Arbeit – das Land steht damit vor einem Dauerproblem. »Und es nicht absehbar, wann und wie der Konflikt sich löst«, bedauert Wolfgang Mössinger.

Um so wichtiger sei auch die kulturelle Förderung. So hat sein Konsulat unter anderem am 3. Oktober zu einem Nationalfeiertags-Empfang eingeladen, an dem die Mitglieder eines ukrainischen Folkloreensembles in Saporischsja in ihren Trachten die deutsche, die ukrainische und auch die Europa-Hymne gesungen haben. Auf Vermittlung von Wolfgang Mössinger wurde der Schüleraustausch zwischen einem Gymnasium in Oberhausen und in Saporishja nach zwei Jahren wiederbelebt.

»Helfen, nicht meiden«, so Generalkonsul Mössinger sei in der derzeitigen Situation wichtig, auch wenn es auf der ukrainischen Seite noch manch Negatives wie Korruption oder altsowjetisches Denken zu beklagen gebe. Aber dank der Hilfe von außen und mit Unterstützung vieler ukrainischer Organisationen sei es möglich, in der Ukraine europäische Standards, Menschenrechte und eine westlich orientierte Demokratie zu verwirklichen.

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