Am Donnerstag feierte Metzgermeister Horst Wagner seinen 80. Geburtstag. Als besondere Überraschung konnte er den Diamantenen Meisterbrief in Empfang nehmen.
Für diese Ehrung hatte sein früherer Lehrling und langjähriger Mitarbeiter Paul Gutmann gesorgt. Der Fleischermeister selbst hatte vor Kurzem bei der Ehrung verdienter Altmeister durch die Kreishandwerkerschaft Ortenau und die Handwerkskammer Freiburg den Goldenen Meisterbrief erhalten und in diesem Zug auch den Diamanten Meisterbrief für seinen einstigen Ausbildungsmeister beantragt.
»Sie sind Pioniere des Handwerks«, hatte Kreishandwerksmeister Andreas Drotleff den Jubilaren bei der Feierstunde in Offenburg zugerufen. Der Meisterbrief stehe für Qualität und für die Schaffung langfristiger Werte. Als Meister im Handwerk hätten die Geehrten über Jahrzehnte in ihren Unternehmen Verantwortung getragen und Lehrlinge ausgebildet. Die Verleihung der Ehren-Meisterbriefe sei die Würdigung ihres Lebenswerks.
Schwerer Start als Flüchtling
Die Wiege von Horst Wagner stand am 15. Dezember 1936 in Ostpreußen. In den Wirren des zweiten Weltkriegs wurde er zusammen mit seiner Mutter und Schwester aus der Heimat vertrieben, kam zunächst in ein Lager nach Dänemark und später nach Nordrach. »Ich wollte immer Metzger werden«, erinnert sich Horst Wagner an seinen Berufswunsch, aber auch daran, dass er es als Flüchtling nicht einfach hatte, eine Anstellung zu finden.
In der Metzgerei von Karl und Frieda Schwendemann in Zell a. H. fand Horst Wagner schließlich doch eine Lehrstelle und sein Berufswunsch ging in Erfüllung. Als im Jahr 1956 Metzgermeister Karl Schwendemann verstarb, erhielt Horst Wagner von der Handwerkskammer eine Sondergenehmigung, dass er den Betrieb weiterführen durfte.
Im Haus Schwendemann hatte Horst Wagner aber nicht nur eine Anstellung gefunden. Hier lernte er auch die Tochter des Hauses, Ruth Schwendemann kennen, und im Jahr 1959 läuteten für sie die Hochzeitsglocken. Aus ihrer Ehe sind zwei Söhne hervorgegangen.
Für Horst und Ruth Wagner bildeten die Metzgerei und das Ladengeschäft mitten in Zell fortan ihren Lebensmittelpunkt. Aus einem kleinen Handwerksbetrieb formten sie ein mittelständisches Unternehmen, mit bald über 40 Mitarbeitern.
Konsequent ging Horst Wagner seinen beruflichen Weg. Er legte die Meisterprüfung an der 1. bayrischen Fleischerschule in Landshut ab und bildete bald selbst Lehrlinge aus. Einer von ihnen war Paul Gutmann aus Oberentersbach, der bald zu einer Führungskraft im Unternehmen wurde und vor 40 Jahren die Meisterprüfung abgelegt hat. Auch Erna Gutmann arbeitete in der Metzgerei Wagner und führte zusammen mit Ruth Wagner das Ladengeschäft.
»Horst Wagner war ein Lehrmeister mit Biss«, würdigte Paul Gutmann bei der Überreichung des Diamantenen Meisterbriefes. Beständig habe Horst Wagner in neue Gebäude und fortschrittliche Technik investiert. Besonders stolz sei man auf »alle Zertifizierungen« gewesen, wie sie weit und breit keine andere Metzgerei vorweisen konnte. Als dann in der Region die ersten Supermärkte eröffnet wurden, gehörte die Zeller Metzgerei Wagner schon zu den Lieferanten. So konnte der Handwerksbetrieb zu einem stolzen Unternehmen heranwachsen. Da die Familie in ihren Söhnen keine Nachfolger hatte, verkauften sie im Jahr 1999 das Unternehmen an Metzgermeister Martin Burghardt.
Horst und Ruth Wagner bauten sich am Stadteingang ihren Altersruhesitz. Dass die Geburtstagsfeier am Samstag im Kreis der Familie und mit Freunden im Hotel »Sonne« stattfand, kam nicht von ungefähr. Hier hat Horst Wagner früher das verdiente Feierabendbier genossen, am Stammtisch mit anderen Zellern gesellige Stunden verbracht und die Gastfreundschaft der Familie Beck genossen. So gehörten am Samstag auch der frühere Volksbank-Vorstand Wolfgang Joos und Friseurmeister Werner Schwendemann zu den Gästen des geschätzten Handwerksmeisters. Paul und Erna Gutmann überreichten standesgemäß eine »80« aus herzhafter Bratwurst. Allen guten Wünschen schließt sich auch die Lokalzeitung »Schwarzwälder Post« gerne an.