Warum nicht Traditionen erfindungsreich weiterspinnen? Das Jahreskonzert des Zeller Gesangvereins »Frohsinn« vermag mit einem Streifzug durch die verschiedenen Epochen und Genres der Musik stets zu erfreuen und mit jeweils anderen musikalischen Gästen zu überraschen.








Am Samstagabend war das Gitarrenensemble »Saitentöne« auf der Bühne im sehr gut besuchten Kulturzentrum der Stadt. Beide Formationen begeisterten das Publikum mit einem abwechslungsreichen Programm.
Unter der Leitung von Tatjana Krause ist der gemischte Chor mit seinen Darbietungen zweifellos gewachsen, wirkt homogen, rund und vor allem vital. Traditionell stimmt der Chor sein Publikum mit einem ruhigen, besinnlichen Vortrag auf den Konzertabend ein. »Die Erde braucht Regen« und »Heimat« sind thematisch ebenso zeitlos wie tagespolitisch aktuell. Das war ein gelungener musikalischer Auftakt, bei dem der Gesangverein sogleich seine A-cappella-Tugenden vorführen konnte.
»Ungarischer Tanz« entpuppte sich vom ersten Takt an als eine Brahms-Vitalisierung oberster Güte und zeigte vortrefflich, wie der »Frohsinn« seinem Namen alle Ehre macht, bestens unterstützt von der souveränen Begleitung Adrian Sieferles am Klavier und Achim Bührers am Schlagzeug. Das gilt auch für das heiter durchpulste »Fröhlicher Tanz«, bei dem deutlich wurde, wie Tatjana Krause die Sängerinnen und Sänger artikulieren lässt – wie aus einem Mund, dabei beweglich und völlig anstrengungsfrei: Eine Chorkultur, wie man sie sich wünscht. Der große Beifall der Zuhörer bestätigte dies eindrucksvoll.
Engagiert und einfühlsam
Mit dem subtil gezupften »Dance« eröffnete das Ensemble »Saitentöne« unter der Leitung von Konrad Vollmer seinen Part. Die zwölf Gitarren – rhythmisch unterstützt von Richard Britz am Kontrabass – harmonierten in jeder Phase des Zusammenspiels perfekt. Die Gruppe verfügt offenbar über ein breit gefächertes Repertoire. Die frühbarocke »Irish Suite« erklang ebenso akkurat wie das an die berühmten »Vier Jahreszeiten« erinnernde »Spaß an Vivaldi« oder das schottische »Skye Boat Song«. Spannende Melodielinien erhoben sich über dem prägnanten Akkordspiel bei »Djangos Swing«, einem zauberhaft jazzigen Stück Gypsy-Musik, das die Zuhörer zu einem Beifallssturm hinriss.
Der zweite Auftritt des »Frohsinn« beruhigte die vom Jazz erhitzten Gemüter mit einem melodischen »Blue Bayou«, das sich im schlichten, gleichwohl anspruchsvollen Chorsatz wohltuend von den vielen kitschlastigen Versionen des Songs abhebt, die man im Radio hört. »Barkarole« aus der Oper »Hoffmanns Erzählungen« kam temperamentvoll und modellierte dynamisch klar eine eng am Notentext liegende Spannungskurve. Zum Höhepunkt geriet das mit deutschem Text gesungene »My Way«, ein Kult-Song Frank Sinatras. Der Chor trumpfte mit einem beachtlichen Klangvolumen auf und Jürgen Maiers sonore, vibratoreiche Stimme sorgte für ein Gänsehaut-Feeling. Den musikalischen Augenblick bei der Liedzeile »So war mein Leben« dehnte das so engagierte wie einfühlsame Dirigat Tatjana Krauses an den Rand der Zeitlosigkeit. Kaum enden wollender Beifall nach diesem Meisterstück der Choristen und der Musiker. Mit einem schwungvollen »An jenem Tag« ging es in die Pause.
Das Anmutig-Tänzerische in den beiden Sätzen der »Allemande« kehrten »Saitentöne« zu Beginn des zweiten Teils des Konzertabends schön hervor. Mit dem rhythmisch akzentuierten »The Entertainer« aus der Feder der Ragtime-Legende Scott Joplin sprang der Funke aufs Publikum über und viele wippten mit dem Fuß oder klatschten leise im Takt mit. »Die Trauminsel« und »Ragtime Fever« zeigten einmal mehr, wie hoch bei Konrad Vollmer und seinen Instrumentalisten eine so natürliche wie sinnliche Klangkultur im Kurs stehen. Diese ist wohl so »ansteckend«, dass bei »La Cucaracha« Perkussionist Achim Bührer spontan ein filigranes Bongospiel beisteuerte, sodass es auch für das mitklatschende Publikum kein Halten mehr gab. Ein voller Erfolg für »Saitentöne«, die man erst nach einer Zugabe wieder von der Bühne ließ.
Die Stimmung schien auch die Sängerinnen und Sänger erneut anzuspornen, denn mit »African Song« und »Boogie-Woogie« widmeten sie sich zum Einen der Gospeltradition, zum Anderen dem bekannten Jazzstil, wobei sie sich mit proncierter, lautmalerischer Artikulation durchaus auf choristisches »Neuland« begaben. Doch die ausgefeilten Klänge gefielen und die Rhythmus-Sektion mit Piano und Drums untermalte exzellent.
Mit »Lollipop« im derzeit angesagten Retro-Sound der 1950er-Jahre und dem Balladenklassiker »Time to say Goodbye« endete das triumphale Jahreskonzert des Zeller Gesangvereins. Reicher Beifall und lautstarke Zugabeforderungen, die der Chor und die Musiker mit Herbert Grönemeyers »Mambo« und dem nochmaligen »Boogie–Woogie« gerne erfüllten.
»Frohsinn«-Vorsitzender Falk Polap dankte allen Beteiligten vor und hinter der Bühne sowie für die Bewirtung der Gäste. Ein besonderer Dank erging an die Zeller Banken und die Geschäfte, die für die reichhaltige Tombola gespendet hatten.