Im Geschäftsstellennetz der Sparkasse Haslach-Zell gibt es im Jahr 2017 gravierende Änderungen. Die drei Geschäftsstellen in Nordrach, Oberharmersbach und Gutach werden geschlossen. Mit dieser Maßnahme reagiert die Sparkasse auf das geänderte Kundenverhalten – ausgelöst durch die Digitalisierung – und gleichzeitig auf wirtschaftliche Zwänge – ausgelöst durch die anhaltende Niedrigzinsphase. Gleichzeitig will die Sparkasse Haslach-Zell die Beratungsqualität ausbauen, um das Unternehmen zukunftsfähig auszurichten.



Bereits seit dem Frühjahr plant die Sparkasse, wie sie sich »in einer stark veränderten Welt« für die Zukunft neu aufstellt. Am Montag hat nun der Verwaltungsrat der Sparkasse, in dem auch die Bürgermeister des Geschäftsgebietes vertreten sind, der Schließung der drei Filialen zugestimmt. »Die Filiale ist heute nicht mehr der ,Dirigent’ der Kunden-Sparkassen-Beziehung, sondern nur ein Vertriebsweg im ,Orchester’ der Kanäle«, betonte Vorstandsvorsitzender Bernd Jacobs bei der gestrigen Bekanntgabe der Entscheidungen. Die Königsdisziplin sei es, alle Kanäle – stationärer Vertrieb, Online, Telefon, Selbstbedienung – gut aufeinander abgestimmt und kostenoptimiert zu vernetzten.
Der Blick auf das sich rasant verändernde Kundenverhalten nahm beim gestrigen Pressegespräch breiten Raum ein. »Die Welt ist deutlich anders als vor 10 Jahren«, stellte Bernd Jacobs mit Blick auf PCs, Tablets und Smartphones fest. Auch die statistischen Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 192 Mal jährlich nimmt der Kunde über Online-Banking Kontakt zu seiner Sparkasse auf, nutzt 120 Mal die SB-Technik, geht 24 Mal jährlich zum Geldautomaten, meldet sich gerade noch zweimal per Telefon und besucht nur noch einmal jährlich eine der Geschäftsstellen zu einem Gespräch.
»Wir verfolgen die Entwicklung schon längere Zeit«, bekräftigte Sparkassen-Vorstand Klaus Minarsch, und Michael Hirt, Leiter des Privatkundengeschäfts, berichtet, dass inzwischen 60 Prozent aller Geschäftsvorfälle online oder mobil getätigt werden. Auf der anderen Seite wurden von den 57 Kundenberatern noch nie so viele Beratungsgespräche wie im Jahr 2016 geführt.
Die Sparkasse Haslach-Zell reagiert darauf, um auf dem Weg zur »Sparkasse 4.0« nichts zu verpassen. Seit Montag steht für die Kunden, die Smartphones nutzen, die App »Kwitt« zur Verfügung, mit der Zahlungen bis zu 30 Euro ohne TAN getätigt werden können. »Die neuen Services sind kinderleicht, werden angenommen und vereinfachen das Leben«, zeigte sich Vorstandsvorsitzender Jacobs sicher.
Beratungscenter werden gestärkt
Der Zeitpunkt der Filialschließungen steht noch nicht genau fest. In Nordrach wird die Sparkasse gemeinsam mit der Volksbank Lahr noch einen Geldautomaten betreiben. Der Standort dafür muss noch gefunden werden. Hier sei man mit Bürgermeister Erhardt im Gespräch.
In der Filiale Oberharmersbach wird die SB-Technik in den jetzigen Räumen weiterbetrieben. Auf Terminabsprache sind dort auch weiterhin Beratungsgespräche möglich.
Die Mitarbeiter der Geschäftsstellen wechseln in die Beratungscenter nach Zell a. H. bzw. Hornberg. In Zell werden die beiden Geschäftsstellenleiter Karl Gallus und Sandra Hoferer den Kunden nach wie vor zur Verfügung stehen. Damit werden die Beratungscenter gestärkt. »Wir decken das Geschäftsgebiet auch weiterhin sehr gut ab«, ist sich die Führungsspitze der Sparkasse Haslach-Zell sicher. Haslach, Zell und Hausach sind Beratungscenter, Geschäftsstellen gibt es in Steinach und Biberach und mit 17 Geldautomaten wird die Bargeldversorgung sichergestellt.
Keine Entlassungen
Zu betriebsbedingten Kündigungen wird es bei der Sparkasse Haslach-Zell trotz der Einschnitte nicht kommen. Allerdings werde »die natürliche Fluktuation« dafür genutzt, um die Zahl der Mitarbeiter nach unten zu senken. Zurzeit beschäftigt das Kreditinstitut 221 Mitarbeiter, darunter zwölf Auszubildende. Sie betreuen insgesamt 33.000 Kunden.
Man sehe beim Personal keinen »Ruck nach unten«, müsse der anhaltenden Niedrigzinsphase aber auch in diesem Segment Rechnung tragen. Letztlich müssten weniger Mitarbeiter die gleiche Leistung bringen wie bisher. Dies könne nur erreicht werden, wenn die Arbeitsprozesse weiter optimiert werden. Die Nähe zum Kunden und den persönlichen Kontakt wolle man aber auf keinen Fall aufgeben. Mit Beratungszeiten von 8 bis 20 Uhr und dem Kunden-Service-Center in Zell, das von 8 bis 19 Uhr erreichbar ist, sieht sich die Sparkasse Haslach-Zell für die Zukunft gut aufgestellt.