Rund 550 Konzertbesucher zählte der Vorstand der Stadtkapelle beim Jahreskonzert in der Ritter von Buß-Halle. Der bevorstehende Abschied von Siegfried Rappenecker zum Ende des Jahres gab Anlass, die musikalischen Highlights der jahrzehntelangen Zusammenarbeit nochmals Revue passieren zu lassen. Das Publikum bedankte sich für das »Feuerwerk« mit stehenden Ovationen.







Den Auftakt bildete der Titel »Norwegian Rondo«. Philip Sparke hat das Stück für die Schweizer Jugendband »Rondo« geschrieben, damit sie es auf ihrer Norwegen-Tour präsentieren kann. Mit derlei Informationen verrieten die Moderatoren Amelie Dreher und Adrian Schmieder etwas über die Hintergründe der Kompositionen. Das erste Stück eignete sich mit seinem forschen Auftakt und seiner anknüpfenden Einführung in eine erhaben-heitere musikalische Landschaft als Ouvertüre zu einem vielseitigen Konzertprogramm.
Bei dem Titel »The Witch and the Saint« (Die Hexe und die Heilige) hat sich Stephen Reinecke vom Abenteuer der menschlichen Seele, die hinter die Realität zu blicken sucht, inspirieren lassen.
Das Orchester arbeitete die Gegensätze von trommelndem Höllendonner und feierlichem Glockenklang in aller Deutlichkeit heraus. Das heitere Spiel der Querflöten führte die Zuhörer auf den Turnierplatz einer mittelalterlichen Welt, in der sich Glaube und Aberglaube in den Haaren lagen. Für die musikalische Umsetzung erntete die Kapelle spontanen Applaus.
Bei »Pepito Grillo« von Ferrer Ferran bewies Nico Armbruster mit der Klarinette sein musikalisches Talent. Scheinbar mühelos meisterte er die hochtönenden Passagen der witzigen Grille, die den hölzern-dumpf klappernden Pinocchio auf dem Jahrmarkt-Rummel begleitet.
Musik erzählt Geschichte
Weniger von der fabulierenden Leichtigkeit des Seins als vom Ringen eines Volkes um sein Selbstbewusstsein zeugt der Titel »Tirol 1809« von Sepp Tanzer. Der ehemalige Gaumusikleiter von Tirol versetzte sich in die Lage seiner Vorfahren, als ihr Land von französischen Truppen besetzt wurde. Musikalisch präsent sind die Invasoren durch »Zitate« aus der Marseillaise.
Tanzer setzt den militärisch Überlegenen, die sich mit Pfeifen, Trommeln und Fanfaren ankündigen, die Waffen der heimischen Kultur entgegen: Kraftvolle bodenständige Choräle, Alphornklänge und heitere Lieder und Feste. Einmal mehr stellte die Stadtkapelle ihre musikalische Vielseitigkeit und Präzision unter Beweis.
Nach der Pause, die von den Besuchern zum erfrischenden Umtrunk und zur plaudernden Begegnung ausgiebig genutzt wurde, ging es mit »African Symphony« weiter im Programm. Wie nicht anders zu erwarten, gaben Trommeln den Takt für den unaufhaltsamen Gang einer Tier-Herde vor. Aus dem breiten Sound blitzten Trompetenstöße auf und ließen an die Rufe bedrohter Dickhäuter denken. Das Konzert wurde um eine besondere Facette bereichert.
Nicht fehlen durfte im Konzert mit Dirigent Rappenecker ein Titel der Filmmusik. Soundtracks von »James Bond 007« boten sich wegen ihrer bizarren Eröffnung und ihren schrillen Signalen, kombiniert mit einschmeichelnden Klangpassagen als reizvolle Herausforderung an. Die Darbietung zeigte, dass das Genre sich für ein anspruchsvolles Blasorchester geradezu anbietet.
Schließlich widmete sich die Stadtkapelle noch zwei Titeln, welche sich von modernen Tanzrhythmen mitnehmen lassen. Beim »Soul Bossa Nova« arrangiert von M. Myokoin glänzten Trompeter Robert Maier und Posaunist Georg Heitzmann mit ihren spritzigen Soli. Und beim Titel »Shall we Dance« lebte die jazzige Tanzwut der Zwanziger Jahre nochmals auf. Die Zeiten, in denen im Anschluss an das Cäcilienkonzert das Publikum zum Paartanz eingeladen wurde, sind schon länger vorbei. Alles hat seine Zeit. Auch das musikalische Wirken mit der Zeller Stadtkapelle hat seine Zeit. Dass es äußerst fruchtbar war, zeigte noch einmal Rappeneckers letztes Cäcilienkonzert.